Obwohl es im deutschsprachigen Raum eine große Gamer-Szene gibt, kommen die meisten Top-E-Sportler aus Nordamerika oder Asien. Woran liegt das Ihrer Ansicht nach?
Der E-Sport hat in Asien, vor allem in Südkorea und China, einen ganz anderen Stellenwert als in Europa oder Amerika. Nicht umsonst gilt Südkorea als Geburtsland des E-Sport. Profispieler werden dort wie Popstars gefeiert. Es gibt landesweite TV Sender, welche ausschließlich E-Sport Turniere übertragen. Während des Militärdienstes ist es möglich Computerspielen kompetitiv zu betreiben, so wie es bei uns zum Beispiel mit Skispringen oder Langlaufen der Fall ist. Im deutschsprachigen Raum gibt es derzeit nur ein Team, das in der erweiterten Weltspitze konstant mithalten kann, nämlich mousesports aus Berlin. Früher gab es sicherlich auch einmal mehr, die beiden österreichischen Clans Infernum und plan-B seien an dieser Stelle erwähnt. Die Elite in Europa ist in Skandinavien und Osteuropa beheimatet. Teams wie SK Gaming, fnatic, Ninjas in Pyjamas und Natus Vincere sind bei allen wichtigen Turnieren anzutreffen und spielen dort auch um den Sieg mit. Im PC-Bereich sehe ich die europäische Szene sicherlich vor der amerikanischen. Diese hat ihre Stärken im Konsolen-Bereich.
Es gibt eine Vielzahl an Clans, Ligen und Turnieren. Wie wird der ambitionierte Spieler zum Pro-Gamer?
Wie in jeder anderen Sportart auch benötigt es Talent, Disziplin und viel Training. Um Sponsoren akquirieren zu können, muss man auf sich aufmerksam machen. Das erreicht man am besten durch Teilnahmen an großen Turnieren. Für diese gibt es gewöhnlicherweise mehrere Qualifikationsturniere, die meisten davon online, einige werden auch auf diversen LAN-Partys ausgetragen. Die Teilnahme ist so gut wie immer kostenlos, es fallen also keine Startgebühren oder ähnliches an. Gefordert sind Selbstorganisation, Disziplin und natürlich der entsprechende Skill. Ambitionierten Teams möchte ich noch den Tipp geben, dass sie einen Verein gründen. Unternehmen, welche als potentieller Sponsor in Frage kommen, tun sich mit juristischen Personen leichter als mit Privatpersonen. Außerdem wirkt das Gesamtbild professioneller.
In anderen Ländern ist E-Sport als Sport anerkannt, bekommt teilweise sogar staatliche Förderung. Wie sollte E-Sport hierzulande behandelt werden?
Wir vom eSport Verband Österreich kooperieren mit dem Bundesministerium für Familie und Jugend sowie der Stadt Wien (Stichwort: Game City). E-Sport wird hierzulande als Teil der Jugendkultur betrachtet. Damit ist E-Sport in Österreich relativ gut positioniert. Ein anerkannter Sport, wie in anderen Ländern, ist er allerdings nicht. Der bürokratische Aufwand dies zu erreichen ist hier relativ hoch. Auch andere Sportarten haben damit zu kämpfen. Ich möchte hier zum Beispiel auf die Snowboarder und Freestyler in den 1990ern oder jetzt aktuell auf den Klettersport verweisen.
Ein großes Sportmagazin hat einen eigenen Online-Chanel für E-Sport, vereinzelt berichtet das TV. Wie schätzen Sie die Berichterstattung über E-Sports im deutschsprachen Raum ein?
Das Internet sorgte dafür, dass E-Sport von Anfang an ein internationales, wenn nicht globales Phänomen war. Die Betrachtung lediglich auf den deutschsprachigen Raum zu beschränken ist daher meiner Meinung nach nicht zielführend. Die Entwicklung neuer Medien und Technologien ermöglicht heutzutage Übertragungen von Events und Turnieren auf sehr professionellem Niveau. Die Qualität und Produktion eines Major Events lässt sich mittlerweile mit der Übertragung eines Fußballspiels im Fernsehen vergleichen. Soziale Medien, Live-Streamingplattformen und andere Kanäle machen konventionelle Medien, wie zum Beispiel das Fernsehen, mittlerweile überflüssig.