In weiten Teilen Deutschlands werden die Digital Radio-Hörer ab 1. August nur die bundesweit verbreiteten zehn privaten und drei öffentlich-rechtlichen DABplus-Programme und die bereits im Standard DAB (alt) verbreiteten Sender hören können. Neue landesweite DABplus-Programme gehen in absehbarer Zeit nur in mittel- und süddeutschen Bundesländern an den Start. Das ergab eine Umfrage des Meinungsbarometer Digitaler Rundfunk unter den 14 Landesmedienanstalten. Die besten Aussichten auf zusätzliche private Digital Radio-Sender haben demnach Hörer in Sachsen-Anhalt, Hessen und Bayern. So wurde „radio SAW“, „Rockland Sachsen-Anhalt“, „Radio Brocken“ und „89.0 RTL“ bereits ihr Programmplatz zugewiesen, sie könnten tatsächlich zum 1. August „On Air“ gehen. Die Hessische Landesmedienanstalt hat Anfang April zur Versorgung des Rhein-Main-Gebiets eine Ausschreibung für zwölf herkömmliche Radioprogramme veröffentlicht. Auch sie sollen möglichst zeitgleich mit dem bundesweiten Multiplex im Sommer 2011 starten. Die Bayerische Landeszentrale für neue Medien will schon in den nächsten Wochen eine Ausschreibung für drei landesweite DABplus-Sendeplätze starten. Alle drei Kapazitäten sind für die Übertragung von Musikprogrammen geeignet.
Gute Chancen, noch in diesem Jahr landesweite DABplus-Programme zu genießen, bieten sich auch den Hörern im Saarland und in Rheinland-Pfalz. Denn die Landesmedienanstalt Saarland plant, zusätzliche Digital Radio-Kapazitäten für private Rundfunkveranstalter bereits im Sommer oder Herbst auszuschreiben. Bevor in Rheinland-Pfalz neue Programme ausgestrahlt werden, führt die dortige Medienanstalt einen sogenannten „Call for Interest“ unter privaten Radioveranstaltern durch. Damit soll festgestellt werden, ob für eine landesweite digital-terrestrische Verbreitung von Rundfunkangeboten und Telemedien ausreichendes Interesse besteht. Die Frequenzen würden für insgesamt zwölf herkömmliche Rundfunkprogramme ausreichen.
Gedulden müssen sich dagegen die Radiohörer in Norddeutschland und in den bevölkerungsreichen Ländern Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg. Zwar plant die dortige Medienanstalt neben dem bestehenden DAB-Netz zwei neue Digital Radio-Programmbouquets einzurichten und ihre Kollegen in NRW wollen „unverzüglich“ einen Bedarf an Digital Radio-Kapazitäten bei der Bundesnetzagentur anmelden. Auch die Medienanstalten von Bremen, Hamburg/Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen erklären mit einheitlichem Wortlaut, dass sie sich „gemeinsam mit dem NDR und Radio Bremen im konstruktiven Abstimmungsprozess für die einer medienrechtlichen Ausschreibung vorangehende Bedarfsanmeldung bei der Bundesnetzagentur befinden“. Doch für die Hörer heißt das nur eins: weiter auf private DABplus-Landeswellen warten.
Noch etwas länger müssen Digitalradio-Besitzer aus Berlin/Brandenburg, Sachsen und Thüringen auf landesweite DABplus- Programme warten. Wohl gibt es in Berlin und Brandenburg seit Jahren leer stehende Kapazitäten für Digital Radio, die theoretisch eine Vielzahl neuer Sendeplätze ermöglichen würden. Doch es fehlt – wie auch in Sachsen und Thüringen – an interessierten privaten Veranstaltern.