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Interview

Weniger Barrieren für die digitale Welt gefordert

Renate Reymann, Präsidentin des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) im Exklusiv-Interview mit dem Meinungsbarometer Digitaler Rundfunk

Renate Reymann, Präsidentin des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) Quelle: Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e.V. (DBSV) Alexander Hiller Redakteur Meinungsbarometer.info 29.06.2012

Frau Reymann, welche Herausforderungen gibt es für sehbehinderte Menschen in unserer modernen Technikwelt?

Reymann: Da gibt es eine Unmenge von Herausforderungen. Denn 80 Prozent aller Informationen nimmt der Mensch über das Auge auf. Wir leben also in einer visuell ausgerichteten Welt. Wenn das Auge nicht mehr hundertprozentig funktioniert ergeben sich erhebliche Herausforderungen im täglichen Leben. Das geht los mit allen möglichen elektrischen Geräten, aber auch wenn ich zur Bank gehe, um mir dort Auszüge oder Geld zu holen oder ich mir am Bahnhof ein Ticket aus dem Automaten ziehen möchte. Dazu kommt noch, dass mit dem demografi schen Wandel die Zahl älterer Menschen wächst und damit auch die Zahl an Sehbehinderungen. Das ist noch eine zusätzliche gesellschaftliche Herausforderung!

Befördern neue Technologien die Probleme für Menschen mit Handicap?

Ja, das ist tatsächlich oft so! Denken sie an die modernen Touchscreens oder neue Heimelektronik, die sehr auf Design ausgerichtet sind. Problematisch sind die meist schwarzen oder silberfarbenen Vorderfronten, auf denen man Bedienelemente gar nicht mehr erkennen kann. Manchmal kann man sie noch ertasten, aber bei Touchscreens geht das gar nicht.

Was fordern Sie von der Politik?

Zunächst sind wir als Verband froh, dass Deutschland die Behindertenrechtskonvention ratifiziert hat, weil die dortigen Regelungen dazu beitragen, dass wir immer mehr Barrierefreiheit im öffentlichen Raum aber auch bei technischen Entwicklungen erreichen können. Die Ratifi kation ist natürlich das Eine, aber die Umsetzung ist das Andere. Und da erkennen wir immer wieder, dass es auch bei den Politikern am Bewusstsein hapert, insbesondere wenn es darum geht, eine Maßnahme zu erzwingen, die Geld kostet. Da wird dann ganz schnell auch zurückgerudert. Wir können der Politik nur anbieten, unsere Kompetenz und unser enormes Potential einzubringen. Etwa wenn es darum geht, sich um die DIN-Vorschriften zu kümmern oder Vorschläge zu machen, wie ein technisches Produkt für sehbehinderte und blinde Menschen aussehen sollte.

Welche positiven Effekte gibt es aufgrund des technischen Fortschritts?

Wir haben heute sehr viel leichter Zugang zu Informationen und können sehr viel einfacher miteinander kommunizieren. Aber die Produkte und Internetseiten müssen natürlich auchbarrierefrei sein. Wir kämpfen dafür, dass etwa Behörden ihre Internetseiten barrierefrei anbieten. Doch bei aller Entwicklung der Technik bleibt die Punktschrift, die Brailleschrift, für blinde Menschen das A und O. Sie ist auch trotz des technischen Fortschritts weiterhin notwendig, schon allein um mich in meinem Haushalt zurechtzufi nden und um viele alltägliche Sachen identifizieren zu können.

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