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DAB+ Roll-out braucht klaren Abschalttermin

Warum sich der Markt ohne verbindliches Abschaltszenario nicht schnell genug bewegt

Kein Küchenradio und auch kein Autoradio würde ohne dieses Detail funktionieren: Antennen sind für den Empfang von terrestrischem Radio ein wichtiges, aber auch das meist unterschätzte Detail. Antennen aus Thüringen waren bereits seit den frühen Jahren der DDR ein Begriff. Heute stecken die Antennen der ANTENNENTECHNIK Bad Blankenburg (ATBB) auf Dächern von PKW, LKW, Wohnmobilen, Bussen und auf Behörden-Fahrzeugen. Antennen, Made in Germany. Durch die Einführung von DAB+ in Europa und durch den Switch von UKW auf DAB+ in Skandinavien hat die Firma aus Thüringen einen wirtschaftlichen Push erhalten. Aber auch die konsequente Neuausrichtung auf ein modernes Technologieunternehmen, gepaart mit geschäftlichem Weitblick und einer exzellenten Fachkräfte-Strategie hat die ATBB auf eine Pull-Position einer auf Zukunft ausgerichteten Firma gesetzt. Meinungsbarometer.info sprach mit dem Geschäftsführer der ATBB, Dr. Michael Weber.

BILDERGALERIE

Herr Dr. Weber, im vergangenen Jahr gab es für die ANTENNENTECHNIK Bad Blankenburg zwei große Meilensteine. Ihre Firma ist von Bad Blankenburg nach Weimar gezogen und Sie haben Mitte des Jahres 2017 die Geschäftsführung übernommen.  Was war der ausschlaggebende Punkt für diese beiden Veränderungen?
Ich bin bereits zum 01.01.2016 bei ATBB als Geschäftsführer eingestiegen, allerdings erst später als alleiniger Geschäftsführer benannt worden. Ich bin auch ganz bewusst in eine kleine Firma gegangen, weil auch meine Eltern eine kleine Firma im Schwarzwald hatten. Und das hat mich geprägt. So dass ich über die Stationen BMW und Kathrein in eine Firma der richtigen Größenordnung angekommen bin. Hier kann man in kurzer Zeit viel bewegen. Bereits zu meinem Einstieg war schon klar, dass die Firma umzieht, weil die räumlichen Gegebenheiten in Bad Blankenburg zu eng wurden. Die Firma befand sich verkehrstechnisch in einer Sackgasse. Die LKW konnten nicht ausreichend rangieren und man musste auf der Straße mit dem Gabelstapler ausladen. Und es hat sich auch abgezeichnet, dass wir uns stark in Richtung „Technologieunternehmen“ entwickeln werden, was am Standort Deutschland eine wichtige Voraussetzung ist. Diesen Impuls und diese Aufbruchstimmung habe ich hier ganz klar mit eingebracht.

Wieso haben Sie sich gerade diesen Standort hier in Weimar ausgesucht?
Hier spielen verschiedene Kriterien eine Rolle. Dass wir jetzt an der Lebensader in Thüringen, an der A4 sitzen, das ist nur logisch. Auch die Grundstücksgröße und Umgebung spielte eine große Rolle bei der Auswahl. Auch Kultur und Technologie miteinander zu verbinden, hat schon eine kleine Mission. Wir freuen uns auch sehr, dass uns die langjährigen Mitarbeiter trotz des Umzugs die Treue gehalten haben, was wir mit einem kostenlosen Shuttleservice von Bad-Blankenburg nach Weimar untermauern, den die Firma voll finanziert und wir täglich in vier Busschleifen, drei Schichten und einer Büroschicht die Mitarbeiter hierherbringen. An diesem Standort konnten wir die Produktions- und die Lagerfläche noch einmal deutlich erweitern.

Was bedeutet die Entwicklung von DAB+ für Ihre Firma?
Ich gebe Ihnen ein eindrucksvolles Beispiel: Im Jahr 2016 lag der Anteil unserer verkauften DAB+ haltigen Produkte im Vergleich zu allen Produkten, die wir verkauft haben, bei etwa 13 Prozent. Schon im Jahr 2017 lagen die DAB+ haltigen Produkte bei 38 Prozent. Ohne Frage, die Entwicklung von DAB+ hat unserer Entwicklung einen starken Schub gegeben. In erster Linie sind viele Antennen bereits entwickelt und warten nur noch auf ihren Einsatz. Das bedeutet, dass immer mehr Antennen auch DAB+ enthalten, die früher noch kein DAB+ enthalten haben. Wir haben ein reichhaltiges Portfolio von mehreren hundert Antennenvarianten anzubieten. Das bedeutet für uns, dass wir bereit sind für den Roll-out auch hier in Deutschland. DAB+ ist zum festen Bestandteil unserer Antennenplattformen geworden, die nahezu jede Kombination von Antennenvarianten beinhalten. Darunter sind auch viele Speziallösungen für Wohnmobil-Anbieter, Bushersteller und LKW-Hersteller.

Haben Sie vom Roll-out in Norwegen profitiert?
In Norwegen sind wir sehr erfolgreich über norwegische und schwedische Distributoren in den Markt gekommen, fast schlagartig (lacht). Da wünscht man sich, dass der Einführungsprozess etwas besser koordiniert worden wäre. Wir haben aber sehr deutlich das Abschalt-Szenario in Norwegen bemerkt und das ist ein wichtiges Thema, über das wir immer wieder sprechen sollten, um auch unsere Schlüsse für den Roll-out in Deutschland zu ziehen. Norwegen wird auch sehr stark über Schweden bedient und es gibt dort starke Distributoren, die dort ihre Lager gefüllt haben, um die Produkte dann sukzessive auch an den norwegischen Markt zu geben. Sie haben innerhalb des letzten halben bis dreiviertel Jahres sehr große Stückzahlen bestellt. So dass wir uns so langsam auf den Post-Roll-out-Betrieb einstellen können. Jetzt kommt gegebenenfalls noch eine zweite Welle, aber die ist noch nicht so ganz genau vorhersehbar. Wir sehen alle an diesem Beispiel, dass es sehr wünschenswert wäre, dass dieser Prozess auch hier in Deutschland von einem Projektbüro koordiniert wird und dass wir endlich auch in Deutschland ein klares UKW-Abschaltszenario entwickeln.

Welche Schlüsse ziehen Sie aus den Erfahrungen aus Norwegen für einen Roll-out für Deutschland?
Wenn man die Zahl der Antennen hochrechnet, die wir über unseren Vertrieb an Norwegen geliefert haben und wenn wir berücksichtigen, dass in Norwegen 5 Millionen Menschen und in Deutschland 83 Millionen Menschen leben, dann muss man fast von einer 20-fach höheren Ausrolldichte wie in Norwegen ausgehen. Das wartet auf uns, wenn wir endlich konsequent die Digitalisierung im Rundfunk umsetzen und das wird die Wirtschaft enorm beflügeln. Aber auch hier ist es wichtig, dass das koordiniert und auch einigermaßen verträglich für die Industrie und die gesamte Warenlieferkette läuft. Wenn nämlich hier ein Roll-out schlagartig passiert, ohne dass wir uns vorher auf einen Termin festlegen, dann werden Prozesse wieder ins Stocken geraten und könnte dann ein ungerechtfertigtes negatives Licht auf einen Roll-out werfen. Ein Roll-out dieser Größenordnung muss in irgendeiner Weise vorher koordiniert werden.

Was heißt für Sie „ein konkretes Abschaltszenario“?
Das heißt für mich, wir brauchen einen Termin, ein bestimmtes Jahr, auf dass wir alle hinarbeiten können und wir brauchen eine einigermaßen verbindliche Verankerung in einem Gesetz, dass dann auch für alle Projektpartner eine Verbindlichkeit erzeugt.
Der größte Wunsch bleibt, dass überhaupt einmal ein Abschaltszenario kommt, um gerade hier in Deutschland mal Bewegung hineinzubringen. Es ist geradezu grotesk, dass bei allen Digitalisierungsoffensiven der Rundfunk außen vorbleibt, und sich damit der Vorteile der Digitalisierung beraubt. Ohne ein konkretes Abschaltszenario wird der Roll-out weiter vor sich hin plätschern, wie es derzeit in Deutschland passiert. Ich habe kein Verständnis dafür, dass eine wirtschaftliche Entwicklung, von der alle profitieren, noch so lange vor sich hergeschoben wird.

Woran liegt es, dass die Automobilindustrie hier immer noch so zurückhaltend ist und DAB+ lieber als Option als in Serie anbietet?
Ich denke, dass bei den Automobilherstellern einfach das Vertrauen dafür fehlt, dass sich das Thema DAB+ jetzt wirklich als „der Standard“ herausstellt, obwohl es in meinen Augen jetzt klar sein müsste. Ohne Abschaltszenario bleibt DAB+ eben optional. Auf der anderen Seite versuchen die Automobilhersteller den Invest - und der ist größer, als man sich das vorstellen kann – über die Kosten der Sonderausstattung wieder zurückzuholen. In dem Moment, wo die Technologie in die Serienausstattung übergeht, sinkt automatisch auch die Wertigkeit des Business-Cases. Auf der anderen Seite profitiert die Nachrüstindustrie, zu der wir auch zählen, denn nur wir können wirklich schnell reagieren. Eines wird ebenfalls gern übersehen: Umgerüstet auf DAB+ muss nicht nur der PKW-Bereich. Auch LKW, Nutzfahrzeuge und Wohnmobile müssen umgerüstet werden. Der Markt für Wohnmobile wächst derzeit unglaublich schnell - und auch Wohnmobile brauchen Digitalradio und unsere Antennen.

Eine letzte Frage, Herr Dr. Weber, welches Programm hören Sie am liebsten über DAB+?
Ich liebe Jazz und Klassik und weil ich sehr oft noch zwischen Bayern und Weimar pendele genieße ich es sehr, dass das Klassikradio im bundesweiten Programm-Ensemble zu finden ist. Gleichzeitig hoffe ich, dass die digitale Senderlandschaft irgendwann einmal einen guten Jazzsender wie den Schweizer Sender RadioSwissJazz aufnehmen wird.

Mehr Informationen zum Unternehmen ANTENNENTECHNIK Bad Blankenburg finden Sie hier.