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Hören bald alle nur noch über Alexa und Co?

Wie der BR die richtigen Audio-Inhalte für verschiedene Kanäle sucht

Jonas Bedford-Strohm, Digital Project Manager Bayerischer Rundfunk Quelle: Fabian Stoffers Jonas Bedford-Strohm Digital Project Manager Bayerischer Rundfunk 26.07.2018
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Alexander Hiller
Redakteur
Meinungsbarometer.info
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"Wenn die Adoptionsraten sich weiter so rasant entwickeln, werden Sprachassistenten zumindest die Infrastruktur der Distribution von Audio-Inhalten prägen", sagt Jonas Bedford-Strohm, der beim Bayerischen Rundfunk für Alexa und Co verantwortlich ist. Ob sich die Inhalte grundlegend verändern, mag er noch nicht voraussagen.







Sie arbeiten federführend für den BR am Alexa-Projekt. Warum ist Alexa für den BR interessant?
Nachdem in den letzten Jahren in der digitalen Mediennutzung das Bewegtbild im Hauptfokus stand, ist es eine spannende Entwicklung, dass nun mit Podcasts und Sprachassistenten auch Audio-Produkte wieder stärker in den Fokus treten. Die ersten Studien zeigen, dass die Voice-Assistenten tatsächlich die Audionutzung verstärken, inbesondere in den Bereichen Radiostreams, Musikstreaming und Podcasts. Eine Studie hat sogar feststellen können, dass eine verstärkte Alexa-Nutzung zum Teil mit einer leicht reduzierten Fernseh- und Handynutzung korreliert. Das ist bemerkenswert. Wenn zudem die Annahme der Sprachassistenten unter den Nutzern schneller erfolgt als beim iPhone und die Sprachassistenten unter den am stärksten gefragten Geräten auf Amazon und in den Charts der App-Stores sind – dann müssen wir als öffentlich-rechtliche Medienhäuser diese Entwicklung wachsam verfolgen und erste Kompetenzen durch Pilotprojekte erarbeiten. Durch die öffentliche Finanzierung ist uns natürlich wichtig, dass wir dort sind, wo die Menschen sich aufhalten und Medien nutzen – und deshalb unsere Produkte dort auch erwarten.

Welches Potential haben Sprachroboter für den Hörfunk der Zukunft? Wie wird sich das ggf. inhaltlich auf das Radio auswirken?
Wenn die Adoptionsraten sich weiter so rasant entwickeln, werden Sprachassistenten zumindest die Infrastruktur der Distribution von Audio-Inhalten prägen. Ob sich die Inhalte grundlegend verändern, lässt sich nicht seriös voraussagen. Bisher sieht es allerdings danach aus, dass die Menschen den traditionellen Nutzungsfall des Livestreams nach wie vor sehr schätzen. Unser Konzept ist daher bisher, vor allem unsere Stärke in der Produktion des redaktionell kuratierten Radiostreams auszuspielen, entsprechend den Livestream als Basisprodukt zu nutzen und dann Mehrwert durch eine interaktive Tiefenschicht einzubauen. In unserem BAYERN 3-Skill kann man sich während des Streams zum Beispiel erkundigen: „Alexa, was läuft auf BAYERN 3?“ Vermutlich wird der Verkauf der Smart-Home-Geräte mittelfristig stagnieren und die Sprachassistenten hinter diesen Geräten in andere Alltagsgegenstände integriert werden: Kühlschränke, Autos, Kopfhörer und vieles mehr. Insofern diversifizieren sich die Ausspielwege weiter. Unsere traditionelle Expertise wird dadurch jedoch nicht irrelevant. Im Gegenteil: Unsere Audiokompetenz wird eine noch größere Stärke in der vielfältigen digitalen Medienlandschaft.

Wie steht es um die Gefahr, dass sich die Medien nach dem Facebook-Skandal jetzt mit den Sprachdiensten in eine neue Abhängigkeit begeben? Oder anders gefragt: machen die Medien nach Facebook jetzt Alexa groß?
Selbstverständlich darf kein Medienmacher – ob öffentlich-rechtlich oder privatwirtschaftlich organisiert – die Augen verschließen vor möglichen Machtasymmetrien in der Gatekeeper-Funktion im Medienbereich. Zu den klassischen Gatekeepern Redaktion, Verlag und Rundfunkanstalt sind nun zusätzlich eine Reihe von Technologie-Unternehmen gestoßen, die ohne Frage einen großen Einfluss durch ihre Plattformgestaltung ausüben können. Deswegen wird für alle Medienmacher wichtig sein, nicht nur auf eine einzige Voice-Plattform zu setzen, sondern die Produktentwicklung breiter zu streuen. Das ist natürlich in der Praxis nicht ganz einfach, da bei knappen Ressourcen immer Prioritäten gesetzt und nicht alle Plattformen gleichermaßen bespielt werden können. Deswegen gilt es, die Marktentwicklung genau zu beobachten und die eigene Strategie immer wieder zu überdenken und anzupassen.

 

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