Die RTL-Mediengruppe hat ihre Absicht bekräftigt, eine langfristige Fortsetzung der terrestrischen Fernsehverbreitung zu prüfen. Dafür wird der private Fernsehveranstalter zunächst die Verlängerung der Zuweisung der DVB-T-Frequenzen über das Jahr 2014 hinaus formal und fristgerecht beantragen. Entgegen anderslautenden Medienberichten ist dies jedoch noch geschehen, stellt RTL im Meinungsbarometer Digitaler Rundfunk klar. Wie Dr. Tobias Schmid, Bereichsleiter Medienpolitik der Mediengruppe RTL Deutschland,
dem Fachinformationsdienst sagte, wird das der erste wichtige Schritt sein, um diesen Verbreitungsweg neu zu bewerten. „Klar muss aber auch sein, dass wir weiterhin ein gemeinschaftliches und zukunftstaugliches Konzept aller Sender für die Terrestrik benötigen.“ Dafür brauche es nach Aussagen Schmids neben einem zukunftsfähigen Geschäftsmodell vor allem auch veränderte wettbewerbsrechtliche Rahmenbedingungen, um der hiesigen Medienbranche die Chance zu geben, die dramatischen technologischen Umwälzungen im Interesse des Marktes mitgestalten zu können.
Auf Wohlwollen stoßen die RTL-Pläne im Lager des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. So begrüßt Dr. Andreas Bereczky, Produktionsdirektor beim ZDF, nach dem klaren Bekenntnis von ZDF und ARD zur Zukunft der Terrestrik und den positiven politischen Signalen zur Sicherung des Frequenzspektrums, dass nun auch die RTL-Gruppe den vor längerer Zeit bereits angekündigten Ausstieg aus der Terrestrik zum Jahresende 2014 noch einmal überdenken will. Für Bereczky wäre ein Verbleib der beiden großen privaten Sendergruppen in diesem Übertragungsweg ein großer Schritt für einen erfolgreichen Umstieg auf DVB-T2 und zur Sicherung des Antennenfernsehens als attraktiven Empfangsweg auch in der Zukunft.
Verbessert haben sich die Zukunftschancen der digitalen Terrestrik aufgrund der RTLAnkündigung auch nach Ansicht von Dr. Jürgen Brautmeier, dem Vorsitzenden der Direktorenkonferenz der Medienanstalten (DLM) und Direktor der Landesanstalt für Medien NRW (LfM). Wie Brautmeier dem Meinungsbarometer Digitaler Rundfunk sagte, besteht jetzt wieder die Chance, gemeinsam mit der Medienpolitik nach zukunftstauglichen Lösungen zu suchen, die die Interessen von Rundfunk und Mobilfunk gleichermaßen berücksichtigen.
Für Holger Meinzer, Leiter Business Unit TV beim DVB-T-Sendernetzbetreiber Media Broadcast, wird aufgrund der RTL-Pläne die Tür zur Schaffung eines zukunftsfähigen attraktiven terrestrischen Angebots geöffnet, mit sowohl öffentlich-rechtlichen als auch privaten Inhalten. Zudem kündigte Meinzer im Meinungsbarometer Digitaler Rundfunk an, die Gespräche mit allen Marktteilnehmern fortzusetzen, eine erfolgreiche Migration auf DVB-T2 mit einem entsprechenden Geschäftsmodell auf den Weg zu bringen. Hintergrund des Umdenkens der RTL-Mediengruppe zugunsten der Terrestrik ist der im Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD festgeschriebene Passus, dass bei der künftigen Frequenzplanung die notwendigen Voraussetzungen für einen Umstieg auf DVB-T2 erhalten bleiben müssen. Dazu sollen schon bald in einer Bund-Länder Arbeitsgruppe erste konkrete Schritte ausgearbeitet werden.