Nur einen Monat nach der Einführung von iPhone-Applikationen für „Welt“ und „Bild“ haben – laut Angaben der Initiatoren – bereits mehr als 100.000 Nutzer die neuen kostenpflichtigen Angebote heruntergeladen. Die „Apps“ erringen damit Verkaufserfolge, die für „Paid-Content“ im Internet undenkbar wären.
Auch die Süddeutsche Zeitung hat eigenen Angaben zufolge mit „SZ Gold“ bereits im Premieren-Monat Januar rund 10.000 Käufer gefunden. „Das ist ein verheißungsvoller Start“, kommentiert der Chefredakteur von sueddeutsche.de, Hans-Jürgen Jakobs. Bei der kostenlosen App von sueddeutsche.de würden mittlerweile 65.000 Downloads registriert. „Es bewährt sich, dass wir den Nutzern die Auswahl lassen und sie – anders als Axel Springer – nicht in Bezahlformen hinein zwingen“, erklärt der Chefredakteur. Zu den Plänen der ARD, eine Tagesschau- App kostenfrei anzubieten, äußert sich Jakobs – im Gegensatz zu Springer-Chef Döpfner – gelassen. Für den aus Rundfunkgebühren finanzierten Nachrichtendienst fordert er jedoch besondere Regeln. „Zum einen muss das eine Stärkung des Qualitätsjournalismus bedeuten. Zum anderen ist bei bestimmten Themen und Formen Zurückhaltung angezeigt.“
Dagegen besagt laut spiegel.de ein aktuelles NDR-Gutachten, die Angebote von Tagesschau.de sollten ohne weitere Prüfung auf allen technischen Verbreitungswegen zugänglich gemacht werden.
Dass die massive Kritik an der kostenfreien Tagesschau-App aber ernst genommen wird, legt ein Statement der ARD nahe. Auf Anfrage hieß es dort: „Es gibt momentan in der ARD keine Entscheidung, ob und wann weitere Apps angeboten werden.“
Private Rundfunkveranstalter beschäftigen sich hingegen schon intensiv mit dem Geschäftsmodell „Paid-Content per App“. Bereits seit März 2009 bietet Regiocast Digital/90elf seine kostenlose App an. „Ohne dass wir die App mit externen Werbemaßnahmen flankiert haben, konnten wir bislang über 170.000 iPhone-User erreichen“, erklärt Christoph Kruse, Prokurist des Unternehmens. Obwohl 90elf im Basisangebot kostenfrei bleiben soll, glaubt Kruse, dass Smartphone-Nutzer zukünftig Bezahlmodelle akzeptieren werden. Durch den Erwerb der Rechte am DFB-Pokal bis 2011 und durch interaktive Sendungsformate wie „Bolzplatz“ sieht er 90elf inhaltlich gut dafür gerüstet. Zudem gebe es für die Nokia-Applikation bereits ein Bezahlmodell. „Der User kann sich 30 Tage voll von 90elf überzeugen, danach werden einmalig 2,99 Euro fällig.“
Ebenfalls zufrieden mit der Entwicklung seiner Apps zeigt sich SevenOne Intermedia, das Multimedia-Unternehmen der ProSiebenSat.1 Group. „Die N24-App war innerhalb weniger Tage nach Launch bei allen kostenlosen Apps und in der Kategorie ‚Nachrichten‘ auf Platz 1 der deutschen iTunes-Charts“, berichtet Manfred Neumann, Leiter Mobile Services. Weitere erfolgreiche Apps von SevenOne Intermedia seien die wetter.com, die „Lokalisten“ sowie die ran App. „Insgesamt haben wir bei den Downloads bereits die Millionengrenze geknackt“, betont Neumann. Grundsätzlich setzt ProSiebenSat.1 auf zwei Geschäftsmodelle: Zum einen auf den werbefinanzierten Ansatz mit SevenOne Media beziehungsweise Contnet als Partner bei der Vermarktung von Mobile-Display-Advertising. Zum anderen auf Bezahlinhalte, sofern sie einen entsprechenden Mehrwert für die User bieten. „Mit unseren Game-Apps, wie zum Beispiel Yeti Sports oder Besser Essen, haben wir bereits Paid-Content im Angebot“, so Neumann.