Wie würden Sie mit Ihren Worten Augmented Reality beschreiben?
AR ist insofern etwas Besonderes, weil es mir eine Erweiterung der Realität mittels digitaler Inhalte ermöglicht. Heißt, die für den Anwender weiterhin sichtbare Realität wird mit computergenerierten, virtuellen Informationen in Form von Schrift- oder Bildobjekten ergänzt bzw. überlagert. Für diesen visuellen Effekt kann in der praktischen Anwendung sowohl Smartphone, Tablet oder eben ein dediziertes AR-Headset (Microsoft Hololens) verwendet werden. Somit gelingt es AR wunderbar, die Brücke zwischen der digitalen und der realen Welt zu schlagen.
Augmented Reality kann mittlerweile nahezu in allen Alltagsbereichen angewendet werden. Gibt es Anwendungsbeispiele, bei denen AR bereits heute schon stark genutzt wird?
AR ist seit Jahren ein großes Thema in der Industrie, beispielsweise in der Autobranche, und tatsächlich eignet es sich für die vielfältigsten Anwendungen: Von Schulungssoftware über die Montage bzw. Wartung von Maschinen bis hin zur Visualisierung von Wohnwelten oder gar Städtetrips mit technisch unterstütztem Sightseeing. Nehmen wir das Beispiel Maschinenwartung: Hier ist es wichtig, die reale Maschine in der digitalen Lehr-Anwendung weiterhin vor sich zu sehen. Virtuelle Informationen würden also ergänzend an die einzelnen real sichtbaren Steuerelemente gesetzt werden. So kann ich genau sehen und direkt umsetzen, wie und wo beispielsweise die Wartungsklappe geöffnet und der Hebel XYZ bedient werden muss, um die Maschine bei Bedarf zu reparieren, ohne dass gleich der Haupttechniker kommen muss.
Für Gamer ist Virtual Reality (VR) bereits das Thema schlechthin. Doch in welchen anderen Bereichen findet VR wirklich schon eine ernstzunehmende Anwendung?
Geld verdient die Branche mit VR bzw. AR bislang nur -oder sagen wir, vor allem - im Bereich B2B. Kurz um Virtual Reality zu erklären: Hierbei geht es im Endeffekt um die vollständige Überblendung der Realität durch digitale Inhalte. Ziel ist, für den Nutzer eine möglichst natürliche, vollständige Immersion in die digitale Umgebung zu generieren. Das können aufgezeichnete, reale Inhalte sein wie bspw. 360°-Filme - diese eignen sich wunderbar für das Feld des „Immersive Journalism“ oder bieten ein neues, intensiveres Format für zum Beispiel touristische Werbefilme. VR kann aber auch gänzlich aus computergenerierte 3D-Visualisierungen und Animationen entstehen.
Können Sie konkrete Anwendungsbeispiele für VR nennen?
Klar, denken wir doch zum Beispiel an die Medizin: Es gibt bereits Studien, die belegen, das VR sowohl psychische als auch physische Therapien unterstützen kann und sich in vielen Fällen bessere Ergebnisse erzielen lassen, als mit herkömmlichen Methoden. Ich denke da an ein Beispiel von Salt&Pepper - in deren Anwendung findet sich der Bewegungsschmerz-Patient in einem virtuellen Garten wieder. Spielerisch wird er dazu animiert, z. B. Äpfel von Bäumen zu pflücken. Die Bewegung führen die meisten Patienten, wie in der Therapie gewollt, ohne Gedanken an ihre eigentlich schmerzende Schulter durch. Auch bei der Bekämpfung von Phobien wie Höhenangst, kann das behutsame Training in der virtuellen Welt Wunder wirken. Auf der anderen Seite profitieren auch Ärzte im simulativen Bereich ganz groß von VR Trainingseinheiten - schwierige Operationen können mehrfach und mit diversen möglichen OP-Verläufen immer wieder in der Simulation geübt werden, um später beim realen Vorgang schneller und besser reagieren zu können. Der für mich wichtigste Anwendungsbereich ist jedoch die schulische Bildung. Beispielsweise können historische Hintergründe in einer interaktiven Geschichtsreise, die den Schüler bspw. mitten in die Umgebung der französischen Revolution bringen, intensiver und attraktiver erläutert werden. Gleiches gilt für die Inhalte von Biologie oder Geografie. VR kann intensiver und nachhaltiger sein, als es das klassische Filmmedium je schaffen könnte.
Am 24. August findet in Leipzig an der Universität die Multikonferenz "Digital Innovation" statt - mit über 10 verschiedenen Veranstaltungs-Themen zu den Hot Topics der Digitalisierung. Warum sollten Teilnehmer die VR/AR-Session der Multikonferenz besuchen?
Wir haben in der Vorbereitung des VR/ AR-Tracks sehr darauf geachtet, mit den Vorträgen der Referenten eine große Bandbreite des Potentials dieser recht neuen Technologie abzudecken, um für die Teilnehmer einen größtmöglichen Mehrwert zu bieten. Die Leipziger Softwareentwickler VR-Bits und LeFX werden anhand von eigenen Entwicklungen sinnvolle Möglichkeiten des Einsatzes von VR oder AR im industriellen Umfeld vorstellen - von Marketing über Design bis hin zu Trainingsanwendungen im Produktivbereich. CLOUD & HEAT Technologies wird darüber sprechen, wie AR Logistik- und Produktionsprozesse unterstützen kann und Dr. Spremberg von der DREFA Media Holding GmbH wird über das für Mitteldeutschland einzigartige LEAVR-Projekt sprechen - auch dies ist aus einer wunderbaren Kooperation mit Leipziger Akteuren (Schenker Technologies, VR-Bits, LeFX, Virtence sowie der DREFA und der MCA als Projektleiter) entstanden. Als Vertreter der Hardware-Industrie, werde ich versuchen in der Session die neue Verantwortung bzw. dass um die intensive Beratung erweiterte Aufgabenfeld meiner Branche zu erläutern - denn nur zu verkaufen, reicht heute nicht mehr aus.
Am 24. August findet in Leipzig die Multikonferenz "Digital Innovation" statt. Hier wird auch VR/ AR thematisiert. Für wen ist diese Session speziell geeignet?
Natürlich für alle Technologie-Interessierten, aber auch für all jene, die noch eine schwankende Erwartungshaltung haben, was VR/AR für sein jeweiliges Unternehmen bzw. für seinen Bereich überhaupt bedeuten kann, welcher tatsächliche Mehrwert möglich ist.