Menue-Button
← FACHDEBATTE Interview

Vorrang für die Oberleitung

Wo der BUND dennoch gute Chancen für die Brennstoffzelle sieht

Jens Hilgenberg, Referent Verkehrspolitik BUND Quelle: BUND Jens Hilgenberg Referent BUND 07.05.2018
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Alexander Hiller
Redakteur
Meinungsbarometer.info
ZUR FACHDEBATTE

"Die Schiene ist der Verkehrsträger, bei dem die Elektromobilität bereits seit Jahrzehnten tagtäglich erfolgreich zum Einsatz kommt. Als vorrangige Technik sollte dabei die direkte Stromnutzung durch Oberleitungen und Stromabnehmer weiter vorangetrieben werden." Das sagt Jens Hilgenberg, Referent Verkehrspolitik BUND. "Um aber auch den Betrieb auf den restlichen 30 Prozent der Strecken, für die der Bau von Oberleitungen aus den verschiedensten Gründen nicht wirtschaftlich ist, von fossiler auf erneuerbare Energie umzustellen, ist die Brennstoffzelle sicher eine der Techniken, die weiter erprobt werden sollten."







Der RMV hat den ersten brennstoffzellengetriebenen Regionalzug der Welt auf die Reise geschickt. Wie begrüßenswert ist die Offensive in Richtung eines komplett CO2-freien Schienenverkehrs?
Die Schiene ist der Verkehrsträger, bei dem die Elektromobilität bereits seit Jahrzehnten tagtäglich erfolgreich zum Einsatz kommt. Als vorrangige Technik sollte dabei die direkte Stromnutzung durch Oberleitungen und Stromabnehmer weiter vorangetrieben werden. Bis 2025 sollen laut Koalitionsvertrag rund 70 Prozent des Schienennetzes elektrifiziert sein. Um aber auch den Betrieb auf den restlichen 30 Prozent der Strecken, für die der Bau von Oberleitungen aus den verschiedensten Gründen nicht wirtschaftlich ist, von fossiler auf erneuerbare Energie umzustellen, ist die Brennstoffzelle sicher eine der Techniken, die weiter erprobt werden sollten.

Hoffen Sie bundesweit auf Nachahmer-Projekte? Wie kann Der BUND  ggf. beitragen, den CO2-freien Schienenverkehr zu fördern?
Der BUND ist, auch als im Vorstand vertretener Mitgliedverband der Allianz pro Schiene, gerade in den Bundesländern im regelmäßigen Austausch zu allen Themen rund um den Schienenverkehr. Die Bundesländer sind es nämlich, welche die Ankündigungen und Beteuerungen der Bundespolitik im Bereich des Nahverkehrs in Taten umsetzen müssen. Deshalb hoffen wir natürlich, dass sich viele zusätzliche Projekte finden, die fossile Kraftstoffe durch (lokal-)emissionsfreie Antriebstechniken ersetzen. Wie oft in diesem Zusammenhang die wasserstoffbetriebene Brennstoffzelle als Lösung in Frage kommt oder andere Techniken, die für die jeweiligen Gegebenheiten besser geeignet sind, , muss dann sicher genau betrachtet werden.

Wie sollte ein optimaler Verkehrsmix aussehen, welche Verkehrsmittel mit welchen Antrieben sind zukunftsfest? (Stichwort ÖPNV, Elektromobilität etc.)
Wenn wir als Gesellschaft die Klimaziele ernst nehmen, muss sich gerade im Verkehrsbereich eine ganze Menge tun. 40-42 Prozent Treibhausgaseinsparung bis zum Jahr 2030 wird nicht ohne erhebliche Veränderungen zu schaffen sein. Dabei geht es um weitreichende Verhaltensänderungen und nicht nur darum, in den Fahrzeugen den herkömmlichen Motor durch einen Elektromotor zu ersetzen. Wo immer möglich müssen Rad-, Fuß- und öffentlicher, klimafreundlicher Fern- und Nahverkehr zum Einsatz kommen. Neue Mobilitätskonzepte auf Schiene und Straße müssen für eine Entlastung von Mensch, Umwelt und Klima sorgen. Dafür müssen dann auch die sicher nach wie vor benötigten individuellen und motorbetriebenen Fahrzeuge ganz neu gedacht werden. 2,5 Tonnen schwere Pkw, die mit 250 Stundenkilometer über unsere Straßen fahren, sind mit der Verkehrswende nicht vereinbar. Auch dann nicht, wenn sie mit Ökostrom angetrieben werden.

Was erwarten Sie von Bund und Ländern in Bezug auf den Verkehr der Zukunft inkl. eines CO2-freien Schienenverkehrs? Braucht es hier ggf. neue gesetzgeberische Maßnahmen?
Die Bekenntnisse zur Schiene im Koalitionsvertrag sind ein guter Schritt. Die Ankündigungen müssen jetzt mit Maßnahmen hinterlegt werden, die dann schnell aber auch mit Augenmaß umgesetzt werden. Die von Seiten der Bundesregierung bereitzustellenden Mittel dürfen nicht für unsinnige Prestigeprojekte ausgegeben werden, sondern müssen klar dem Ziel einer Verkehrs- und Mobilitätswende dienen. Neue Kriterien zu einem emissionsfreien, aber auch umwelt- und sozialverträglichen Nahverkehr, müssen zudem  maßgeblicher Bestandteil zukünftiger öffentlicher Ausschreibungen sein.  

UNSER NEWSLETTER

Newsletter bestellen JETZT BESTELLEN

■■■ WEITERE BEITRÄGE DIESER FACHDEBATTE

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Prof. Dr. Karsten Lemmer
Vorstand
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt

Prof. Dr. Karsten Lemmer, Vorstand für Energie und Verkehr, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Wasserstoff | Schienenverkehr

Wasserstoff als neuer Goldstandard?

Wo der Einsatz bei der Bahn lohnt und was der ■ ■ ■

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Prof. Dr. Karsten Lemmer
Vorstand
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Ilse Aigner
Staatsministerin für Wohnen, Bau und Verkehr
Staatsregierung Bayern

Ilse Aigner, Staatsministerin für Wohnen, Bau und Verkehr
Wasserstoff | Schienenverkehr

Bayern würde Wasserstoff tanken

Warum neben der Oberleitung nur die ■ ■ ■

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Ilse Aigner
Staatsministerin für Wohnen, Bau und Verkehr
Staatsregierung Bayern

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Prof. Knut Ringat
Geschäftsführer
Rhein-Main-Verkehrsverbund

Prof. Knut Ringat, Geschäftsführer und Sprecher der Geschäftsführung Rhein-Main-Verkehrsverbund GmbH
Wasserstoff | Schienenverkehr

Züge mit Brennstoffzelle ab 2022 startklar

Rhein-Main-Verkehrsverbund wird Vorreiter bei ■ ■ ■

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Prof. Knut Ringat
Geschäftsführer
Rhein-Main-Verkehrsverbund

ZUR FACHDEBATTE

■■■ DIESE FACHDEBATTEN KÖNNTEN SIE AUCH INTERESSIEREN

Uwe Rempe

INITIATOR
Uwe Rempe
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info

Dipl.- Journ. Thomas Barthel

INITIATOR
Dipl.- Journ. Thomas Barthel
Founder & Herausgeber
Meinungsbarometer.info

Simone Ulrich

INITIATORIN
Simone Ulrich
Freie Journalistin
Meinungsbarometer.info

ÜBER UNSERE FACHDEBATTEN

Meinungsbarometer.info ist die Plattform für Fachdebatten in der digitalen Welt. Unsere Fachdebatten vernetzen Meinungen, Wissen & Köpfe und richten sich an Entscheider auf allen Fach- und Führungsebenen. Unsere Fachdebatten vereinen die hellsten Köpfe, die sich in herausragender Weise mit den drängendsten Fragen unserer Zeit auseinandersetzen.

überparteilich, branchenübergreifend, interdisziplinär

Unsere Fachdebatten fördern Wissensaustausch, Meinungsbildung sowie Entscheidungsfindung in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Medien und Gesellschaft. Sie stehen für neue Erkenntnisse aus unterschiedlichen Perspektiven. Mit unseren Fachdebatten wollen wir den respektvollen Austausch von Argumenten auf Augenhöhe ermöglichen - faktenbasiert, in gegenseitiger Wertschätzung und ohne Ausklammerung kontroverser Meinungen.

kompetent, konstruktiv, reichweitenstark

Bei uns debattieren Spitzenpolitiker aus ganz Europa, Führungskräfte der Wirtschaft, namhafte Wissenschaftler, Top-Entscheider der Medienbranche, Vordenker aus allen gesellschaftlichen Bereichen sowie internationale und nationale Fachjournalisten. Wir haben bereits mehr als 600 Fachdebatten mit über 20 Millionen Teilnahmen online abgewickelt.

nachhaltig und budgetschonend

Mit unseren Fachdebatten setzen wir auf Nachhaltigkeit. Unsere Fachdebatten schonen nicht nur Umwelt und Klima, sondern auch das eigene Budget. Sie helfen, aufwendige Veranstaltungen und überflüssige Geschäftsreisen zu reduzieren – und trotzdem die angestrebten Kommunikationsziele zu erreichen.

mehr als nur ein Tweet

Unsere Fachdebatten sind mehr als nur ein flüchtiger Tweet, ein oberflächlicher Post oder ein eifriger Klick auf den Gefällt-mir-Button. Im Zeitalter von X (ehemals Twitter), Facebook & Co. und der zunehmenden Verkürzung, Verkümmerung und Verrohung von Sprache wollen wir ein Zeichen setzen für die Entwicklung einer neuen Debattenkultur im Internet. Wir wollen das gesamte Potential von Sprache nutzen, verständlich und respektvoll miteinander zu kommunizieren.