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Interview15.12.2016

Verbraucher nach Hackerangriffen verunsichert

Wie wir alle uns besser schützen können

Dr. Michael Littger, Geschäftsführer von Deutschland sicher im Netz e.V. Quelle: DsiN / Thomas Rafalzyk Dr. Michael Littger Geschäftsführer Deutschland sicher im Netz e.V.
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Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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Hackerangriffe aus dem Internet der Dinge "finden bereits statt, nur werden sie zu oft nicht erkannt", ist sich Dr. Michael Littger, Geschäftsführer des Deutschland sicher im Netz e.V. sicher. Neben Maßnahmen der Behörden müssen die Verbraucher sensibler werden.





In den USA werden vermehrt Hackerangriffe über das sogenannte Internet der Dinge gefahren – drohen hierzulande ähnliche Angriffe?
Sie drohen nicht nur, sie finden bereits statt, nur werden sie zu oft nicht erkannt! Schützende Vorkehrungen sind daher sehr wichtig - ebenso wie die Befähigung der Menschen, drohende sowie aber auch eingetretene Schadensfälle zu erkennen. Das gilt für Privathaushalte genauso wie für kleine und mittlere Unternehmen. Denn solche Angriffe können schnell existenzbedrohend sein – insbesondere für Kleinst- und Kleinbetriebe.

Um also Ihre Frage zu beantworten: Ja, wenn wir Verbraucherinnen und Verbraucher nicht stärker aufklären, können wir davon ausgehen, dass künftig noch mehr erfolgreiche Angriffe drohen. Auch nehmen wir eine nicht zu unterschätzende Verunsicherung der Verbraucher gegenüber dem Internet der Dinge wie beispielsweise der Haus- und Heimvernetzung wahr. Der DsiN-Sicherheitsindex 2016 zeigt, dass 56 Prozent eine vernetzte Haustechnik aktuell für eher gefährlich bis sehr gefährlich halten.

Netzfähige Drucker, Hausgeräte etc. gelten unter Fachleuten als schlecht gesichert und daher besonders anfällig für Hackerangriffe. Brauchen wir härtere Vorschriften zum Schutz von solchen Geräten?
Regulierung ist ein wichtiger Baustein, jedoch eben nur einer. Die Cybersicherheitsstrategie der Bundesregierung unterstreicht zu Recht im ersten Kapitel den Wert der digitalen Kompetenzvermittlung. Es freut mich, dass hier der Dialog mit Verbraucherinnen und Verbrauchern über IT-Sicherheit deutlichen Eingang gefunden hat und die Bundesregierung hier auch ihre Zusammenarbeit mit Deutschland sicher im Netz intensivieren will. Die Vermittlung von IT-Sicherheit ist ein wichtiger Schutzbaustein, damit Anwender die neuen digitalen Angebote kompetent und souverän nutzen können. Hier konkrete Hilfestellungen zu bieten, das ist unsere Aufgabe im Verbund mit unseren Mitgliedern und Partnern.

Was kann der Verbraucher tun, damit seine Gerätschaften nicht für solche Angriffe benutzt werden?
Der Verbraucher sollte vor allem einige Dinge nicht tun. Das können bereits ganz einfache Dinge sein, die jeder leicht berücksichtigen kann. Nehmen Sie hier zum Beispiel täuschend echt aussehende E-Mails, bei denen den Emfängern Glauben gemacht wird, ihre Bank oder ein großes Versandhaus würde ihnen wichtige Dokumente im Anhang übersenden. Hier lohnt es sich, misstrauisch zu sein und die Datei ohne vorheriges Prüfen nicht zu  öffnen. Etwa 90 Prozent aller Angriffe könnten durch diese und ähnlich einfache Maßnahmen verhindert werden.

Ein „Mir wird schon nichts passieren“ ist eine gefährliche Haltung. Was der Verbraucher tatsächlich tun sollte, ist sich regelmäßig über aktuelle Gefahren und mögliche Schutzstrategien zu informieren. Eine gute Möglichkeit dafür ist unsere SiBa-App für den digitalen Selbstschutz. Diese bietet regelmäßige Informationen über für Verbraucher relevante Sicherheitsvorfälle und gibt gleichzeitig auch entsprechende Schutzempfehlungen sowie Hinweise, wie im Ernstfall reagiert werden sollte. Auch ist es wichtig, die vielen guten Initiativen, die es bereits gibt, zu bündeln, damit sie wirklich bei Verbraucherinnen und Verbrauchern sowie kleinen und mittleren Unternehmen ankommen. Dafür müssen alle Akteure aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft miteinander in einen Dialog gebracht werden. Diese Bündelung sowie den Austausch zwischen den Verantwortlichen hat insbesondere das Bundesministerium des Innern bestärkt und auch wir von DsiN laden dazu ein, diesen Dialog zu intensivieren, und freuen uns auf neue Partner, um diesen Weg gemeinsam zu gehen.

Inwieweit könnte der unbedarfte Verbraucher mit unzureichend geschützten netzfähigen Geräten ggf. für entstehende Schäden in Haftung genommen werden?
Nehmen Sie das Beispiel Smart TV: Sie gehen auf eine Website und fangen sich eine Schadsoftware ein. Trotz eines Antivirenprogramms erleiden sie einen Schaden. Hier stellt sich nun die Frage: Wer ist verantwortlich? Der Gerätehersteller? Der Seitenbetreiber? Der Anbieter des Antivirenprogramms? Oder der Besitzer des Fernsehers, weil er nicht auf eine verschlüsselte Verbindung geachtet hat? Sie sehen: Die Haftungsfrage ist sehr komplex und kann nicht pauschal beantwortet werden. Aus unserer Sicht liegt die Verantwortung bei allen Beteiligten, um Angriffe vorzubeugen und Schaden zu vermeiden. Die Verantwortung des Verbrauchers ist, sich zu informieren und mögliche Gefahren nicht zu ignorieren. Unsere Verantwortung bei DsiN ist es, Verbrauchern und Unternehmen hilfreiche Tipps zu Schadsoftware und Verschlüsselung zu geben.

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