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Sportsbar für Individualisierung der Sportrechte-Pakete

Warum die derzeitigen Abrechnungsmodelle schwer nachvollziehbar sind

Nicole Behrens, Inhaberin Bar Same Same Quelle: Bar Same Same Nicole Behrens Inhaberin Bar Same Same 25.01.2018
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Dipl.- Journ. Thomas Barthel
Founder & Herausgeber
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"Ich kenne unsere Gäste und möchte entscheiden, welche Sportarten für uns relevant sind und welche nicht", sagt Nicole Behrens, Inhaberin der Hamburger Sportsbar Bar Same Same. Mit Handballrechten, die derzeit im Sky-Paket enthalten sind, kann sie nichts anfangen. Zugleich lobt sie die Zusammenarbeit mit Sky Vergleich zu anderen Rechteinhabern.







Der neue Rechte-Deal zur Fußball-Bundesliga macht den Gastwirten das Leben schwer – lohnen sich Übertragungen überhaupt noch?
Hier sollte zwischen einer reinen Sportsbar und einer Gastronomie, die nur einen Teil Ihrer Umsätze durch Sportübertragungen generiert unterschieden werden. Auch ist es hinsichtlich der Planbarkeit entscheidend, ob sich das Publikum hauptsächlich aus Stammgästen oder Laufkundschaft zusammensetzt.

Für mich stand es nicht zur Diskussion, die Fussballübertragungen zu streichen. Wir haben eine „Fussball-Stammkundschaft“ deren Bedürfnisse es aus meiner Sicht zu befriedigen gilt. Da sehen wir uns auch ein bisschen in der Verantwortung. In berühmten Worten gesprochen: „Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast.“ (Antoine de Saint-Exupery aus „Der kleine Prinz“). Das klingt vielleicht ein bisschen romantisch, aber ich finde, dass neben den kommerziellen Gedanken dieser Aspekt häufig viel zu kurz kommt und mehr Beachtung verdient hat. Um aber bei dem wirtschaftlichen Gedanken zu bleiben, machen wir uns natürlich auch zu nutze, dass wir neue Kunden gewinnen, die durch die aktuellen Entwicklungen in ihren Stammbars keinen Fussball mehr schauen können.

Dem Ganzen entgegen steht der lokal Gesichtspunkt der in meinen Augen eine sehr große Rolle spielt. Neben Spielen vom HSV, St. Pauli, sowie auch Bayern und Dortmund, lockt höchstens noch die Konferenz Gäste in den Laden. Andere Einzelspiele sind bei uns nicht großartig nachgefragt.

Zusammenfassend sehe ich in der Entwicklung gewisse Risiken und endlos dürfen wir Gastronomen dieses Spiel auch nicht mitgehen, es fordert mich aber auch heraus und treibt mich an, mich weiterzuentwickeln und den Servicegedanken zu verbessern.

Welches Entgegenkommen wünschen Sie sich von den Rechteinhabern hinsichtlich der Preis- und Paketgestaltung?
Ganz klar die Individualisierung der Pakete. Ich kenne unsere Gäste und möchte entscheiden, welche Sportarten für uns relevant sind und welche nicht. Dass ich jetzt bei SKY alle Spiele der Handball-Bundesliga schauen kann, mag für den Rechteinhaber neue Wege erschließen, ohne Handballfans ist das für mich jedoch nicht lukrativ. Das Preismodell von SKY, dass den Standort der Gastronomie, in Bezug auf örtliche Nähe zu einem Fussball-Bundesligisten und den ansässigen Stadtteil, als Indikator für den zu zahlenden Betrag zu Grunde legt, kann ich nicht ganz nachvollziehen.

Zu einem vernünftigen Komplettangebot gehört für mich aber auch die Möglichkeit, mich mit einem direkten Ansprechpartner auf Augenhöhe auszutauschen und eine persönliche Betreuung zu erhalten. Diesen Punkt erfüllt SKY im Gegensatz zu den weiteren Rechteinhabern. Diese haben derzeit entweder gar keine (DAZN/Perform Group) bzw. eine ungenügende (Eurosport/Discovery) Preis- und Paketgestaltung über die zu reden wäre. Auch wenn hier ein anderer Vertriebsweg eingeschlagen wird, darf die Gastronomie nicht ausgeschlossen, beziehungsweise mit einer Notlösung bedacht werden.

Die Übertragungen laufen auf verschiedenen Plattformen – welche technischen Lösungen würden Sie sich von den Rechteinhabern wünschen?
Zunächst einmal steht hier natürlich die technisch einwandfreie Funktion des jeweiligen Kanals im Vordergrund. Eine garantierte Übertragung und der Ausschluss von Kinderkrankheiten sollte in diesem Bereich, in dem wir uns hier bewegen, vorausgesetzt sein. Technische Probleme, wie beim Eurosport-Player am zweiten und dritten Spieltag aufgetreten, lassen sich in Hinblick auf die Vorlaufzeit und Erfahrung am Markt nicht erklären.

Die derzeit relevanten Player SKY, Eurosport und DAZN verfolgen ihre jeweilige Strategien mit ganz unterschiedlichen Ausgangssituationen und Zielsetzungen. Diese Entwicklung mit mehreren Rechteinhabern finde ich, gerade auch in Bezug auf die inhaltliche Qualität der Berichterstattung im Umfeld der jeweiligen Spiele, grundsätzlich richtig und der Sache dienend, vorausgesetz, neben dem eben ausgeführten Punkt der technischen Umsetzung, einer rechtzeitigen Bekanntgabe des jeweiligen Übertragungswegs um mir als Nutzer die Möglichkeit der Vorbereitung zu geben.

Die Entscheidung des Bundeskartellamtes ist nun aber umgesetzt und ich bin der Meinung, dass jeder Gastronom einer Sportsbar in der Verpflichtung ist, sich über die Möglichkeiten zu informieren und sich um die technischen Voraussetzungen zu kümmern. Das wird in den Kernkompetenzen ja nicht anders gemacht. Ich muss mich selbst darum kümmern, dass mein Bier gekühlt wird. Dazu kommt, dass ich meine Getränke auch nicht zwingend bei einem Anbieter beziehe und die Vertragsgestaltung mit den Industriepartner bzw. GFGHs ebenfalls individuell ausgehandelt wird.

Welche Bedeutung haben Kneipen-Übertragungen für die Marke Bundesliga aus Ihrer Sicht?
Ich denke, dass die Übertragungen eine sehr hohe Bedeutung haben, beziehungsweise haben sollten. Neben dem Stadion sind es die Sportsbars, wo die Fans die Bundesliga (er-)leben. Die Stimmung, mit der sie die Spiele schauen, wird hier beeinflusst und verstärkt. Ein schlechtes Ergebnis der „eigenen“ Mannschaft ist oftmals durch Geselligkeit und Umgang mit Gleichgestellten schnell vergessen, wohingegen positive Resultate in der Gruppe noch intensiver wahrgenommen werden. Jeden Spieltag wird so, abseits von Ergebnissen, ein positives „ Gefühl“ erzeugt, welches dem Image der Bundesliga zuträglich ist.

Sportsbars sind in meinen Augen ein kostenloses und nicht zu unterschätzendes Marketing Tool, das der DFL zur Verfügung steht, die Rechteinhaber sehe ich hier als ernstzunehmenden, jedoch beeinflussbaren Zwischenhändler. Daher habe die Absetzung der SKY-Livesendung „Mein Stadion“ in der Saison 2015/16 schon kritisch beobachtet. Durch dieses Format haben die Sportsbars, wenn auch nur eine kleine Anzahl und unter Voraussetzung bestimmter Maßgaben, eine größere Aufmerksamkeit erhalten. Ich hoffe auch, dass die neuen Rechteinhaber die Wichtigkeit von Sportsbars schnell erkennen und dementsprechend handeln. Rechte kaufen heißt für mich auch Pflichten erfüllen.

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