Immer mehr deutsche Filmproduzenten achten auf umweltneutrale bzw. -verträgliche Standards. Woher kommt dieser Trend aus Ihrer Sicht?
Wer will nicht auf seinem Gebiet gute Arbeit leisten, ohne dabei Umwelt oder Mitmenschen zu schädigen? Wer sein Wirken in einem größeren Kontext betrachtet, erkennt sowohl seine Verantwortung als auch sein Potenzial. Kulturschaffende haben immer auch eine Vorbildfunktion. Nachhaltigkeit in der Medienproduktion hat daher weiterhin Pilotcharakter und Multiplikatorwirkung. Sie spielt eine immer größere Rolle in der Unternehmenskommunikation und PR. Ökologische Medienproduktion bringt zudem mittel- und langfristig auch ökonomische Vorteile und wird bei der Vergabe von Aufträgen und Förderungen weiter an Bedeutung gewinnen.
Der sogenannte „Grüne Drehpass“ der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein gibt eine große Anzahl von Handlungsempfehlungen. Wann ist eine Produktion aus Ihrer Sicht nachhaltig?
Eine Produktion ist nachhaltig, wenn es gelingt, neben den kreativen und finanziellen auch die sozialen und ökologischen Gesichtspunkte gleichwertig zu berücksichtigen. Jeder ist herausgefordert, eine solche Unternehmenskultur zu fördern. Das fängt im Büro an, wo die Ideen entwickelt sowie Akquise und Finanzierung betrieben, Produktionen koordiniert und vermarktet werden. Ein green office in einem sustainable building bewirkt schon eine enorme Verbesserung der Klimabilanz, wenn es kombiniert wird mit nachhaltiger Verpflegung, Mobilität, IT- und Kommunikationstechnologie, Heiz- und elektrischer Energie in allen Stadien von Development über Dreharbeiten bis zur Postproduktion.
Die Kreativen und Stabmitglieder sollten frühzeitig in die Pläne, nachhaltiger zu produzieren, eingebunden werden; denn so können sie ihre Vorschläge einbringen und haben Zeit, neue Schritte in den gewohnten Wegen zu wagen. Da sich auch für die Gewerke laufend neue nachhaltige Entwicklungen ergeben wie beispielsweise Beleuchtung, Kleidung, Kosmetik, ist es wichtig diese sukzessive testen und einbauen zu können.
„Green Productions“ sind teurer. Die Budgets gerade beim TV stehen dagegen unter Druck. Wie geht das zusammen?
Bislang beruht das Engagement auf Einzelinitiativen und einigen wenigen Länderförderungen. Jedoch sollten allen voran die gebührenfinanzierten öffentlich-rechtlichen TV-Anstalten ihren Auftrag ernstnehmen und nachhaltig handeln. Die „Eckpunkte 2.0“ und die „Rahmenbedingungen einer fairen Zusammenarbeit“ mit den Fernsehproduzenten sind ein wichtiger Schritt, jedoch noch keineswegs ausreichend. Die BBC zeigt, wie man den eigenen Betrieb und die beauftragten Produzenten durch Nachhaltigkeitsberater evolutionieren kann. Vor allem aber benötigen die Produzenten eine ausreichende bezahlte Anzahl von Drehtagen, um Routinen nachhaltig zu verändern.
Wie sollte die öffentliche Hand aus Ihrer Sicht den Trend zu „Green Productions“ unterstützen?
Sowie auf europäischer Ebene Nachhaltigkeit beispielsweise bei den EFRE-Förderungen ein Querschnittsziel ist, so sollte sie auch hierzulande zur Selbstverständlichkeit werden. Dazu bedarf es des politischen Willens, der Unterstützung durch die Förderinstitutionen, der Online-Auftraggeber, aber vor allem auch des Einsatzes der Fernsehsender.