Amazon wird in der kommenden Saison 1. und 2. Bundesliga und DFB-Pokal im Audio-Stream übertragen. Welche Bedeutung haben Audio-Übertragungen für Sie im Medien-Mix?
Audio-Übertragungen haben beim 1. FC Nürnberg im eigenen Medien-Mix eine große Bedeutung. Wir bieten unseren Anhängern mit dem Fanradio seit zwei Jahren ein Angebot, das wir zu den Heimspielen kostenlos auf der Homepage des 1. FC Nürnberg einbetten. Drei erfahrene Reporter unterstützen den Club schon, künftig wollen wir das Audio-Angebot ausbauen. Wir wollen den Live-Stream in unsere Club-App einbetten. Außerdem sollen im Laufe dieser Spielzeit auch erstmals ausgewählte Auswärtsspiele für Club-Fans live zu hören sein. Auch im externen Medien-Mix sind Audio-Übertragungen wichtig für den 1. FCN, was an der Dichte regionaler und überregionaler Radiosender deutlich wird, die laufend über den Club berichten. Mit dem Funkhaus Nürnberg pflegen wir seit Jahren eine Medienpartnerschaft. Das Radio gewinnt aus unserer Sicht durch die veränderte TV-Rechte-Situation an Reichweite. Live-Fußball gibt es kaum noch frei im TV zu empfangen und es wird für den Fan immer schwieriger, zu schauen, da Eurosport, DAZN und RTL Nitro zu SKY, ARD, ZDF und Sport1 als Fußballsender hinzugekommen sind.
Sie berichten über Ihre Spiele auch in einem eigenen Audiostream – welche Auswirkungen haben die Audio-Aktivitäten von Amazon darauf?
Die Vereinsmedien konkurrieren nicht mit den externen Medien, sie sind ein Zusatz. Wir haben inzwischen einen treuen Hörerstamm, adressieren mit der rot-schwarz gefärbten Kommentierung bewusst unsere Anhänger. Unsere Fans steuern die Vereins-Berichterstattung wegen der Vereinsbrille an. Neben Vorberichterstattung und Halbzeit-Interviews mit Akteuren des Club sprechen wir zudem in jeder Live-Reportage mit einem prominenten Experten, oft einem ehemaligen Spieler des 1. FCN, wie Marek Mintal oder Thomas Brunner. Bei Highlight-Spielen kommentiert Radioreporter-Legende Günther Koch. Das gibt es bei Amazon nicht.
Die Übertragungen werden mit einer Reihe von digitalen Zusatzangeboten begleitet. Welche Bedeutung spielen Online-Statistiken, Ticker, Apps usw. aus Ihrer Sicht für die Wahrnehmung Ihres Vereins in der Öffentlichkeit?
Wer ein Club-Spiel in unserer App verfolgt, kann dazu die Statistiken zum Spiel lesen, live unser Fanradio hören und den Live-Ticker verfolgen. Unmittelbar nach Abpfiff steht der Spielbericht zur Verfügung, es folgen eine Fotogalerie, die Pressekonferenz nach dem Spiel und ein Video eines Spielers mit einer persönlichen Einschätzung zum Spiel. Wir wollen auf verschiedenen Wegen unsere Fans erreichen und versorgen, eine Rundumversorgung bieten. Wir planen noch in der laufenden Saison, an Spieltagen einen Matchday-Modus über die Club-App zu legen, um am Spieltag eine noch umfangreichere Berichterstattung anbieten zu können. Das schließt den Ausbau der Nutzung von Statistiken, Ticker und anderer Inhalte ein. Unsere Spieler nutzen ihre eigenen Kanäle, um sich selbst in Szene zu setzen, zu vermarkten und mit den Fans in Kontakt zu treten. Viele der jungen Spieler sind begeistert bei der Sache, was uns für die Vereins-Berichterstattung in den Sozialen Medien sehr hilft. Das gibt uns die Möglichkeit, Inhalte abzubilden, zu denen externe Medien keinen Zugang haben. Im Trainingslager haben wir beispielsweise jeden Tag einem Spieler den SnapChat-Account des 1. FC Nürnberg überlassen.
Erwarten Sie künftig weitere Bewegung im Markt der Audio-Sportrechte?
Ob weitere Audio-Bewerber auf den Markt drängen, ist schwer vorhersehbar. Bei Amazon dachte man bis vor kurzem auch nur an Bücher, Bügeleisen und Staubsauger. Wenn Amazon mit seinem Fußball-Angebot erfolgreich ist, könnte sich ein langfristiges Engagement lohnen. Das ist angesichts der Finanzkraft von Amazon durchaus realistisch. Eine künftige Splittung der Audio-Rechte, wie im TV-Bereich, würde die Situation theoretisch noch diffiziler für Fans machen. Es wird interessant, wie Vereine mit der veränderten TV- und Audiorechtesituation umgehen, denn die Audio-Berichterstattung wird aus unserer Sicht wichtiger. Sport1 FM als Vorgänger von Amazon war frei zu empfangen, der Amazon-Stream muss von Fans abonniert werden. Vielleicht wird es künftig mehr Vereine geben, die ein Fangradio anbieten. Es kann eine Chance sein, die eigene Reichweite auf diesem Kanal zu erhöhen.
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