Während in Deutschland DAB-Förderungen auslaufen, einige Sender sogar ihren DAB-Betrieb einstellen und über den Erfolg von DAB wieder heftiger gestritten wird, ist im Nachbarland Schweiz der Ausbau des DAB-Sendernetzes in vollem Gange. An Interessenten mangelt es nicht: für acht DAB-Konzessionen, die das Bundesamt für Kommunikation (BAKOM) im vergangenen Jahr für die Deutschschweiz ausgeschrieben hatte, gibt es 18 Bewerber. War die DAB-Übertragung bisher ausschließlich in der Hand des öffentlich-rechtlichen Rundfunks SRG SSR idée suisse, zeigen jetzt vor allem die Privatsender Interesse. Das UKW-Spektrum ist auch in der Schweiz knapp geworden.
„Ob in der Schweiz eine DAB-Begeisterung herrscht, ist vorläufig noch zweifelhaft. Die Zahl der verkauften DAB-Geräte dürfte weiterhin im 10.000-Bereich liegen“, sagte René Wehrlin-Schafknecht, Medienspezialist des BAKOM, dem Meinungsbarometer Digitaler Rundfunk. „Das mag sicher damit zusammenhängen, dass noch nicht sehr viele Programme über DAB verbreitet werden und auch damit, dass erst im Jahr 2006 der DAB-Ausbau ernsthaft in die Hand genommen wurde. Aber die große Zahl an Bewerbungen für die zweite Bedeckung ist an sich erfreulich und zeigt, dass in der Schweiz der DAB-Technologie zumindest Chancen eingeräumt werden.“
Rund zwei Drittel der Schweizer Bevölkerung können bereits mit DAB versorgt werden. Die SRG verbreitet bisher über die erste DAB-Bedeckung je nach Landesgegend zwischen neun und elf Radioprogramme (elf in der Deutschschweiz, zehn in der Suisse Romande, neun im Tessin). Bis Ende 2009 soll DAB in der gesamten Schweiz zu empfangen sein.
Unter den 18 Bewerbern für den zweiten DAB-Layer befinden sich sowohl große Schweizer Medienhäuser wie Ringier als auch zahlreiche kleinere Programmveranstalter. Neugierig machen vor allem Gesuche wie das von „IMMO-Radio“, welches ein Programm für Hausbesitzer und Mieter anbieten will, oder das neu gegründete „Radiolab“, das seinen Schwerpunkt auf Informationen aus Wissenschaft, Kunst und Technik setzen möchte. Auch die SRG will ihr DAB-Angebot ausbauen und künftig einen Informationskanal sowie ein englischsprachiges Programm anbieten. Auch wenn die SRG zukünftig sparen will, da der Bundesrat einer geforderten Rundfunkgebührenerhöhung nur teilweise stattgegeben hat, hält sie an DAB fest. „Die SRG SSR steht nach wie vor hinter ihrer DAB-Strategie. Unsere Zielgruppen sind dabei vor allem die Benutzer von portablen Empfängern, mobilen Pocket-Radios und Autoradios“, erklärte SRG-Mediensprecher Daniel Steiner dem Meinungsbarometer Digitaler Rundfunk. Die neue DAB-Bedeckung soll bereits im erweiterten Standard DAB+ betrieben werden. Das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) wird die Konzessionen voraussichtlich im Verlauf des Frühjahrs erteilen. Wichtigstes Kriterium ist laut Ausschreibung dabei „die Attraktivitätssteigerung der neuen Technologie DAB“.
Die Digitalisierung der Radioverbreitung nehme für das BAKOM bzw. den Schweizer Bundesrat eine wichtige Position ein, so Wehrlin-Schafknecht. „Allerdings setzen wir nicht allein auf DAB. Auch DMB oder HD-Radio sind Technologien, die bei uns ernsthaft diskutiert werden und zu denen auch entsprechende Versuche laufen.“