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Spotify setzt auf Wechsel von Free- zu Premium-Angeboten

Wo der Streamingdienst die größten Wachstumspotenziale sieht

Stefan Zilch, Geschäftsführer Spotify D/A/CH Quelle: Spotify Stefan Zilch Geschäftsführer D/A/CH Spotify 18.11.2015
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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"Viele Deutsche kaufen und besitzen gerne CDs und Schallplatten", schätzt Stefan Zilch, Geschäftsführer Spotify D/A/CH, ein. Dennoch sieht er Streamig als nachhaltigen Trend. Bei welchen Zielgruppen Spotify derzeit am meisten wächst, verrät er im Interview.







Nach einer PWC-Studie boomen Musik-Streaming-Dienste. Doch etwa jeder Zweite möchte nur kostenlose Angebote nutzen. Können Streaming-Dienste so auf Dauer angeboten werden?
Ja, denn wir sind davon überzeugt, dass das Freemium-Modell das beste Geschäftsmodell für Musik Streaming ist. Unser werbefinanziertes Angebot Spotify Free ist insbesondere für jüngere Zielgruppen, die noch nie in ihrem Leben eine MP3 oder CD gekauft haben, sehr spannend. Unser kostenfreier Zugang ist hier häufig der erste Schritt in den legalen Musikkonsum, denn über 80 Prozent der mehr als 20 Millionen Spotify Premium Abonnenten waren zuvor Spotify Free Nutzer. Das ist der entscheidende Punkt: Der Wechsel von Spotify Free auf Spotify Premium ist unser Geschäftsmodell – und es funktioniert. Mehr als 25 Prozent der aktiven Spotify Nutzer zahlen monatlich 9,99 Euro für Spotify Premium. Bei Spotify vergüten wir jeden Stream an die Musikindustrie und erhöhen somit die Einnahmen der Rechteinhaber – bislang über 3 Milliarden US Dollar seit Oktober 2008. Es ist wichtig zu verstehen, dass Spotify Free und Spotify Premium zusammen betrachtet werden, denn durch beide Angebote fließt Geld zurück in die Musikindustrie. Das werbefinanzierte Modell ist dabei genauso wichtig wie Spotify Premium, da es legales Musik Streaming überhaupt erst möglich macht und damit gegenüber dem wahren Übel, der Musikpiraterie, eine echte Alternative für viele Nutzer bietet.

Nur jeder 10. der Befragten will für ein Abo 8 Euro oder mehr ausgeben. Wird es künftig neue Tarif-Staffelungen geben?
Bei Spotify zahlen mehr als 25 Prozent der aktiven Spotify Nutzer monatlich 9,99 Euro. Das zeigt deutlich, wie gut es uns gelingt, Spotify Free Nutzer in unserer Bezahlmodell zu überführen. Zudem erhalten Studenten und Familien von uns spezielle Rabatte für Spotify Premium. Aber um langfristig erfolgreich zu sein, braucht man das beste Produkt im Markt. Spotify ist auf vielen Plattformen verfügbar, darunter iOS, MacOS, Android, Windows Phone, Blackberry, Hybrid TVs und Linux. Über Spotify Connect können Premium Nutzer ihre Musik auf ihren Audiosystemen von Sonos, Sony, Samsung, Teufel, Denon, Philips, Bose, Panasonic und Gramofon usw. hören. Dazu kommen noch integrative Partnerschaften mit Sony Playstation, Chromecast und Amazon Fire TV sowie Apple Carplay, Android Auto und Android Wear.

Besonders Ältere stehen Bezahlmodellen skeptisch gegenüber. Wie kann man diese Zielgruppe gewinnen?
Rund 50 Prozent unserer Nutzer in Deutschland sind unter 30 Jahren alt. Diese junge Gruppe ist unsere wichtigste Zielgruppe, dementsprechend liegt unser Fokus auf den Jüngeren. Allerdings wachsen wir derzeit am schnellsten in der Gruppe der über 30-Jährigen. Diese Zielgruppe gewinnen wir, indem wir sie mit einem guten Produkt und dem besten Musikerlebnis überzeugen. Spotify bietet eine einfache Handhabung, ein umfangreiches Angebot an Songs und Hörbüchern, spezielle Features wie Spotify Connect, zahlreiche Partnerschaften mit Anbietern von Home Entertainment Systemen und vieles mehr. Interessant sind für uns auch all die Personen in Deutschland, welche nach GFK-Studien zu den über 60 Prozent der Bevölkerung zählen, die jährlich keinen einzigen Cent für Musik (z.B. Downloads, CDs, Tickets, Merchandising, o.ä.) ausgegeben. Sie erreichen wir häufig mit unserem Spotify Free Angebot und erwirtschaften somit neue Einnahmen für die Musikindustrie.

Nach wie vor werden in Deutschland 60 % der Musik-Umsätze mit CD-Verkäufen erwirtschaftet. Woran liegt das Ihrer Ansicht nach?
Im Gegensatz zu anderen Ländern wird der deutsche Markt – ähnlich wie der japanische – von physischen Tonträgern dominiert. Viele Deutsche kaufen und besitzen gerne CDs und Schallplatten. Zudem zeichnet Deutschland eine einzigartige Musikindustrie aus: die Rolle des lokalen Repertoires und das große Interesse an klassischer Musik oder Hörbüchern. Unser Markt unterscheidet sich darin gravierend vom Musikkonsum in beispielsweise Schweden oder den Niederlanden. Märkte wie die USA oder Großbritannien haben ein viel engeres Portfolio und das Pop- und Rockgenre spielt eine viel größere Rolle.

Mit dem Markteintritt von Spotify in Deutschland konnten wir somit der bestehenden Musikindustrie neue Einnahmequellen und Umsätze hinzufügen. Der steigende Marktanteil von Musik Streaming lässt den gesamten Musikmarkt sogar leicht wachsen (siehe BVMI). Die BITKOM zählt mittlerweile mehr als 20 Millionen Deutsche, die regelmäßig Audio Streaming Angebote (Webradio, Simulcast, Musik Streaming etc.) nutzen. Wir sehen das  Streaming-Wachstum im deutschen Musikmarkt als nachhaltigen Trend, der sich auch in Zukunft fortsetzen wird.
               
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