Trotz Ankündigung, sich auf ein gemeinsames Konzept für die Digitalisierung des Hörfunks zu verständigen, haben die ARDIntendanten bei ihrer Tagung in der vergangenen Woche noch keine Entscheidung getroffen. "Wir bereiten uns einerseits auf die digitale Zukunft auch im Radio vor, wir werden aber andererseits im Intendantenkreis die Entwicklung zu DAB nochmals einer kritischen Würdigung unterziehen", sagte der ARD-Vorsitzende Fritz Raff dem Meinungsbarometer Digitaler Rundfunk nach dem Treffen. Offen ist, wann die Intendanten abschließend darüber beraten, wie sie den öffentlich-rechtlichen Hörfunk ins digitale Radiozeitalter führen wollen. Auf Nachfrage verwies ein ARD-Sprecher auf die kommenden Wochen, denn in dem Thema sei Bewegung.
Entscheidungsgrundlage für die Intendanten ist ein Projektentwurf, der unter Federführung des Bayerischen Rundfunks erarbeitet wurde. Bereits auf der IFA hatte BR-Hörfunkdirektor Johannes Grotzky mit Verweis auf die kommende Intendantenrunde zumindest einzelne Eckpunkte des Konzeptes erwähnt. So werde die ARD weiter auf die DAB/DMBSystemfamilie setzen, ohne dabei künftige Möglichkeiten auszuschließen. Weiterhin soll die mobile Nutzung des Radios gewährleistet bleiben. Außerdem müsse die Entwicklung in Deutschland in einem gesamteuropäischen Kontext eingebunden sein.
Mit dem nun vorliegenden Konzeptentwurf wollen die öffentlich-rechtlichen Anstalten die von der unabhängigen Finanzkommission KEF eingefrorenen 42 Millionen Euro zur Entwicklung des digitalen Hörfunks freibekommen. KEF-Mitglied Ulrich Reimers verwies auf 12 Kriterien, die erfüllt sein müssten, damit das Geld fließen könnte, unter anderem sollte das Vorgehen der öffentlich-rechtlichen mit den privaten Anbietern abgestimmt sein. Zugleich schlug Reimers vor, dass die Landesmedienanstalten die Privatradios bei der digitalen Umstellung mit Fördermitteln unterstützen.
Herbert Tillmann, Technikdirektor beim Bayerischen Rundfunk bemängelte die fehlende Abstimmung aller Marktbeteiligten. Als positives Beispiel nannte er die Einführung von DVB-T. Zwar seien die wesentlichen Schritte getan, doch fehle ein Abschaltzeitpunkt für analoges Radio. „Wir brauchen ein kompetentes Projektbüro, um digitales Radio in Deutschland erfolgreich einzuführen“, forderte Detlef Pagel von der Niedersächsischen Landesmedienanstalt. Nach dem Vorbild der „Deutschen TV-Plattform“ schlug er eine „Deutsche Radioplattform“ vor, die dann auf Grundlage einer abgestimmten Roadmap agiert.
Um mehr Planungssicherheit für die Industrie zu schaffen, hat sich der europäische Dachverband der Endgerätehersteller EICTA auf der IFA gemeinsam mit der European Broadcast Union (EBU) und WorldDMB auf Mindestanforderungen für digitale Radiogeräte verständigt. So soll es künftig drei Geräte-Profile für die Standards DAB, DAB+ und DMB geben. Geräte des Profils 1 sind preisgünstig und für den reinen Audioempfang. Bei Profil 2 müssen Audioempfang und Datenservices mit Grafiken und Texten gewährleistet sein. Empfänger mit dem Profil 3 ermöglichen alle Audiodienste und eine Bewegtbildübertragung.