Amazon wird in der kommenden Saison 1. und 2. Bundesliga und DFB-Pokal im Audio-Stream übertragen. Welche Auswirkungen erwarten Sie auf den Radiomarkt?
Auf den klassischen Radiomarkt wird kurzfristig die Auswirkung u.E. überschaubar bleiben: hier dürfte die ARD zunächst die traditionelle Fußballklientel halten können. Mittelfristig kann sich dies jedoch deutlich ändern, wenn es Amazon gelingt, Fußball durch eine neue Programm-Dramaturgie in der Audio-Übertragung auch spannend für (jüngere) Zielgruppen außerhalb der traditionellen Fußball-Hörerschaft zu machen. Hier ein nachhaltiges Standing aufzubauen und auch für die Nicht-Spieltage attraktive Nutzungsformen zu entwickeln, das dürften dafür die programmlichen Herausforderungen sein.
Amazon ist mit seiner Bundesligaübertragung da natürlich auch eine spannende Erweiterung in der Streaminglandschaft im Gesamt-Audiomarkt. Dieser ist bislang im Schwerpunkt eher musikorientiert. Mit den Podcasts ist hier schon eine erste Veränderung Richtung Wort-Content spürbar, auch wenn diese Veränderung in Bezug auf die Gesamtreichweite noch marginal ausfällt. Hier erfolgreich differenzierend andere Schwerpunkte zu setzen, das dürfte dem Online-Audiomarkt deutlichen Auftrieb geben und ihn weiter in Richtung eines selbstverständlich genutzten Medium der Gesamtbevölkerung entwickeln.
Die Übertragungen werden werbefrei sein, so wie häufig auch beim Platzhirsch, der Bundesliga-Schlusskonferenz bei den ARD-Wellen – verschenktes Potenzial?
Das kommt darauf an, aus welcher Perspektive man das sieht. Aus Sicht von Amazon ist da sicherlich kein verschenktes Potenzial zu sehen - schließlich dürfte es ihnen ja eher darum gehen, das eigene Abonnement Amazon Prime mit einem, möglichst viele Lebensbereiche umfassenden Charakter für die eigenen Nutzer auszustatten. Und da dürfte Werbung Dritter zumindest in der Aufbauphase eher störend wirken.
An sich sind Fussballübertragungen als Programmumfeld für einzelne Produktgattungen attraktiv. Ein ganzer Fussballkanal hat allerdings die nicht leichte Aufgabe, horizontal über die Woche einigermaßen gleichbleibend Reichweite aufzubauen, wenn er zusätzlich auch kampagnenfähig für die Werbetreibenden sein will. Deshalb ist es auch spannend, was Amazon da alles künftig veranstalten wird, um zu schauen, ob eine solche horizontale Programmbindung erfolgreich umgesetzt werden kann.
Die Übertragungen werden von umfangreichen digitalen Zusatzinhalten begleitet. Welche Vermarktungschancen haben solche datenfokussierten Angebote?
Grundsätzlich erlauben solche datenfokussierten Angebote ein zielgruppenspezifisches Targeting und damit ein sehr genaues Ausspielen von Audiospots. Wenn Zielgruppenbestimmung sowie die dazugehörige Datenprofilierung stimmig sind und gleichzeitig die Werbebotschaft richtig gestaltet ist, dann hört der Nutzer idealerweise allein das, was für ihn persönlich relevant und somit auch nützlich ist. Generell bieten wir im Bereich Digital Audio schon eine deutlich größere Breite an Zielgruppen-Targeting an. Wenn ein Player wie Amazon mit dazukommt, hilft das auch unseren Möglichkeiten mehr in den Focus der Werbungstreibenden zu rücken. Im Ergebnis steigert eine solche Personalisierung der Werbeaussendung natürlich dann auch die Werbewirkung.
Offen gesagt: ganz so weit sind wir im Audiomarkt noch nicht - aber fleißig wie wir sind, arbeiten wir daran.
Erwarten Sie künftig auch weitere Bewegung im Markt der Audio-Sportrechte – und wie schätzen Sie die Vermarktungschancen anderer Sportarten ein?
Da wird sich u. E. in vielen Fällen die Frage nach der jeweils kritischen Größenordnung stellen. Die Antwort mag im Podcastbereich anders ausfallen, aber im Live-Übertragungsbereich dürfte es vermutlich eher schwierig werden, wirklich wirtschaftlich tragfähige Lösungen für Sportarten jenseits des Fußballs in den Audio-Markt zu bringen. Vielleicht macht eine 'all- sports'-Plattform im Audiomarkt künftig Sinn, auch wenn beim Sport die visuelle Alternative meist die mengenmäßige Audio-Nutzergunst von vornherein limitiert. Insofern sind wir da im Moment in unserer Einschätzung eher skeptisch, lassen uns aber gerne auch vom Gegenteil überzeugen.
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