Große deutsche Ticketinganbieter melden gute Ergebnisse. Wie bewerten Sie die Marktlage?
Der Besuch von Konzerten und sonstigen Veranstaltungen hat sich bereits seit den neunziger Jahren zunehmend zu einem attraktiven Freizeitvergnügen entwickelt. Die Ausgaben für den Besuch von Live Entertainment Veranstaltungen rangieren gleich nach dem Buchmarkt mit einem Umsatzvolumen von nahezu 3 Milliarden Euro an der Spitze der Entertainment Märkte, weit vor Games, Film oder Musik. Entsprechend haben sich naturgemäß auch die Umsätze der Ticketinganbieter entwickelt, die ja prozentual an den Eintrittsentgelten beteiligt sind.
Als neuer Trend in der Branche gilt Mobile-Ticketing. Vor welche Herausforderungen stellen die mobilen Anwendungen die Branche?
Es mag überraschend sein, aber den größten Marktanteil am Ticket Verkauf hat nach wie vor die gute alte Vorverkaufsstelle. 43 % aller Karten werden immer noch dort erworben. Allerdings bezieht die ihre Karten längst nicht mehr als Hard-Ticket sondern ruft sie ebenfalls über das Internet von den großen Ticketvertriebsplattformen ab. Ich lese, dass 19% der Besitzer von Smartphones am liebsten auch Kino-, Konzert- und Museumstickets mit dem Smartphone bezahlen möchten (mobile-zeitgeist.com). Da der Online-Handel ständig wächst und wir beispielsweise mittlerweile auch Parkgebühren mit unserem Smartphone bezahlen, wird diese neue Vertriebsform sicher auch noch zunehmen. Gleichwohl wird es sicher noch eine Zeit dauern, bis das Smartphone vergleichbaren Komfort bietet wie ihn der Konsument bei großen Ticketanbietern wie CTS Eventim oder Ticketmaster gewohnt ist, wo man sich z. B. auf Hallenplänen genau anschauen kann, wo man sitzt.
Experten empfehlen, attraktive Tickets durch flexibles Pricing quasi zu versteigern. Wie stehen Sie dazu?
Das muss dem jeweiligen Veranstalter und vor allem den beteiligten Künstlern überlassen bleiben. Als Verbandschef würde ich mir allerdings wünschen, dass wir den Ticketverkauf nicht zu einem Basar mutieren lassen, bei dem es nur noch darum geht, wer das höchste Angebot abgibt.
Als ein Problem der Branche gilt der Schwarzmarkt, bei dem Weiterverkäufer große Karten-Kontingente von attraktiven Events erwerben und mit Aufschlägen verkaufen. Was lässt sich dagegen tun?
Unser Verband hat sich in den letzten Jahren auf breiter Ebene durchaus erfolgreich gegen den gewerblichen Ticket-Weiterverkauf zur Wehr gesetzt und wird dies auch weiterhin tun. Wir mussten allerdings erfahren, dass es nicht immer leicht ist, diesen zunehmend aus dem Ausland agierenden Trittbrettfahrer endgültig das Handwerk zu legen. Und auch der Beweis, dass der Veranstalter den gewerblichen Weiterverkauf untersagt hat und dass der Weiterverkauf gewerblich erfolgte, kann im Einzelfall mühevoll sein. Daher besteht die zielführendste Lösung, an deren Standardisierung der bdv derzeit arbeitet, in der Personalisierung von Tickets. Und dieser Weg wird ja auch bereits zunehmend von Veranstaltern beschritten.
Digitaler Handel generiert Daten über die Käufer. Wie können die Daten aus dem Online-Ticketing sinnvoll für den Käufer eingesetzt werden und wie wird er vor Missbrauch geschützt?
Gegen den Missbrauch wirken als Schranke die gesetzlichen Datenschutzbestimmungen. Erklären sich – wie es zunehmend der Fall ist – Käufer damit einverstanden, dass sie z. B. über ähnliche Konzertangebote informiert werden, geschieht dies bereits, liegt im Interesse des Besuchers und optimiert das Serviceangebot der Ticketplattform.