Das Radio behauptet sich in der digitalen Transformation unglaublich gut. Dabei gibt es technologisch durchaus immer neue Lösungen - nicht zuletzt bei einem der wichtigsten Services der Sender, dem Verkehrsservice.
„Trotz Onlinediensten bleibt der On Air-Verkehrsservice der Radioprogramme eine gefragte Informationsquelle“, erklärt Günther Rau, stellv. Leiter der HA Zentrale Aufgaben im WDR, der die federführende Landesrundfunkanstalt im Bereich Verkehrsservice in der ARDist. Er verweist auf die zweijährliche repräsentative Bitkom Research Befragung nach der sich 2018 87 Prozent der Autofahrer*innen vom Radio über die Verkehrslage informieren ließen, 8 Prozent mehr als zwei Jahre zuvor. „Wir wissen von unseren Hörer*innen, dass sie bei Verkehrsmeldungen ähnlich wie bei den Nachrichten zuhören“, sagt Rau. Gesprochene Verkehrsnachrichten im Radio seien außerdem immer noch konkurrenzlos schnell, um Beispiel als Service in Form von Gefahrenhinweisen, wie etwa bei Falschfahrermeldungen oder wenn Personen auf der Fahrbahn sind.
Die digitale Navigation in den Autos sei mittlerweile zwar sehr weit verbreitet. Doch „herkömmliche Navigationsgeräte bekommen ihre Verkehrsinformationen übrigens meistens aus dem TMC-Service der ARD.“ Zusätzlich nutzten viele Verkehrsteilnehmer die Navigations-Apps ihrer Smartphones. Während die digitalen Services in der Regel auf Bewegungsdaten basieren, seien in den Verkehrsredaktionen der ARD Spezialisten im Einsatz, die Bewegungsdaten analysieren und die Ursachen von Verkehrsstörungen recherchieren.
„Dennoch muss sich der Audio-Verkehrsservice verändern, um relevant zu bleiben“, wendet Timo Naumann - Geschäftsführer Verband Lokaler Rundfunk in Nordrhein-Westfalen ein. Schon heute lieferten die Navis von Mobiltelefone schließlich beeindruckend gute Ergebnisse. Der Verkehrsservice werde sich daher in den kommenden Jahren neu positionieren müssen und sich immer stärker auf seine Kernkompetenzen reduzieren: lokale Meldungen über Staus und Blitzer und Warnmeldungen vor Falschfahrern oder anderen eminenten Gefahren. Ebenso sei er geeignet, Hintergrundinformationen zu Staus und Unfällen zu liefern und das „Warum“ einer Verkehrsstörung zu erklären.
2019 allerdings bleibe der Audio Verkehrsservice bei der konkreten Nutzungssituation beim Fahren noch unverzichtbar. Mitten auf der Autobahn, im hektischen Stadtverkehr oder selbst im Stau bleibe oft eben keine Zeit, am Navigationsgerät oder am Handy herumzuscrollen und sich – in diesen Sekunden nicht auf den Verkehr konzentrierend - Informationen über Staus und Behinderungen herauszusuchen. „Auch wenn die digital übermittelte Information schneller und präziser sein mag, während der Fahrt ist die Stauansage über das Radio bequemer und sicherer.“
Kai Jürgens, die Hörer von Antenne Niedersachsen als Verkehrs-Kai kennen sieht einen großen Vorteil des Radios in der Mitwirkung der Hörerschaft, denn die Beobachtungen vor Ort werten die Information der offiziellen Meldestelle aus seiner Sicht deutlich auf. Als Beispiele nennt er die letzte freie Abfahrt vorm Stau, die fehlende Rettungsgasse oder ein Stau, der sich schon auflöst. „Darüber hinaus stärkt es Bindung zwischen Nutzer und Medium, ähnlich einer Kommentarfunktion hört der Nutzer seine eigenen Informationen zur Meldung im Programm / liest sie in der App; was er hört, entspricht exakt dem, was er gerade im Straßenverkehr erlebt.“