Auf dem Medienforum NRW (28. bis 30. Juni) haben die Teilnehmer von Köln aus eine „Reise in die Fernsehwelt von morgen“ unternommen.
So erwartet SevenOne-Intermedia-Manager Lars Friedrichs durch das Zusammenwachsen von Fernsehen und Internet zum Hybrid-Fernsehen „HbbTV“ (Hybrid broadcast broadband TV) neue wirtschaftliche Möglichkeiten für die TV-Programmanbieter. Diese begründet er damit, dass die Darstellungsformen für Werbung im Vergleich zum einfach strukturierten Teletext deutlich besser seien. „Mit Teletext ist kein Branding und auch keine Imagewerbung möglich“, so Friedrichs. Das Hybrid-TV hingegen biete außer der attraktiveren Darstellung auch die Möglichkeit zur Entwicklung neuartiger Werbespots, mit denen man direkt auf Bestellmöglichkeiten für die beworbenen Produkte zugreifen könne (‚Red Button-Modell‘). „Es wird ganz viele neue Geschäftsmodelle geben“, sagt Friedrichs voraus.
Matthias Greve, der mit seinem Unternehmen VideoWeb einen hybriden Satelliten-Receiver anbietet, sieht den Vorteil des Hybrid-Fernsehens vor allem in dessen kostengünstiger Einführung, da es HTML-basierte Anwendungen abbilden könne. „Das macht es für die TV-Sender einfach, da sie auf Informationen zurückgreifen können, die sie schon für ihre Webseiten erstellen“, erklärt Greve.
Ein weiterer Bestandteil der Fernsehzukunft könnte „Augmented Reality“ (Erweiterte Realität) sein. Dieser Begriff bezeichnet die Ergänzung von Bildern oder Videos mit computergenerierten Zusatzinformationen oder virtuellen Objekten mittels Einblendung und Überlagerung. Dieser Effekt wird seit Jahren bei Sportübertragungen im Fernsehen eingesetzt, etwa um beim Fußball zu zeigen, wie weit ein Freistoß-Punkt vom Tor entfernt ist. „Der eigentliche Mehrwert von Augmented Reality stellt sich jedoch nicht im passiven Fernsehen, sondern in der interaktiven Anwendung dar“, erläutert Dr. Leif Oppermann, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik FIT. Raumdesigner und Architekten können in 3D arbeiten, Monteure unter visueller Anleitung komplizierte Reparaturen verrichten und für Museen ergeben sich völlig neue Darstellungsmöglichkeiten. Werbung, bisher nur passiv rezipiert, kann mithilfe einer solchen Sinneserweiterung zu einem aktiven Erlebnis werden. „Weil die Technologie in diversen Bereichen einsetzbar ist, könnte Augmented Reality dank mobiler Datendienste und Smartphones zum großen Innovationstreiber der Branche werden“, prophezeit Oppermann.
Welchen Einfluss die neuen technischen Möglichkeiten auf den Verbraucher haben, untersuchen Media-Futuristen wie Gerd Leonhard. Er hat beobachtet, dass technische Innovationen immer schneller angenommen werden: das Faxgerät innerhalb von acht Jahren, GPS-Navigation nach fünf Jahren, das iPhone nach zwei Jahren und das iPad/Kindle wohl schon in 18 Monaten. „Es kommt alles auf das Interface also die Navigation an – und die wird immer besser“, schätzt Leonhard ein. Dabei sei der Preis eine kritische Größe: „iPads werden die Bücher von Studenten so schnell nicht ersetzen, aber Billig-Computer oder ultra-billige Netbooks vielleicht schon.“