Nachdem 2009 der Öffentlichkeit erste digitale Lesegeräte – sogenannte E-Book-Reader – vorgestellt wurden, begeistern in diesem Jahr kompakte Tablet-Computer die Technik-Fans. Diese flachen, tragbaren Computer, die komplett im Gehäuse eines Touchscreen untergebracht sind, werden ausschließlich per Fingerzeig bedient. Tablet-Computer wie das iPad von Apple sind in erster Linie für Tätigkeiten wie Internetsurfen, die Lektüre von Printmedien oder das Betrachten von Filmen und Fotos konzipiert. Daher wird nach Einschätzung von Prof. Joachim Blum, Medienberater und Honorarprofessor der Universität Trier, der Tablet-Computer vorerst auch nicht die Lücke zwischen Fernsehen und Internet schließen. Seiner Meinung nach „wird die Rezeption von linearen und live ausgestrahlten TV-Sendungen weiterhin überwiegend auf klassischen Fernsehgeräten stattfinden“. Allerdings werden Blum zufolge künftig vermehrt bestimmte Sendeformate, die TV-Sender zum Download bereitstellen, analog zu Videos über den Tablet-PC betrachtet. „Dabei dürfte es sich aber eher um kürzere Sendungen und um spezifische Formate wie kurze Nachrichtensendungen und Serien handeln“, so der Medienberater. Rüdiger Spies, Analyst beim Marktforscher IDC, rät unterdessen Fernsehveranstaltern, Tablet-Computer und ähnliche Geräte als „zusätzlichen Consumer-Kanal, wie auch Smartphones, zu verstehen“. Vorteile des neuen Verbreitungsweges sind Spies zufolge „extra zugeschnittene, wesentlich kürzere Inhalte und eine andere Zielgruppe“. Auf das beachtliche Potenzial von Tablet-Computern für Fernsehveranstalter weist Prof. Blum hin: „Für TV-Sender bedeutet es, dass zukünftig mehr kürzere Videos zum Herunterladen angeboten werden sollten, um den wahrscheinlich steigenden Bedarf zu decken.“ Allerdings müssten Programmveranstalter, um Tablet-Nutzer zu erreichen, „entsprechende Applikationen entwickeln und auf den Plattformen der Tablet-Hersteller anbieten“, fährt Blum fort. Erst dann können Mediennutzer komfortabel an TV-Angebote gelangen.
Beide Experten sind davon überzeugt, dass Tablet-Computer die Entwicklung hybrider Fernsehgeräte nicht überflüssig machen. Sie stellen lediglich eine Ergänzung dar, „mit dem zukünftig zu Hause das TV-Programm geschaut und im Internet gesurft wird“, so Blum. Rüdiger Spies ergänzt: „Internetfähigkeit wird bald nichts besonderes mehr sein. Insofern besteht für die TV-Geräte-Anbieter überhaupt keine Option.“ Zudem ist für Medienberater Blum ein Tablet-Computer schon deshalb keine ernste Konkurrenz für hybride Fernsehgeräte, weil „das Display des Tablets zu klein ist und diese Geräte daher für die individuelle Nutzung ausgelegt sind. Das Gemeinschaftserlebnis Fernsehen wird großen Monitoren vorbehalten sein und kann nicht vom Tablet abgelöst werden.“ Zudem sieht Blum ein friedliches Nebeneinander von Tablet-Computern und Fernsehgeräten voraus. Denn aufgrund der flexiblen Nutzungsmöglichkeiten der Tablets wird es künftig möglich sein, „an allen Orten der Wohnung TV-Sendungen zu verfolgen. Es wird also ein Nebeneinander von stationärem Hybrid-TV und mobilem Tablet geben, das letztlich wohl zu höherem TV-Konsum führt“, vermutet der Medienberater.