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Virtuelles Lernen für die Industrie 4.0

Wie die Unternehmen digitale Lernmethoden anwenden

Felix Falk, Geschäftsführer game - Verband der deutschen Games-Branche e.V. Quelle: game / Dirk Mathesius Felix Falk Geschäftsführer game - Verband der deutschen Games-Branche e.V. 05.03.2019
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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"Viele Personalverantwortliche haben das große Potenzial von Serious Games längst erkannt", weiß Felix Falk, game-Geschäftsführer game. Er kennt eine ganze Reihe von Untersuchungen und Modell-Anwendungen mit klaren Ergebnissen.







Nach einer aktuellen Befragung hat die Hälfte der Personalverantwortlichen bereits sogenannte Serious Games eingesetzt, um sich oder Mitarbeiter fortzubilden. Wie bewerten Sie diese Zahl?
Studien zeigen: Viele Personalverantwortliche haben das große Potenzial von Serious Games längst erkannt. Sei es zur Vermittlung von Fachwissen, beim Erlernen einer neuen Sprache oder der Verbesserung kognitiver Fähigkeiten wie der Merkfähigkeit. Mit dem passenden Spielkonzept können auch komplexe Lerninhalte für jede Zielgruppe so aufbereitet werden, dass sie einfach zugänglich und verständlich sind. Dabei spielt es keine Rolle, wie alt oder Games-affin der Nutzer ist. Mit der zunehmenden Komplexität der Arbeitswelt wird der Bedarf nach solchen Angeboten weiter steigen. Und damit auch nach Serious Games.

Sprachen, Fachwissen, Konfliktfähigkeit - die Anwendungsbereiche sind vielfältig. Was können Serious Games besser als klassischer Unterricht?
Der klare Vorteil von Serious Games ist, dass sie Lerninhalte interaktiv vermitteln können. Während andere Medien Themen nur bebildern oder beschreiben können, können digitale Spiele sie erlebbar machen. Hier können unterschiedliche Optionen durchgespielt, getestet und verbessert werden, um so ein tieferes Verständnis zu bekommen. Serious Games unterschieden sich außerdem klar vom klassischen Frontalunterricht: Während der Lernende hier primär Zuhörer ist, der sich nach Tempo und Lernstoff des Lehrers richten muss, können Serious Games ein individuelles Lernen ermöglichen. Insbesondere für stille oder lernschwache Menschen, die im Zweifelsfall keine Rückfragen stellen und so den Anschluss verlieren, bieten Serious Games große Vorteile. Zusätzlich wird gerade bei vielen älteren Nutzern die Medienkompetenz mit geschult. Serious Games haben hier sozusagen einen doppelt positiven Effekt.             

Lern-Spaß ist bei den Personalern der wichtigste Grund für Serious Games. Inwieweit sind die so gewonnenen Erkenntnisse und Fähigkeiten Ihrer Einschätzung nach ähnlich nachhaltig wie bei klassischen Lernmethoden?
Wer mit Serious Games lernt, hat häufig große Freude dabei. Und wer mit Freude lernt und motiviert ist, der lernt besser. Denn die Spiele können etwa langweilige oder komplizierte Inhalte so aufbereiten, dass sie den menschlichen Spieltrieb ansprechen. Die Wissensvermittlung wird dadurch attraktiv gestaltet und steht in klarem Gegensatz zu monotonem „Büffeln“. Forscher der Uniklinik Göttingen haben etwa ein Serious Game entwickelt, das 50 Studierende zusätzlich zu ihren Vorlesungen nutzen sollten. Mit dem Spiel „Emerge“ sollte die jungen Humanmediziner auf den Ernstfall in der Notaufnahme vorbereitet werden. Nach Abschluss des Projekts wurden diese Studiereden mit einer Vergleichsgruppe ohne Zugang zu dem Spiel getestet. Das Ergebnis: Die Studierenden mit Zugang zu „Emerge“ lernten nicht nur gleich viel wie ihre Kommilitonen, sondern teilweise mehr, da sie ihr erlerntes Wissen immer wieder anhand von Patientengeschichten durchspielen konnten. Das Spiel hatte damit einen deutlich positiven Lerneffekt. 

Als wichtiger Vorteil beim Lernen mit Serious Games gilt die Orts- und Zeitungebundenheit. Werden Serious Games immer mobiler?
In Deutschland sind Smartphones mittlerweile die beliebteste Spiele-Plattform. Über 18 Millionen Deutsche nutzen aktuell ihre mobilen Geräte, um Computer- und Videospiele zu spielen. Gerade auch für Serious Games bieten sich hier gute Möglichkeiten. So ist es mit Smartphones möglich, immer und überall auf Spiele-Apps zuzugreifen. Dadurch können Lernende jederzeit und überall kleine Lerneinheiten absolvieren. Ob auf dem Weg zur Arbeit oder im Wartezimmer. Darüber hinaus ist die Ortsungebundenheit von Serious Games in einem weiteren Punkt ganz wichtig: Beim Lernen in Virtual und Augmented Reality. So schult etwa schon die Deutsche Bahn ihre Mitarbeiter mit den beiden Technologien. Der Vorteil: Für die Schulungen müssen keine Züge mehr blockiert werden, sondern die Mitarbeiter lernen alle notwendigen Schritte zunächst am virtuellen Objekt. Wie auch im industriellen Bereich, wo bereits zahlreiche Augmented-Reality-Anwendungen zum Einsatz kommen, um etwa Mitarbeiter in der Maschinenwartung zu unterrichten. Hier lautet das Stichwort „Industrie 4.0“. Dass Serious Games orts- und zeitungebunden eingesetzt werden können, gehört zu den größten Vorteilen gegenüber anderen Lernmethoden. 

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