Mit einem Schlag stand die deutsche SFX-Branche im Scheinwerferlicht der ganzen Welt: Gerd Nefzer hat für die atemberaubenden Effekte im Science-Fiction-Film "Blade Runner 2049" den Oscar entgegengenommen. Nur eine Momentaufnahme?
„Nefzers Oscar ist ja glücklicherweise nicht der erste "für" Deutschland“, sagt Christiane Siemen, CEO Creative Europe Desk Hamburg. Sie verweist die Pixomondo für die Spezialeffekte in "Hugo Cabret" (Oscar 2012). Von der Frankfurter Firma kommen etwa auch Effekte für "Game of Thrones", unter anderem die Drachen. Andere wie die Münchner ScanlineVFX wurden für ihre Arbeit zu Clint Eastwoods "Hereafter" oder "Captain America 2" für einen Oscar nominiert. „Weil VFX digital sind, ist es ein sehr dezentralisiertes Gewerk und es ist in der Branche nicht unüblich geworden, dass (kleine oder große) Teile der Effekte von Firmen erstellt werden, die über den ganzen Globus verteilt sind“, stellt Christiane Siemen fest.
TRIXTER-CEO Christian Sommer ist mit seinem Unternehmen regelmäßig an der Herstellung renommiertester Hollywoodproduktionen beteiligt. Er schränkt jedoch ein: „Aufgrund der herausragenden kreativen Potentiale gelingt dies trotz des Umstandes, dass Deutschland im Hinblick auf das Filmförderungssystem im internationalen Wettbewerb benachteiligt ist.“ Daher wurde es für ihn höchste Zeit, dass sich Initiativen wie der Animation Plan for Europe oder die deutsche Animation Germany gerade um eine verstärkte Internationalisierung der deutschen und europäischen Animationsindustrie bemühen.
Es komme hier auf die Entwicklung und Umsetzung eines in sich stimmigen Maßnahmenbündels an. Hervorzuheben seien ein Bekenntnis der TV-Sender als Finanzierungspartner zum Genre Animationsfilm sowie aufeinander abgestimmte Fördersysteme. Denn: „Der deutsche und europäische Animationsfilm refinanziert sich überwiegend über den internationalen Verkauf, der angesichts neuer Distributionsplattformen zunehmend komplexer wird.“
Neben der Bedeutung von Förderung und angemessener Budgetierung spielt es für Prof. Katja Schmid von der Hochschule der Medien Stuttgart eine entscheidende Rolle, wie bahnbrechende visuelle Ideen durch Research & Development umgesetzt werden können. „Hier spielen die internationale Vernetzung (auch mit Forschungsinstitutionen) sowie die Weiterentwicklung des visual storytellings eine große Rolle.“ Eine gute Ausbildung und Talenteförderung könne Kreative halten und an einen Standort binden – nicht zuletzt durch die Möglichkeit, auch nachhaltig an renommierten Projekten mitwirken zu können. Auch TRIXTER-CEO Christian Sommer weiß: „Die kreativen Mitarbeiter entscheiden sich für ein Studio in den seltensten Fällen um des Studios Willen. Sie folgen weltweit den herausragenden Projekten.“