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Sportvereine und Fitnessbranche in der Corona-Krise

Was mit digitalen Tools geht und was nicht

Nikola Marquardt, Mitherausgeberin des Fachdebattenportals Meinungsbarometer.info Quelle: Redaktion Dipl.- Journ. Nikola Marquardt Founder & Herausgeberin Meinungsbarometer.info 15.06.2021

Über viele Monate waren sportliche Betätigungen Pandemie-bedingt nur eingeschränkt möglich. Während die Fußball-Bundesliga vor Geisterkulissen weiterlief, war im Breitensport der Vereinsbetrieb weitgehend lahmgelegt. Auch Fitness-Studios mussten vielerorts schließen. An manchen Stellen konnten digitale Angebote einen gewissen Ersatz schaffen - und sie haben für eine Transformation gesorgt.

So beobachtet Christian Hörl, Branchensprecher beim Fachverband Freizeit- und Sportbetriebe in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), dass die Pandemie hat die Digitalisierung in diesem Bereich stark vorangetrieben hat. „Kurse werden online gestreamt, Coachings können virtuell stattfinden, es gibt Online-Programme zu den Themen Training und Ernährung und zahlreiche Möglichkeiten einzelne Kursstunden im Netz on demand abzurufen.“ Viele Fitnessclubs verfügten zudem über eigene Apps und die Entwicklung dieser Tools werde rasant vorangetrieben. Allerdings sorgen laut Christian Hörl diese Maßnahmen vor allem für die Bindung von bestehenden Kunden oder Mitgliedern. Der unmittelbare wirtschaftliche Vorteil sei dagegen gering, Neukunden könnten nur schwer oder gar nicht gewonnen werden. Denn die Entwicklung habe gleichzeitig zu einem großen Anstieg an Mitbewerbern geführt, die digitale Fitnessformate im Netz anbieten. Langfristig werde das Online-Angebot indes fester Bestandteil des Fitnessclubs von morgen sein. „Diese Entwicklung ist spätestens jetzt nicht mehr aufzuhalten.“

Stephan Müller, Vorstand des Bundesverbandes Personal Training (BPT), sieht digitale Tools auch vor allem als gute Möglichkeit bieten, den Kunden zumindest etwas bei der Erhaltung oder Verbesserung der Fitness zu unterstützen. Diese Tools sieht er als Ergänzung zum Training mit dem Trainer vor Ort. Und auch er betont: „Dies sollte auch in Zukunft beim Angebot weiter integriert werden.“ Auch aus Sicht von YogaEasy-Gründerin Dr. Henrike Fröchling wird die Hybridstunde weiterhin eine starke Rolle spielen, weil die Leute auf den Geschmack gekommen seien. Sie betont zudem den Aspekt der Zukunftssicherung. „Wir alle wissen nicht, was nach der Pandemie ist. Aber alle Experten, die ich bisher gehört habe und auch meine persönliche Einschätzung ist, dass die Online-Livestunde oder auch die On-Demand-Stunde für jeden einzelnen Yogalehrer und für jedes Yogastudio wichtig bleiben wird.“

Volker Ebener, 1. Vorsitzender des Deutschen Fitness und Aerobic Verbandes (DFAV), verweist allerdings darauf, dass die Qualität eines Trainings über digitale Angebote mangels entsprechender Geräte, ohne qualifiziertes Trainingspersonal vor Ort und ohne die Motivation von Freunden und Freundinnen im Studio nicht wie im Fitnessstudio sei. Und er kritisiert die Politik. Es sei nicht nachvollziehbar, „dass die Sportvereine z.B. hier in NRW sehr großzügige Unterstützung durch die Landesregierung erhalten, während die Fitnessstudios, die mit Steuerzahlungen das, was sie bekommen, irgendwann zurückzahlen müssen, lange auf ihre Hilfen warten müssen, die zu wenig zum Überleben sind.“ Er fordert einen Bundessportminister, der alle Sportarten gleich fördert.

Allerdings betont Gerd Bischofter, Geschäftsführer der Österreichischen Bundes-Sportorganisation Sport Austria: „Die klassische Vereinsarbeit hat aber in ihrer sozialen Bedeutung für die Gesamtgesellschaft ein klares Alleinstellungsmerkmal.“ Er verweist auf die 15.000 Sportvereine in Österreich, diese seien nicht nur der Gesundheitsmotor des Landes, sondern hätten eben auch wichtige soziale Aufgaben zu erfüllen. Vor allem im Bereich der Förderung der Jugend und in der Integration leisteten sie hervorragende Arbeit. „Das kann durch nichts ersetzt werden.“

In diese Kerbe schlägt auch Anja Siegert, Vorstand Kommunikation beim VSD (Verband für Sportökonomie und Sportmanagement). „Wir haben es mit Menschen zu tun in 90.000 Vereinen (lt. DOSB), die auf Menschen treffen möchten.“ Sie verweist darauf, dass Mannschafts- und Ballsportlerinnen und Sportler die Sportarten oft auch wegen des sozialen Charakters ausüben, was durch digitale Tools keinen adäquaten Ersatz bekommen kann. Anderseits hätten Sportvereine in den letzten Jahren viele Herausforderungen in Sachen Digitalisierungsfortschritt gemeistert: „Mitgliederverwaltung, Pressearbeit, Spiellizenzbetrieb, viel wurde bereits umgestellt.“

An der Basis wurde während der Pandemie auch digital trainiert. So berichtet Ibrahim Kurt Sportvorstand beim Fußball-Traditionsverein Wormatia Worms vom „Fußball-Homeschooling “ per Videokonferenz im Jugendbereich: „Der Trainer macht hierbei Übungen vor der Kamera, die die Kinder im Wohnzimmer nachmachen.“ Er verweist aber auch auf die Schwierigkeiten für Vereine wie seinen. „Um Nachwuchsspieler an den Profisport heranzuführen, müssen Vereine unserer Kategorie einen sehr hohen Aufwand betreiben.“ Infolge der Pandemie beobachtet er, wie immer mehr talentierte Spieler den Anschluss an das Leistungsniveau der Profivereine verlieren, sodass am Ende weniger den Sprung nach oben schaffen.

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