Weltweit werden Archive digitalisiert. Welche Vorteile haben digitale Archive für Anwender und Nutzer?
Digital vorliegende, rechtefreie Unterlagen bieten die Möglichkeit, zu jeder Zeit von jedem Ort aus eingesehen und reproduziert werden zu können. Ein oftmals aufwändiger Besuch im jeweiligen Archiv kann dadurch entfallen. Zugleich werden so Bestände, die weniger bekannt sind, durch Suchmaschinenabfragen ermittelbar und können umfassender genutzt werden. Zugleich werden die analogen Originale geschont, so dass sie besser erhalten werden können.
Welche Datenträger und -formate sollten zur Archivierung genutzt werden? Und warum?
Die Auswahl der Datenträger und -formate hängt von Art und Funktion der gespeicherten Informationen ab. Kriterien sind u. a. eine große Offenheit, weite Verbreitung, geringe technische Komplexität, fehlende Verschlüsslungen, große Robustheit und geringe Abhängigkeiten von anderen Ressourcen der Formate. Daten mit hoher Zugriffshäufigkeit müssen eher auf kostspieligen perfomanten Medien, zumeist Festplatten, gesichert, selten angeforderte können auf preiswerteren Offline-Medien ausgelagert werden.
Welche Maßnahmen werden ergriffen, um eine technische Abnutzung von gespeicherten Daten zu vermeiden?
Digitale Trägermedien haben nur eine vergleichsweise kurze Haltbarkeit. Daher müssen die digital gespeicherten Daten regelmäßig auf ein neues Trägermedium übertragen werden, um Informationsverluste zu verhindern. Dafür hat sich das Verfahren der Migration in festen Zeitrhythmen durchgesetzt.
Wie sollten die digitalisierten Daten zugänglich gemacht werden?
Vor dem Hintergrund, dass der potentielle Nutzerkreis von Archiven sehr heterogen ist und Archive die Lesbarkeit ihrer digitalen bzw. digitalisierten Daten über lange Zeit und viele Softwaregenerationen hinweg sichern müssen, sollten digitale Daten über IT-Systeme zugänglich und lesbar gehalten werden, die html-kompatibel sind. Dieser Standard gilt weltweit.
Können und sollten digitale Archive die klassischen analogen Archive künftig vollends ersetzen?
Analoge Archive behalten im digitalen Zeitalter ihre einzigartige Funktion. Zum einen ist es aus Kostengründen aufgrund des großen Umfangs nicht sinnvoll, alle Unterlagen eines Archivs zu digitalisieren. Allein das Landesarchiv Schleswig-Holstein umfasst derzeit 42.000 laufende Meter Unterlagen. Zum zweiten müssen Archive Rechtssicherheit für die Bürgerinnen und Bürger wie für die Verwaltungen garantieren. Daher müssen die Originale aufbewahrt werden, auch um Fehler beim Scannen beheben oder im Falle eines Datenverlusts Rechte sichern zu können. Zum dritten haben analoge Dokumente, z. B. mittelalterliche Urkunden oder Staatsverträge, durch ihre äußere Form und Gestaltung einen intrinsischen Wert und somit eine zentrale Funktion für das Geschichtsbewusstsein der Menschen. Dies wird in den viel besuchten historischen Ausstellungen in Archiven, Bibliotheken und Museen immer wieder deutlich.