Menue-Button
← FACHDEBATTE Interview

Heftiges Spiel um die UKW-Netze

Wie schwer haben es wechselwillige Radioveranstalter wirklich und was ist dran am Vorwurf der Unfairness durch die Monopolisten?

Michael Radomski, Geschäftsführer UPLINK Network GmbH Quelle: UPLINK Michael Radomski Geschäftsführer UPLINK Network 18.08.2016
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Alexander Hiller
Redakteur
Meinungsbarometer.info
ZUR FACHDEBATTE

Die Herausforderer und die Monopolisten bei den UKW-Netzen sind aktuell nicht gut aufeinander zu sprechen. Im Raum steht der Vorwurf, dass es den Radioveranstaltern trotz der Liberalisierung der UKW-Netze nicht einfach gemacht wird, zu wechseln. Mehr noch, der Monopolist soll sogar mit fragwürdigen Methoden im Spiel um den Machterhalt unterwegs sein. Trotzdem ist Michael Radomski, Geschäftsführer UPLINK Network, optimistisch. Hat man doch bereits in den ersten 12 Wochen des Jahres über 100 UKW-Sender umgestellt.







Der Markt zur Übertragung analoger UKW-Hörfunksignale wurde liberalisiert. Wie ist Ihr Fazit seit Beginn der Liberalisierung?
Die Marktöffnung läuft gut an. UPLINK hat bereits mehre z. T. landesweite Rundfunknetze umstellen können, u. a. in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Hessen und Nordrhein-Westfalen. In den ersten 12 Wochen des Jahres haben wir 100 UKW-Sender umgestellt, insgesamt bislang knapp 150 – bis auf 2 Sonderfälle halten wir dafür auch direkt die Frequenzzuteilungen. Wir schauen optimistisch auf die nächsten Entwicklungen.
Organisatorisch und technisch ist die Umstellung erfreulich verlaufen, selbst die technische Umstellung bei Großanlagen ist entspannt. UPLINK betreibt Sendeanlagen mit insgesamt 1 Mio. Kilowattstunden Antennenleistung bundesweit und wir bauen in Kiel gerade unsere erste Großantennenanlage, da der bisherige Betreiber seine Infrastruktur aufgibt.
Wundern müssen wir uns allerdings öfter über das Verhalten der Media Broadcast, aber man muss sich eigentlich nur die Öffnung anderer Monopolmärkte und deren Verlauf ansehen, dann wird vieles klar. Zuletzt wurde von dort in einer strittigen Frage sogar ein Schiedsspruch der Bundesnetzagentur abgelehnt, das macht eine Zusammenarbeit natürlich nicht einfacher.

Medienberichten zufolge sind bislang nur 15 % des Gesamtmarktvolumens an alternative Sendernetzbetreiber gegangen und es wird sogar mit Abschwächen der Wechselquote gerechnet. Woran liegt das aus Ihrer Sicht?
Es gibt etwa 2.900 UKW-Frequenzen in Deutschland, davon werden aktuell schätzungsweise 1.350 Frequenzen noch von Media Broadcast, etwa 150 von UPLINK, knapp 120 von weiteren neuen Anbietern, teilweise auch im Eigenbetrieb, verantwortet. Die übrigen knapp 1.300 Frequenzen werden von den Landesanstalten der ARD und durch Einzelbetreiber ausgesendet.
Wir meinen, dass das für die erste Welle an wechselnden Radioveranstaltern gar nicht so schlecht ist. Vielen, die wechseln wollten, wurde dies nicht gerade einfach gemacht. Da sind im Vorfeld die abenteuerlichsten Hürden aufgetaucht und auch gezielt Unsicherheit geschürt worden.
Ein Wechsel wird auch weiterhin für den Radioveranstalter durch vertragliche Hürden und Taktieren des bisherigen Dienstleisters bestimmt. Das hemmt wechselwillige Kunden, auch wenn wir jetzt ja mit unserer Erfahrung aus knapp 150 Frequenzübergängen eigentlich aus dem Vollen schöpfen könnten. Man braucht als neuer Anbieter also ein bisschen Geduld.

Der Entwurf zur einschlägigen Regulierungsverfügung sieht vor, die Übertragung analoger UKW-Hörfunksignale wieder „ex post“ zu regulieren. Dadurch wären Preise anzeige- aber nicht mehr genehmigungspflichtig. Wie bewerten Sie das?
Entscheidend ist ja, dass die Bundesnetzagentur eine Preiskontrolle vornimmt um Missbrauch einzudämmen, der Ablauf ist da eher zweitrangig. Der Entwurf sieht da ja nun auch ausdrücklich vor, dass jetzt Bündelprodukte wie z. B. die Signalzuführung mitbeobachtet werden sollen. Das begrüßen wir sehr, wir haben bei unseren Verhandlungen mit potentiellen Kunden zum Teil abenteuerliche Begründungen gehört, warum unsere Preise angeblich nicht wettbewerbsfähig seien. Je genauer da zukünftig hingeschaut wird, umso besser.

Was sollte aus Ihrer Sicht unbedingt in der Verfügung stehen? Bzw.: Was auf keinem Fall?
Die bisherige Regulierung war schon gar nicht so schlecht, da spürt man die große Erfahrung der Bundesnetzagentur in der Öffnung von Telekommunikationsmärkten. Wir sehen aber auch die Grenzen guter Regeln, wenn diese einfach nicht eingehalten werden. Wir fordern da deutlich stärkere Sanktionen, wenn z. B. Unterlagen nicht rechtzeitig übergeben oder Termine unter einem Vorwand verzögert werden. Kommerziell müssen die Vorleistungspreise bei der Antennenmitbenutzung noch stärker hinterfragt werden. Auch die Vordienstleister des Ex-Monopolisten müssen neuen Anbietern transparente und faire Preise bieten, da gibt es noch einiges zu tun.

UNSER NEWSLETTER

Newsletter bestellen JETZT BESTELLEN

■■■ WEITERE BEITRÄGE DIESER FACHDEBATTE

EIN DEBATTENBEITRAG VON
James Kessel
Geschäftsleiter Produktmanagement
MEDIA BROADCAST

James Kessel, Geschäftsleiter Produktmanagement Media Broadcast GmbH
Politik | Netze

MEDIA BROADCAST begrüßt flexibleren ■ ■ ■

Wie sich der Markt aus Sicht des Brachenriesen ■ ■ ■

EIN DEBATTENBEITRAG VON
James Kessel
Geschäftsleiter Produktmanagement
MEDIA BROADCAST

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Prof. Dr. Stephan Ory
Direktor
Institut für Europäisches Medienrecht

Prof. Dr. Stephan Ory, Kanzlei Prof. Dr. Stephan Ory
Politik | Netze

Media Broadcast nach wie vor ■ ■ ■

Renommierter Medienanwalt fordert mehr Dynamik ■ ■ ■

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Prof. Dr. Stephan Ory
Direktor
Institut für Europäisches Medienrecht

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Hans-Jürgen Neumann
LeiterSBW/Prokurist
antenne 1

Hans-Jürgen Neumann, SBW-Prokurist und Projektleiter bei antenne 1
Politik | Netze

Stuttgarter Privatradio sieht noch ■ ■ ■

Warum die Leistungen des bisherigen ■ ■ ■

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Hans-Jürgen Neumann
LeiterSBW/Prokurist
antenne 1

ZUR FACHDEBATTE

ÜBER UNSERE FACHDEBATTEN

Meinungsbarometer.info ist die Plattform für Fachdebatten in der digitalen Welt. Unsere Fachdebatten vernetzen Meinungen, Wissen & Köpfe und richten sich an Entscheider auf allen Fach- und Führungsebenen. Unsere Fachdebatten vereinen die hellsten Köpfe, die sich in herausragender Weise mit den drängendsten Fragen unserer Zeit auseinandersetzen.

überparteilich, branchenübergreifend, interdisziplinär

Unsere Fachdebatten fördern Wissensaustausch, Meinungsbildung sowie Entscheidungsfindung in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Medien und Gesellschaft. Sie stehen für neue Erkenntnisse aus unterschiedlichen Perspektiven. Mit unseren Fachdebatten wollen wir den respektvollen Austausch von Argumenten auf Augenhöhe ermöglichen - faktenbasiert, in gegenseitiger Wertschätzung und ohne Ausklammerung kontroverser Meinungen.

kompetent, konstruktiv, reichweitenstark

Bei uns debattieren Spitzenpolitiker aus ganz Europa, Führungskräfte der Wirtschaft, namhafte Wissenschaftler, Top-Entscheider der Medienbranche, Vordenker aus allen gesellschaftlichen Bereichen sowie internationale und nationale Fachjournalisten. Wir haben bereits mehr als 600 Fachdebatten mit über 20 Millionen Teilnahmen online abgewickelt.

nachhaltig und budgetschonend

Mit unseren Fachdebatten setzen wir auf Nachhaltigkeit. Unsere Fachdebatten schonen nicht nur Umwelt und Klima, sondern auch das eigene Budget. Sie helfen, aufwendige Veranstaltungen und überflüssige Geschäftsreisen zu reduzieren – und trotzdem die angestrebten Kommunikationsziele zu erreichen.

mehr als nur ein Tweet

Unsere Fachdebatten sind mehr als nur ein flüchtiger Tweet, ein oberflächlicher Post oder ein eifriger Klick auf den Gefällt-mir-Button. Im Zeitalter von X (ehemals Twitter), Facebook & Co. und der zunehmenden Verkürzung, Verkümmerung und Verrohung von Sprache wollen wir ein Zeichen setzen für die Entwicklung einer neuen Debattenkultur im Internet. Wir wollen das gesamte Potential von Sprache nutzen, verständlich und respektvoll miteinander zu kommunizieren.