Der Spielbetrieb in Ihrer Liga ist derzeit eingestellt. Wie nutzen Sie digitale Tools und Angebote, um Ihre Spieler fit zu halten?
Tatsächlich ist es sehr schwierig, mit der anhaltenden Situation überhaupt klarzukommen. Es ist kein Ende in Sicht und die Hoffnung, dass es bald weitergehen kann, schwindet immer mehr. Wir versuchen mit den Möglichkeiten, die uns aktuell zur Verfügung stehen, bestmöglich klarzukommen. Zum Beispiel mit „Fußball-Homeschooling" per Videokonferenz im Jugendbereich: Der Trainer macht hierbei Übungen vor der Kamera, die die Kinder im Wohnzimmer nachmachen.
Alternativ werden Trainingsprogramme wochenweise per WhatsApp verschickt, die die Spieler nachweislich abarbeiten sollen. Aber das alles ist lange nicht so intensiv und motivierend, vor allem ersetzt das nicht die Gemeinschaft.
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Welche digitalen Tools nutzen Sie im Verein über das Training hinaus, um durch die Pandemie zu kommen?
Die Üblichen, bspw. Zoom oder Teams.
Vereine wie der Ihre führen oft Nachwuchsspieler an den Profisport heran – welche langfristigen Auswirkungen der Einschränkungen erwarten Sie diesbezüglich?
Um Nachwuchsspieler an den Profisport heranzuführen, müssen Vereine unserer Kategorie einen sehr hohen Aufwand betreiben. Dieser ist - im Vergleich zu Profivereinen - in gewisser Weise sogar höher, weil wir in unseren Möglichkeiten eingeschränkt sind; insbesondere durch die Corona-Maßnahmen. Infolgedessen verlieren immer mehr talentierte Spieler den Anschluss an das Leistungsniveau der Profivereine, sodass am Ende weniger den Sprung nach oben schaffen.
Das Ganze hat dann natürlich auch Auswirkungen auf ambitionierte Amateurvereine wie Wormatia Worms.
Im professionellen Spitzensport werden weiterhin Wettkämpfe ausgetragen. Wie bewerten Sie das?
Kürzlich hat der DFB an die Bundesregierung appelliert, bundesweit den Trainingsbetrieb im Amateursport wieder zuzulassen! Das finde ich erstmal gut. Denn ehrlich gesagt, man versteht nicht so ganz, warum im Profisport Wettkämpfe zugelassen werden und im Amateurbereich nicht!
Denn anscheinend liegt der Unterschied alleine in der Finanzkraft: Profivereine können sich PCR-Test leisten, anders als Amateurvereine. Doch das reicht meiner Meinung nach als Grund nicht aus. Zusätzlich irritiert, dass trotz positiv getesteter Spieler im Profibereich in den meisten Fällen weiter gespielt werden darf. Der Sinn dessen erschließt sich nicht. Da bekommen wir intuitiv das Gefühl, das passt irgendwie nicht, es ist zu abstrakt und nicht plausibel.
Für uns ist es schlichtweg nicht nachvollziehbar, warum die „da oben" das dürfen und wir nicht! Warum diese Ungleichbehandlung? Das ist echt frustrierend. Es ist doch so - wir wurden in eine Situation gebracht, in der jedes kleine Zugeständnis schon die große heile Welt für uns bedeutet. Diese „Wenn-Dann-“ und „Irgendwann-dürfen-wir"-Erziehung nervt. Unsere Lebendigkeit wir uns dadurch immer mehr genommen.
Aus meiner Sicht ist es grundsätzlich zu kurz gedacht, wenn man die derzeit prekäre Situation aller Amateurvereine allein auf die seit fast einem Jahr bekannte Coronakrise zurückführt, denn offensichtlich gibt es Lösungen, bspw. PCR-Tests. Nur sollten diese optimalerweise für so viele wie möglich gelten und nicht nur für die (TV-)Profivereine!
In dieser schwierigen gesamtgesellschaftlichen Situation erwarten wir vom großen, mächtigen DFB als Dachverband mehr Verantwortung und Unterstützung. Er sollte uns Möglichkeiten bieten oder aufzeigen, wie wir unseren Trainingsbetrieb bzw. den Spielwettbewerb auf dem Spielfeld weiterführen können. Das sollte Priorität haben.
Aus der Presse von internen Machtkämpfen zu erfahren ist für uns nicht hilfreich und nicht wirklich interessant. Das Paradoxe an der Sache ist, das letztlich die Profivereine - sportlich und wirtschaftlich - von den Amateurvereinen bzw. Amateuren, Familien, Kindern und Mitgliedern partizipieren und von ihnen abhängig sind. Allen voran der DFB!
Ohne sie wären sie so farblos wie ein Schwarzweiß-Film.
Letztlich fühlen wir uns im Stich gelassen. Das ist demotivierend und das Schlimme daran ist, dass man kaum noch wagt zu hoffen. Was, wenn die nächste Pandemie schon im Anmarsch ist?