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Werden Radios bald teurer?

Wie der ZVEI Berliner und Brüssler Initiativen zum digitalen Radio bewertet

Carine Chardon, Fachverbandsgeschäftsführerin Consumer Electronics und Satellit & Kabel im ZVEI Quelle: Carine Chardon / Markus Schüller Carine Chardon Leiterin Medienpolitik / Medienrecht ZVEI - Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e.V. 31.01.2019
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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"Das Auseinanderfallen der technologischen Roadmaps innerhalb der EU hat lange verhindert, dass sich ein relevanter DAB+ Markt entwickeln konnte", sagt Carine Lea Chardon, Leiterin Medienpolitik / Medienrecht im ZVEI. Mit den neuen EU-Vorgaben zum verbindlichen Einbau von DAB+ Radios in Neuwagen scheint ihr das überwunden zu sein. Nun sieht sie andere Probleme.







Bis 2020 sollen europaweit in allen Autos DAB+-fähige Radios eingebaut werden. Wie bewerten Sie den EU-Beschluss und den Zeithorizont?
Wir sind grundsätzlich keine großen Befürworter von regulatorischen Eingriffen in die Marktentwicklung, haben aber von vornherein klar gemacht, dass – wenn überhaupt – europäische Regeln gefunden werden müssen, um Digitalradio zu befördern.

Das Auseinanderfallen der technologischen Roadmaps innerhalb der EU hat lange verhindert, dass sich ein relevanter DAB+ Markt entwickeln konnte. Mit dem Votum aus Brüssel im EECC scheint sich dieser Aspekt gelöst zu haben. Der Zeithorizont scheint ambitioniert. Was uns aber wundert ist, dass das BMWi sich aktuell gar nicht mit der Umsetzung der europäischen Vorgabe für Autoradios befasst, sondern die – von Brüssel ermöglichte, aber nicht vorgegebene – Vorschrift für Digitalradio in Endgeräten, die nicht für das Auto bestimmt sind, vorantreibt. Hierfür sehen wir keinerlei Notwendigkeit. Zum einen wächst der DAB+ Markt inzwischen auch so schon in beeindruckender Weise mit einem Anstieg der Haushaltausstattung von 13 Prozent in 2018 im Vergleich zum Vorjahr. Zum anderen ist die geplante Vorschrift reichlich unpräzise und stellt (auf Wunsch einiger Hörfunkanbieter) gar nicht explizit auf DAB+ ab, sodass die Beförderung der terrestrischen Technologie gar nicht erreicht wird. Stattdessen drohen Preissteigerungen für die Endverbraucher, wenn in Zukunft alles eingebaut werden muss, was Radioempfang ermöglicht.

Viele Regionalprogramme, ein Bundesmux mit überregionalen Programmen, über 90 % Netzabdeckung in der Fläche. Ist das Angebot aus Ihrer Sicht hinreichend?
Das Angebot hat inzwischen einen beeindruckenden Stand erreicht. Das ist sehr erfreulich, insbesondere für diejenigen, die sich für einen DAB+ Empfänger entschieden haben. Einem baldigen Übergang von UKW nach DAB+ dient es aber nicht, dafür ist das UKW-Angebot weiterhin zu umfangreich. Wir haben es bei anderen Übertragungswegen gesehen: erst wenn klar ist, das eine Technologie abgelöst wird, bewegt sich etwas im Markt. In der Zwischenzeit ist es sinnvoll, flankierende Maßnahmen zu ergreifen, etwa Anreize für den Erwerb eines Digitalradios zu schaffen, oder verstärkte Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben, die die vielen Vorteile der Gattung digitales Radio hervorhebt. Da nicht alle an einem Strang ziehen, verebbt diese Botschaft leider nach wie vor.

Welche Chance wird das klassische Radio im vernetzten Auto der Zukunft mit seinen zu erwartenden umfangreichen Info- und Entertainmentangeboten überhaupt noch spielen können? 
Unbestritten gewinnen Internetradio und Podcast-Formate an Bedeutung. Mit Blick auf die Frequenz-Ressourcen dürfte Radio als Massenmedium auch mittelfristig eine Broadcast-Technologie bleiben. Einer ZVEI-Studie vom Ende letzten Jahres zufolge nutzen 84 Prozent der befragten Personen in Deutschland auch heute mehr oder weniger regelmäßig Radio – das stimmt uns optimistisch.

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