Die ersten Radiosender (u.a. der MDR) werben für den Sprachroboter Alexa. Mit sogenannten Skills sollen die Hörer ihr Radio künftig über Amazons Alexa hören. Was halten sie davon? Welches Potential haben Sprachroboter für den Hörfunk der Zukunft? Wie wird sich das ggf. inhaltlich auf das Radio auswirken?
In der letzten Dekade hat das Smartphone verändert, wie wir Audioinhalte konsumieren: In einer „Always-on“-Kultur ist Audio zu einem zentralen Medium geworden – überall und unterwegs erlebbar. Jetzt sind es die smarten Lautsprecher, die das Hörverhalten unserer Gesellschaft maßgeblich beeinflussen. Über 50 Millionen Smart Speaker sind in den USA bereits verkauft worden. In Deutschland waren es im letzten Jahr mehr als eine Million.
Immer schneller integrieren wir diese neuen Geräte in unser Leben: 13 Jahre dauerte es beim Fernsehen, um 50 Millionen Nutzer zu erreichen. Das Internet brauchte dafür 5 Jahre, das Smartphone 3 Jahre. Smart Speaker haben es innerhalb eines Jahres auf diese Nutzer-Zahl gebracht. Diese Entwicklung führt zu einer erkennbaren Veränderung in der Mediennutzung und zu einem gesteigerten Audiokonsum. Laut „The Smart Audio Report 2017“ hören 70% der Befragten mehr Audio seit sie einen Smart Speaker besitzen. 30% sagen, ihr TV-Konsum hat sich zugunsten der Smart Speaker Nutzung reduziert.
Das ist eine durchweg positive Entwicklung für unsere Gattung. Hier entstehen neben dem nach wie vor hohen linearen Audiokonsum an verschiedenen Touchpoints – im Bad & Co, in der Küche, auf dem Weg zur Arbeit, bei der Arbeit, auf dem Weg nach Hause, beim Einkaufen, beim Sport – zusätzliche Nutzungssituationen. Und es entstehen neue digitale Audioformate für veränderte Hörbedürfnisse. Das Thema Audio on Demand bekommt durch den aktuellen Podcast-Boom neue Dimensionen. Die bereits bestehende konvergente Nutzung von Audio-Angeboten etabliert sich weiter, das kontinuierliche Wachstum durch neue Kanäle, Plattformen und Produkten vergrößert die Relevanz digitaler Audioangebote.
Wie steht es um die Gefahr, dass sich die Medien nach dem Facebook-Skandal jetzt mit den Sprachdiensten in eine neue Abhängigkeit begeben? Oder anders gefragt: machen die Medien nach Facebook jetzt Alexa groß?
Ob wir wollen oder nicht: Smart Speaker lösen die nächste Revolution aus, die in der Zero Screen Era mündet. Die Bedeutung von Audio nimmt damit abermals zu: Die Stimme entwickelt sich zum nächsten Interface in der digitalen Welt und löst das „Tippen“ und „Wischen“ ab, das wir erst mit dem Smartphone gelernt haben. Zukünftig navigieren wir mit der Stimme durch die digitale Welt und interagieren auf sehr menschliche und emotionale Art im Dialog mit Geräten. Anfang des Jahres stellte Sascha Lobo in dem Zusammenhang fest: „Sprachsteuerung ist die bisher niedrigschwelligste Interaktion mit der digitalen Welt.“ Sprache, die natürlichste und unmittelbarste aller Kommunikationsformen, wird als Steuerungselement digitaler Angebote schnell zu einer Selbstverständlichkeit werden. Daher gilt es, diese Entwicklung als Chance zu begreifen und mit entsprechenden digitalen Audioprodukten zu gestalten.
Wie schätzen Sie das Potential der Sprachroboter in Bezug auf die Radio-Vermarktung ein, wenn Werbung stärker als im klassischen Radio individualisiert werden kann?
Die Sprachsoftware ermöglicht es, neue Interaktionsmöglichkeiten in einen Audiospot einzubauen. Werbekunden haben die Chance, ihre Botschaften im direkten Dialog mit ihren Kunden auszuspielen. Die Chance der individuellen Ansprache über Targeting und programmatische Auslieferung wird mithilfe intelligenter Kreation wirkungsvolle Kampagnen ermöglichen. Das wird Audiowerbung insgesamt zu weiteren Höhenflügen verhelfen.

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