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Interview

„Emotionen gehen über das Design“

Interview mit BMW-Chefdesigner Adrian van Hooydonk

Adrian van Hooydonk, Chefdesigner bei BMW Quelle: BMW AG 31.10.2012

Herr van Hooydonk, was macht heute gutes Industriedesign aus?

Van Hooydonk: Industriedesign sollte zu allererst immer Probleme lösen und Funktionalitäten ermöglichen, aber darüber hinaus denke ich, wenn es gut gemacht ist, kann und soll es emotional ansprechen. Den Leitspruch „Form follows Function“ finde ich zu kurz gedacht. Ich denke, es muss darüber hinaus gehen: Das Produkt muss so ästhetisch und emotional ansprechend sein, dass die Menschen sich gerne damit beschäftigen und zeigen oder es sogar länger behalten wollen. Wir bei der BMW Group machen hochemotionales Design, das authentisch ist und zukunftsorientiert. Mit authentisch meine ich, dass das Produkt auch das zeigt, was man erleben kann, wenn man es fährt. Darüber hinaus haben alle unsere Produkte einen eigenständigen Charakter, aber sind immer noch ganz klar erkennbar zur BMW Familie zugehörig.

Wie lässt sich hohe Funktionalität mit visionärem Design verknüpfen?

Viele Menschen denken, dass das Design immer in Konflikt steht mit der Technik. Wenn man sich aber als Industriedesigner versteht, dann ist die funktionale Komponente Grundvoraussetzung. Die Technik muss Hand in Hand gehen mit dem Design und umgekehrt. Man muss dem Kunden hochwertige Technik bieten, dazu aber auch Emotionen – und das geht primär über das Design. Das Schöne an BMW ist, dass die Techniker das wissen und wir gemeinsam die besten Lösungen erarbeiten können.

Wie wird man zum Trendsetter einer ganzen Branche?

BMW ist ein Unternehmen, das schon immer großen Wert darauf gelegt hat, Zukunft denken zu können. Wir beobachten kulturelle und soziale Strömungen auf der ganzen Welt und sind in engem Kontakt mit unseren Kunden, um ihre individuellen Bedürfnisse und Wünsche zu identifizieren. Denn letztlich ist es für uns von entscheidender Bedeutung, den Kunden im Auge zu haben, wenn wir ein neues Automobil designen, das emotional bewegend ist und eine langfristige Faszination hervorrufen soll. Für uns bedeutet das, dass unsere Produkte weitaus mehr sind als die Summe ihrer Funktionen. Um dieses hochgesteckte Ziel zu erreichen, entwickeln wir eine unabhängige und authentische Formensprache, die zur Marke passt und unter der Berücksichtigung ihrer starken Herkunft zugleich ihre Zukunft formt.

Gibt es allgemeingültige Designstrategien aus dem Automobilsektor, die auch auf andere Bereiche, wie die Unterhaltungsgeräteindustrie oder das neue Digitalradio übertragbar sind?

Für das Automobildesign stellt das Thema Interface aktuell eine große Herausforderung dar. Neue Technologien, Materialien aber auch das Nutzungsverhalten ändern unsere Wahrnehmung von „fahren“ in einem Auto. Hier fließen Informationen und Erkenntnisse aus verschiedensten Branchen zusammen. Auch die Unterhaltungsindustrie ist für uns eine Quelle der Inspiration, umgekehrt denke ich, dass auch unser Design und die komplexen Lösungen unserer Fahrzeuge für Kreative aus verschiedensten Branchen inspirierend sein können.

Oft greift modernes Design technischen oder inhaltlichen Dingen voraus. Woran arbeitet Ihr Unternehmen derzeit?

Wir glauben daran, dass die individuelle Mobilität weiterhin der bestimmende Faktor in unserer Fortbewegung bleiben wird. Meiner Meinung nach wird man in Zukunft Effizienz im Fahrzeugdesign stärker wahrnehmen. Dazu gehören die visuelle Darstellung von Aerodynamik und eine sichtbare Leichtbautechnik. Zudem erwarten wir, dass die Motoren durch neue Antriebstechnologien kleiner werden und dadurch mehr Platz für den Innenraum zur Verfügung steht. Die neue BMW Ästhetik wird all diesen Veränderungen Rechnung tragen. Wir wollen eine Ästhetik, die effiziente Dynamik als natürlichen Teil unserer Formensprache zeigt.

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