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Hey Siri ... hör mal weg!

Datenschutz-Probleme bei Sprachassistenten und Smart-Home-Anwendungen und dezentrale Lösungen wie Edge Computing

Frederick Richter, Vorstand Stiftung Datenschutz Quelle: Stiftung Datenschutz Frederick Richter Vorstandsvorsitzender Stiftung Datenschutz 04.02.2019
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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Frederick Richter von der Stiftung Datenschutz stellt fest, "dass das Bewußtsein für den Schutz der eigenen Daten zunimmt und Verbraucherinnen und Vebraucher bei der Entscheidung über den Gebrauch ihrer digitalen Tools auch datenschutzrechtliche Fragen einzubeziehen". Der studierte Jurist war Referent und Datenschutzbeauftragter des Bundesverbandes der Deutschen Industrie und Berater im Deutschen Bundestag zur Urheberrechts- und Netzpolitik. 2013 wurde er zum Vorstand der von der Bundesregierung neu gegründeten Stiftung Datenschutz berufen.







Sprachassistenten wie Alexa und Siri erfreuen sich großer Beliebtheit und können für viele Menschen eine wirkliche Hilfe im Alltag darstellen. Ebenso bieten sie zahlreiche Funktionen, die in den digitalen Lifestyle junger Menschen passen. Kurz nach dem Weihnachtsgeschäft nannte Amazon erstmals Verkaufszahlen: 100 Milionen Mal steht allein Alexa in den Haushalten weltweit. Und man darf davon ausgehen, dass sich der Trend zum Smart Home noch verstärken wird, wenn die Anwendungen über das Abspielen von Musik, das Vorlesen von Kochrezepten oder das Schließen der Fensterläden hinausgehen. Dabei stehen diese Geräte immer wieder wegen unzureichendem Datenschutz in der Kritik. Die Anbieter äußern sich nicht klar darüber, was mit den Spracheingaben passiert, ob Kunden wirklich durchgehend abgehört werden (können) und inwieweit sich Unbefugte Zugang in die Privatsphäre der Nutzer verschaffen können.

Daher begrüßen wir die Entwicklung datenschutzfreundlicher Alternativen zu Siri, Alexa und Cortana sehr. Digitale Anwendungen basieren auf Algorithmen, die mit qualifizierten Daten in großer Menge geformt werden müssen, um ihnen das Lernen zu ermöglichen. Hier könnte das sogenannte Edge Computing eine Chance sein. Dabei werden die Daten dezentral und nah am Nutzer gesammelt und verarbeitet. Dies könnte auch der Router übernehmen, erklärte jüngst ein Forscher der TU München – die Daten bleiben (auch) im Einflussbereich des Nutzers. Jedoch bleibt hier abzuwarten, ob überhaupt die erforderliche Rechenleistung für KI-Anwendungen verfügbar ist. Andere Anbieter bauen diese gleich ins Gerät ein und speichern die Daten gar nicht erst in weit entfernten Rechenzentren – außerhalb des Zugriffs der Europäischen Datenschutzgrundverordnung. Auch diese Anbieter müssen sich nicht nur im Nutzeralltag bewähren, sondern auch überzeugende Konzepte zur Speicherung, Löschung und Verarbeitung von Daten vorlegen. Ob diese Angebote mit der Bequemlichkeit der Cloud-basierten Dienstleistungen mithalten können, wird sich zeigen, wenn Daten einfach geteilt und gemeinsam genutzt, kostengünstig gespeichert und wieder gelöscht werden sollen. Datensparsamkeit darf ruhig etwas kosten, auch wenn viele Nutzerinnen und Nutzer eher an Geld sparen. Eine Mentalität, die auf Dauer teuer zu stehen kommen wird.

Selbstverständlich sind wir in unserer unabhängigen Bundesstiftung keine Marktanalysten, aber schon jetzt sehen wir, dass das Bewußtsein für den Schutz der eigenen Daten zunimmt und Verbraucherinnen und Vebraucher bei der Entscheidung über den Gebrauch ihrer digitalen Tools auch datenschutzrechtliche Fragen einzubeziehen. Somit wird es einen Markt geben. Ob sich neue Anbieter gegen die Marktmacht von Amazon, Google und Apple durchsetzen können, die nicht nur über praktisch unbegrenzte finanzielle Möglichkeiten, sondern auch über rieseige Datenpools verfügen, möchte ich nur vorsichtig optimistisch bewerten – zumal Sprachassistenten mit lokaler Datenverarbeitung deutlich teurer sein werden. Der Markt wird von Analysten auf über 300 Millionen geschätzt – Konkurrenz belebt vielleicht nicht nur das Geschäft, sondern auch den Schutz der Privatsphäre.

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