Auf Messen sind Smart-Home-Lösungen seit Jahren ein großes Thema. Die Verbraucher scheinen eher zögerlich zu sein – woran liegt das aus Ihrer Sicht?
In erster Linie sind die Vorstellungen der Nutzer und somit auch deren Zahlungsbereitschaft zu wenig ausgeprägt. Warum sollten Licht, Türen, Fenster oder auch die Heizung nicht mehr klassisch sondern zusätzlich zum Beispiel über eine App gesteuert werden? Noch reicht es den meisten Menschen aus, Computer, Handy, TV-Gerät und Musikanlage über Funk zu einem Smart Home "light" zu verbinden. Die häufig hoch wirkenden Preise einzelner Smart Home-Produkte und ein unzureichender Marktüberblick sind weitere Hemmnisse.
Gerade im Energiebereich versprechen Smart-Home-Lösungen große Einspar-Potenziale. Dem stehen Investitionskosten gegenüber. Lohnt sich ein Smart Home?
Die Investitionen für klassische Endkundenprodukte lassen sich – ein etwaiger Komfortgewinn nicht betrachtet – im Regelfall nur über sehr lange Zeiträume per Einsparungen refinanzieren. Der Nutzen kann höher ausfallen, wenn Wohnungsunternehmen "smarte" Lösungen für ganze Gebäude planen. Wesentliche Hemmnisse sind aber auch hier unzureichende Refinanzierungsmodelle und fehlende technische Interoperabilitäten. Dennoch zählen einige unserer Unternehmen zu den Vorreitern im Bereich Smart Home/Ambient Assisted Living. Nach einer im April 2016 gemeinsam mit der Smart Home Initiative Deutschland e.V. in Zusammenarbeit mit mm1 Consulting veröffentlichten Studie wollen immerhin 40 Prozent der Wohnungsunternehmen Smart Home-Technologien in den kommenden Jahren in Teilbeständen einsetzen. Wichtigstes Anwendungsfeld: der Energiebereich.
Gerade bei Anwendungen fürs altersgerechte Wohnen treffen digitale Lösungen auf eine Zielgruppe, die mitunter sorgenvoll auf neue Techniken blickt. Wie müssen erfolgreiche Smart-Home-Lösungen für ältere Zielgruppen beschaffen sein?
Eine im vergangenen Jahr vom GdW veröffentliche Studie hat belegt, dass ältere Mieter neue Techniken immer dann akzeptieren, wenn vor, während und nach der Technikimplementierung ein persönlicher Support verfügbar ist. Zudem muss es einen klar erkennbaren Alltagsnutzen geben. Die Technik muss interoperabel, robust und leicht bedienbar sein. Beliebtestes Endgerät ist das Tablet. Eine der wichtigsten Anforderungen ist die Bezahlbarkeit. Der GdW arbeitet politisch daran, dass auch die Pflegeversicherungen als Nutznießer einer ambulanten Betreuung zuhause künftig einen höheren Finanzierungsanteil erbringen.
Bei der Nutzung von Smart-Home-Lösungen fallen viele Daten an. Wie verhindert der Verbraucher, dass er ein gläsernes Leben führt?
Angesichts der massenhaften Nutzung von Facebook, Google und vergleichbaren Diensten führen viele Verbraucher längst ein gläsernes Leben. Dies ist aber nicht der Maßstab der Wohnungswirtschaft. Sofern Wohnungsunternehmen durch eigene oder vermittelte Smart Home Lösungen beteiligt sind, genießt der Schutz der Mieter- und Gebäudedaten höchste Priorität. Der Mieter erhält in diesem Fall eine zu unterzeichnende Datenschutzerklärung, die den Umgang mit den anfallenden Daten konkret beschreibt. Im Falle von Sensoren und vergleichbaren Geräten in der Wohnung hat er die Möglichkeit, in die Prozeduren – zum Beispiel über einen Ausschalter – zu jedem Zeitpunkt einzugreifen.