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Interview29.03.2016

Schlagerkrieg im Digitalradio

Schlager-Paradies-Chef warnt vor öffentlich-rechtlichem Hase-und-Igel-Spiel

Herbert Pjede, Geschäftsführer Schlagerparadies GmbH Quelle: Schlagerparadies GmbH Herbert Pjede Schlagerparadies GmbH
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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Investitionen in Sparten-Programme brauchen einen fairen Wettbewerb, fordert Herbert Pjede, Geschäftsführer Schlagerparadies GmbH. Dieser sei nicht gegeben, wenn öffentlich finanzierte Medien sich aus einem Markt zurückzögen und bei einem Erfolg privater Anbieter zurückkehrten. Dabei sei gerade Schlager wichtig für DAB+.





Mehrere öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten starten digitale Schlager- oder Volksmusik-Sender oder haben diese bereits in Betrieb. Gehören diese Musikfarben in die Digitalradio-Nische?
Das ist in der Tat eine recht absurde Entwicklung. Als wir mit unserem DAB+ Angebot an den Start gegangen sind, haben viele öffentlich-rechtliche Sender vom Schlager Abschied genommen. Hörern, die sich darüber beschwerten, wurden recht brüsk beschieden, dass diese Musikrichtung niemand mehr hören wolle. Nachdem sich diese Einschätzung als falsch erwiesen hat und wir ständig steigende Hörerzahlen erzielt haben, schwenkt man um 180 Grad um. Unser unternehmerisches Wagnis und unser erheblicher finanzieller Aufwand wird jetzt "belohnt", indem sich die durch Rundfunkgebühren finanzierten öffentlich-rechtlichen Kanäle auf dem Acker breit machen, den wir eingesät haben.

Schlager und Volksmusik wenden sich traditionell an eher ältere Hörer. Ist die digitale Verbreitung gerade für diese Zielgruppen die richtige?
Das alte Schubladendenken gilt nicht mehr. Zumindest im Schlagerbereich ist die Aussage, dass Hörerschaft tendenziell Ü60 ist, falsch. Wir pflegen intensiven Kontakt zu unseren Hörern. Nicht zuletzt die von Radio Schlagerparadies präsentierten Schlagerstarparaden und Schlagernächte der Stars zeigen uns, dass es eine breite Masse von Schlagerfans gibt, die zur jüngeren Generation gehören. Neue, erfolgreiche Künstler wie Beatrice Egli, Vanessa Mai oder Andreas Gabalier haben eine echte Verjüngungskur bewirkt. Und diese Generation zeigt sich traditionell neuen Techniken gegenüber aufgeschlossen und tendiert klar zur neuen Digitaltechnik. Wir haben auch viele ältere Hörer, die sich wegen Radio Schlagerpartadies mit der DAB+ Technik vertraut gemacht haben und sich ein solches Gerät zugelegt haben.

Das Digitalradio DAB+ braucht nach Ansicht von Experten inhaltliche Angebotsvielfalt. Wie sehr können Schlager und Volksmusik der Verbreitungstechnologie nützen?
Gerade diese Genres sind immens wichtig für DAB+. Denn sie bieten musikalische Inhalte, die im UKW nur noch mit der Lupe zu finden sind. Ich denke dass es wenig Sinn macht, die auf UKW schon existenten Inhalte auch auf DAB+ zu übertragen. Interessant sind neue und andere Musikrichtungen für potenzielle Hörer im DAB+ Netz.

Die neuen öffentlich-rechtlichen Wellen stellen eine Konkurrenz zu privaten Anbietern dar. Wie schätzen Sie die Lage auf diesem Markt ein?
Private Initiativen und finanzielle Engagements können nur dauerhaft Früchte tragen, wenn es einen fairen Wettbewerb gibt. Fair ist es nicht wenn öffentlich finanzierte Medien sich aus einem Markt zurückziehen und später - wenn private Anbieter in diesem verlassenen Markt erfolgreich sind - wieder zurückkehren wollen. Das kann nicht im Sinn einer vielfältigen Medienwelt sein. Wenn dieses Beispiel Schule macht wird es in absehbarer Zeit keinen Investor mehr geben, der sich auf ein solches Risiko einlässt. Es ist wie die Geschichte von Hase und Igel. Der private Anbieter Hase rennt sich die Zunge aus dem Hals und der öffentlich-rechtliche Igel ist immer vorher am Ziel.

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