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Wenn der Algorithmus die Busroute berechnet

Mit dem Bus per App gehts in Duisburg von Tür zu Tür

Birgit Adler, Bereichsleiterin Betrieb und Markt Duisburger Verkehrsgesellschaft AG (DVG) Quelle: DVG Birgit Adler Bereichsleiterin Betrieb und Markt Duisburger Verkehrsgesellschaft AG (DVG) 12.10.2017
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Alexander Hiller
Redakteur
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"Duisburg ist die erste Großstadt, in der ein On-Demand-Busverkehr zum Einsatz kommen soll", freut sich Birgit Adler, Bereichsleiterin Betrieb und Markt bei der Duisburger Verkehrsgesellschaft AG (DVG) über ihre Vorreiterrolle. Das Pilotprojekt soll "erstmals eine individuelle Lösung in der Mobilitätskette schaffen".







In Duisburg sollen Shuttle-Busse auf Abruf fahren – flexibel in Zeit und Strecke. Warum eignet sich Duisburg für das Pilotprojekt?
Duisburg ist die erste Großstadt, in der ein On-Demand-Busverkehr zum Einsatz kommen soll. Gleichzeitig sind wir das erste Verkehrsunternehmen in Deutschland, das dieses innovative Mobilitätskonzept umsetzt. Wir nehmen also eine Pionierrolle ein. Letztlich haben wir uns dazu entschlossen, weil wir in einem solchen nachfragebasierten Angebot einen wichtigen Baustein für die Mobilität der Zukunft sehen. Im Mittelpunkt steht dabei der Fahrgast, dem wir eine individuelle und flexible Lösung anbieten, unabhängig von Fahrplänen und Haltestellen. Denn die Busse fahren dynamisch auf Basis der Echtzeit-Nachfrage. Fahrgäste übermitteln dazu ihre Fahrtwünsche per App und teilen sich die Fahrten. Die Routen der Fahrzeuge berechnet ein Algorithmus. 

Inwieweit können solche flexiblen Lösungen den klassischen ÖPNV mit Strecken und Haltestellen ablösen?
Unser Ziel ist nicht die Abschaffung des klassischen Linienverkehrs. Wir befördern im Jahr mehr als 63 Millionen Fahrgäste. Die Straßenbahnen und das Busliniennetz bilden dabei das Rückgrat des städtischen Nahverkehrs. Vielmehr soll unser Pilotprojekt erstmals eine individuelle Lösung in der Mobilitätskette schaffen, um somit Fahrgäste in Kombination mit anderen Verkehrsmitteln von Tür zu Tür bringen zu können. Gleichzeitig kann ein On-Demand-System aber auch zu wirtschaftlichen sowie emissionsarmen Lösungen in Randgebieten oder zu Schwachverkehrszeiten führen. Wenn zum Beispiel die Nachfrage so gering ist, dass sie den Einsatz großer Linienbusse nicht rechtfertigt, bietet sich eine solche Lösung geradezu an. Denn daraus ergeben sich zwei Vorteile: Der Bus fährt nur, wenn er angefordert wird, also schont das die Umwelt. Gleichzeitig können wir aber auch die individuellen Bedürfnisse der Fahrgäste berücksichtigen, da das System aus den einzelnen Wünschen seiner Fahrgäste die gemeinsame Strecke errechnet.

Die Fahrten sollen so flexibel wie Taxis und so preiswert wie der ÖPNV sein – was kostet eine Fahrt und auf welcher Basis erfolgt die Abrechnung?
Die Fahrten werden in der Tat so preisgünstig wie der öffentliche Personennahverkehr sein, da wir nach einem Tarif fahren werden, den der VRR festlegt. Die Bezahlung des Tickets erfolgt dabei ebenso wie die Anforderung des Busses vollständig auf dem digitalen Weg. Der Fahrgast kann den Start- und Zielpunkt flexibel wählen, allerdings wollen wir mit dem Angebot nicht in Konkurrenz zum traditionellen Taxigewerbe treten, sondern vielmehr eine Lücke in der Mobilitätskette des ÖPNV schließen. Es ist ja unstrittig, dass sich weltweit Mobilität ganz grundsätzlich wandelt und neue Technologien gänzlich neue Lösungen ermöglichen. In Zukunft wird es daher neue Formen der Mobilität geben, die sich neben den klassischen und etablierten Formen einbetten. Mit einer On-Demand-Lösung im Nahverkehr können künftig auch Menschen bestimmte Wege von Tür zu Tür zurücklegen, die sich bisher kein eigenes Auto oder Taxi leisten konnten. Im Kern wird sich vor allem der Individualverkehr ändern, also die Nutzung des eigenen Autos.

Die Bestellung der Fahrt erfolgt per Apps – wie bleiben Menschen ohne Smartphone mobil?
Die Nutzung des Angebots setzt ein internetfähiges Smartphone voraus. Das funktioniert auch nicht anders, da sich die Möglichkeit für derartige Konzepte ja erst durch die Vernetzung ergibt und die gesamte Lösung daher auf einer digitalen Plattform basiert. Smartphones sind heute weit verbreitet und für viele Menschen ein stetiger Begleiter im Alltag – auch, weil sie viele Abläufe einfacher machen. Bei den Endgeräten, über die die meisten Deutschen den Zugang  ins Internet finden, liegt das Smartphone auf Platz eins, vor dem PC, dem Tablet oder dem Laptop. Das verdeutlicht, in welche Richtung wir uns orientierten müssen. Doch selbst wer kein Smartphone besitzt, wird mobil bleiben. Schließlich stehen ihm ja alle anderen Lösungen, die der Nahverkehr bietet, weiterhin zur Verfügung. Durch neue Lösungen, die das klassische System ergänzen und erweitern, wird also niemand in seiner Mobilität eingeschränkt.

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