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Interview

„Wir sind zuversichtlich, weil es keine Alternative gibt“

Michael Richter, Vorstand der IMDR Quelle: IMDR 30.03.2007

Meinungsbarometer: Herr Richter, die Bekanntheit von DAB ist in den vergangenen drei Jahren kaum gestiegen, hat die IMDR ihre Hausaufgaben nicht gemacht?

Michael Richter: Ganz im Gegenteil. Die Studie weist aus, dass mehr als eine halbe Million DAB-Endgeräte im Markt sind. Das sind mehr als doppelt so viele im Vergleich zur letzten Studie von Ende 2004.
Die IMDR weiß nicht erst seit der Studie, dass Verbrauchermarketing nicht das Gebot der Stunde ist, sondern politisches Agieren, Lobbying und Networking. Und genau das tun wir erfolgreich. Insofern konnten uns die Ergebnisse dieser Studie im Endkundenmarkt nicht einmal überraschen.
Würde man heute diejenigen fragen, die auf Basis von Digital Radio ihre Geschäftsmodelle aufsetzen und für die Zukunft planen, ergäbe sich ein deutlich anderes Bild im Vergleich zu Ende 2004: DAB steht als die digitale Radioplattform außer Frage. Die Radioveranstalter haben in den letzten Jahren und Monaten mehr und mehr die großen Chancen der Technologie DAB erkannt und beginnen nun Digital Radio ganz neu für sich sowie ihre publizistischen und unternehmerischen Ziele zu entdecken.

Ohne gezielte Marketingaktivitäten prognostiziert die Wissenschaft eine ähnlich schleppende Entwicklung wie in den vergangenen Jahren - Wie wollen Sie DAB schneller voranbringen?

Diese Prognose ist insofern zumindest unvollständig, als dass es für gezieltes Marketing zunächst eine hinreichende Anzahl von, für den Endverbraucher attraktiven, Produkten geben muss. Wir brauchen also mehr interessanten Content.
Dafür haben die Ergebnisse der internationalen Wellenkonferenz RRC 06 eine wesentliche Voraussetzung geschaffen. Jetzt kommt es darauf an, diese Ressourcen schnell nutzbar zu machen. Und genau dafür setzt sich die IMDR intensiv ein.

Warum tun sich die Leute immer noch so schwer, mittlerweile sind doch auch in Deutschland mehr als 100 Programme digital in der Luft?

Offensichtlich sind bei den 100 Programmen noch zu wenige massenattraktive dabei, die es auch nur über DAB gibt und zu wenig interessante Zusatzdienste. Die Verbraucher erwarten wirklich Neues und wirklich mehr, wenn sie sich für eine andere oder eine neue Empfangstechnologie entscheiden sollen. Deshalb sagen wir immer wieder: Digital Radio ist mehr als (analoges) Radio!

Welchen Anteil sehen Sie bei der Politik am zähen DAB-Prozess in Deutschland?

Irgendwelche Schuldzuweisungen wären jetzt ganz sicher zu einfach! Aber eine zügige und längst überfällige Leistungserhöhung im Kanal 12 ist der Schritt, der die Entwicklung schlagartig in Deutschland beschleunigen würde. Auch wäre es sicher wünschenswert, wenn sich Bundesnetzagentur, Länder, Landesmedienanstalten und öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten schnell über die Umsetzung der Ergebnisse der RRC 06 einigen könnten.

Was macht Sie so zuversichtlich, dass sich DAB auch in Deutschland durchsetzen wird?

Wir sind zuversichtlich, weil es keine Alternative zu DAB hinsichtlich der Flächendeckung und der für Radio notwendigen Skalierbarkeit gibt. Und wir sehen, was um uns herum passiert. Schauen Sie sich die rasante Entwicklung in der Schweiz an. Hier zeigt sich, wie schnell der Erfolg herbeigeführt werden kann, wenn es ein nationales Agreement zur Digitalisierung des Hörfunks gibt.

Für Digital Radio wird DMB immer wichtiger - wie beurteilen Sie das angedrohte Verbot aus Brüssel?

In Deutschland sind viele verwundert, warum auf der CeBIT eine Einigung der Mobilfunkbranche zum Thema Roaming für Handy-Gespräche im Ausland erreicht wurde und dann fast im gleichen Atemzug erwähnt wird, DVB-H als alleinigen Mobil-TV Standard für die Mobilfunkbranche festzulegen. Sowohl DMB als auch DVB-H sind weltweite Standards und werden bereits in Europa eingesetzt. Die notwendigen Endgeräte - nicht die technische Entwicklung - kommen in der Mehrheit aus Fernost, auch für DVB-H. Ein interessanter Konsumentenmarkt kann sich nur durch Wettbewerb entwickeln. Einseitiger Lobbyismus schadet, Neutralität wäre marktgerechter.

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