Mit dem Forschungsprojekt DIWA (Direkte Information und Warnung für Autofahrer, 2005-2008) demonstrieren ADAC, BMW AG, GEWI GmbH, PTV AG und das Bayerische Staatsministerium des Innern, wie der Verkehrswarnfunk und weitere Dienste, die die Sicherheit auf der Straße verbessern, von der technischen Entwicklung des Digital Radio DAB profitieren können. Wichtigstes Ziel des Projektes war und ist, die Verkehrssicherheit im Bereich von Baustellen und sonstigen Gefahrenstellen auf Fernstraßen durch vorausschauende Warnung des Autofahrers zu erhöhen und Verkehrsunfälle zu reduzieren. Dazu werden mittels DAB punktgenaue Gefahrenmeldungen so schnell wie möglich zum Autofahrer übermittelt. Zur Übertragung der Daten stellt die Bayern Digital Radio GmbH die entsprechende DAB-Netzstruktur zur Verfügung und berät BMW.
Der Vorteil des digitalen Rundfunks liegt dabei klar auf der Hand: Durch die höhere Bandbreite steht für die Übertragung von Datendiensten mehr Kapazität zur Verfügung. Verkehrsrelevante Informationen können damit schneller, umfangreicher und inhaltlich präziser übertragen werden. Es ist vorgesehen, neben den Gefahreninformationen, weitere Dienste- Applikationen wie Wetter, Parkmöglichkeiten sowie allgemeine Verkehrsinformationen zu verbreiten.
Die in DIWA erprobten Techniken können eine bei der Polizei eingehende Meldung oder eine automatisch erzeugte Gefahrenmeldung, wie etwa die E-Call-Unfallmeldung, innerhalb von 15 Sekunden via DAB an die Fahrzeugempfänger weiterleiten und zur Anzeige im Fahrzeug bringen. „Die Ortsgenauigkeit ist besser als 20 Meter“, erläutert dazu Georg Obert, Fachreferent für Verkehrsinformationsdienste bei der BMW AG.
Das Projekt DIWA wurde am 25. August 2008 mit dem Nachweis der Machbarkeit offiziell abgeschlossen. Dabei wurde beschlossen, dass das TPEG (Transport Protocol Experts Group)-Protokoll, das für die Übertragung der Warnmeldung entscheidend ist, in der nächsten Generation von fahrzeugintegrierten Navigationssystemen enthalten sein wird. Laut Obert entstünden dadurch keine Mehrkosten für die Verarbeitung der Warnmeldungen im Fahrzeug.
Das Managementsystem, das die Einstellung und Verwaltung der Gefahrenmeldung ermöglicht, ist für die Landesmeldestellen der Polizei bereits in der Entwicklung. Die Ausstattung der Baustellen-Warnanhänger mit Ortungs- und Meldeeinheiten geht Obert zufolge in Bayern zügig voran. Auch Hessen ist mit diesen Einrichtungen schon voll ausgestattet. Zusätzlich werden Verfahren serienreif entwickelt, mit denen Fahrzeuge gewisse Gefahren selbstständig messen und melden können.
Allerdings gibt es auch Probleme beim ambitionierten Projekt DIWA. So steht DAB in Konkurrenz mit anderen Übertragungsmedien, wie dem Mobilfunk. Nach Aussage von Georg Obert werden die beschriebenen Verkehrs- und Gefahreninformationen momentan über Mobilfunk verbreitet, da in Deutschland keine flächendeckende DAB-Versorgung mit ausreichender Leistung zur Verfügung steht. Zum jetzigen Zeitpunkt sind umfangreichere und genauere Informationen lediglich über kommerzielle Service-Anbieter zu bekommen. „Dies bremst momentan die Bereitschaft der Behörden, die Meldesysteme zu verbessern, da ihre Meldungen nicht mehr kostenlos (über die Rundfunkgebühren finanziert) an die Autofahrer weitergegeben werden können“, so Obert.
Auch der ADAC begleitet das Projekt DIWA und fordert, dass eine Übertragung per DAB ins Fahrzeug sichergestellt werden muss. Zur genaueren Auflösung der Gefahrenstelle bedarf es laut Auskunft von Markus Bachleitner, Leiter Entwicklung Verkehrsinformation beim ADAC, allerdings des optimierten Übertragungs- und Protokollstandards TPEG, so wie er für das Digital Radio vorgesehen ist.
Der ADAC unterstützt die Meldungskette mit eigenen Staudaten und Gefahrenhinweisen und setzt sich dafür ein, dass Gefahrenmeldungen an alle Verkehrsteilnehmer übertragen werden. Wenn dafür der Übertragungskanal Digital Radio genutzt werden soll, so bedarf es „dort einer flächendeckenden Versorgung sowie der Empfangsmöglichkeit in den Fahrzeug- Endgeräten. Ansonsten werden die Automobilhersteller auf alternative Übertragungswege für diese hochaufgelösten Verkehrsdaten umsteigen müssen“, so Bachleitner. Sollte dies geschehen, wäre eine kostenlose Verbreitung an alle Autofahrer nicht sichergestellt.