Der RMV hat den ersten brennstoffzellengetriebenen Regionalzug der Welt auf die Reise geschickt. Wie begrüßenswert ist die Offensive in Richtung eines komplett CO2-freien Schienenverkehrs?
Die Schiene ist der Verkehrsträger, bei dem die Elektromobilität bereits seit Jahrzehnten tagtäglich erfolgreich zum Einsatz kommt. Als vorrangige Technik sollte dabei die direkte Stromnutzung durch Oberleitungen und Stromabnehmer weiter vorangetrieben werden. Bis 2025 sollen laut Koalitionsvertrag rund 70 Prozent des Schienennetzes elektrifiziert sein. Um aber auch den Betrieb auf den restlichen 30 Prozent der Strecken, für die der Bau von Oberleitungen aus den verschiedensten Gründen nicht wirtschaftlich ist, von fossiler auf erneuerbare Energie umzustellen, ist die Brennstoffzelle sicher eine der Techniken, die weiter erprobt werden sollten.
Hoffen Sie bundesweit auf Nachahmer-Projekte? Wie kann Der BUND ggf. beitragen, den CO2-freien Schienenverkehr zu fördern?
Der BUND ist, auch als im Vorstand vertretener Mitgliedverband der Allianz pro Schiene, gerade in den Bundesländern im regelmäßigen Austausch zu allen Themen rund um den Schienenverkehr. Die Bundesländer sind es nämlich, welche die Ankündigungen und Beteuerungen der Bundespolitik im Bereich des Nahverkehrs in Taten umsetzen müssen. Deshalb hoffen wir natürlich, dass sich viele zusätzliche Projekte finden, die fossile Kraftstoffe durch (lokal-)emissionsfreie Antriebstechniken ersetzen. Wie oft in diesem Zusammenhang die wasserstoffbetriebene Brennstoffzelle als Lösung in Frage kommt oder andere Techniken, die für die jeweiligen Gegebenheiten besser geeignet sind, , muss dann sicher genau betrachtet werden.
Wie sollte ein optimaler Verkehrsmix aussehen, welche Verkehrsmittel mit welchen Antrieben sind zukunftsfest? (Stichwort ÖPNV, Elektromobilität etc.)
Wenn wir als Gesellschaft die Klimaziele ernst nehmen, muss sich gerade im Verkehrsbereich eine ganze Menge tun. 40-42 Prozent Treibhausgaseinsparung bis zum Jahr 2030 wird nicht ohne erhebliche Veränderungen zu schaffen sein. Dabei geht es um weitreichende Verhaltensänderungen und nicht nur darum, in den Fahrzeugen den herkömmlichen Motor durch einen Elektromotor zu ersetzen. Wo immer möglich müssen Rad-, Fuß- und öffentlicher, klimafreundlicher Fern- und Nahverkehr zum Einsatz kommen. Neue Mobilitätskonzepte auf Schiene und Straße müssen für eine Entlastung von Mensch, Umwelt und Klima sorgen. Dafür müssen dann auch die sicher nach wie vor benötigten individuellen und motorbetriebenen Fahrzeuge ganz neu gedacht werden. 2,5 Tonnen schwere Pkw, die mit 250 Stundenkilometer über unsere Straßen fahren, sind mit der Verkehrswende nicht vereinbar. Auch dann nicht, wenn sie mit Ökostrom angetrieben werden.
Was erwarten Sie von Bund und Ländern in Bezug auf den Verkehr der Zukunft inkl. eines CO2-freien Schienenverkehrs? Braucht es hier ggf. neue gesetzgeberische Maßnahmen?
Die Bekenntnisse zur Schiene im Koalitionsvertrag sind ein guter Schritt. Die Ankündigungen müssen jetzt mit Maßnahmen hinterlegt werden, die dann schnell aber auch mit Augenmaß umgesetzt werden. Die von Seiten der Bundesregierung bereitzustellenden Mittel dürfen nicht für unsinnige Prestigeprojekte ausgegeben werden, sondern müssen klar dem Ziel einer Verkehrs- und Mobilitätswende dienen. Neue Kriterien zu einem emissionsfreien, aber auch umwelt- und sozialverträglichen Nahverkehr, müssen zudem maßgeblicher Bestandteil zukünftiger öffentlicher Ausschreibungen sein.