18 Prozent der deutschen Haushalte verfügen über mindestens einen kostenpflichtigen VOD-Dienst. Wie bewerten Sie diese Zahl?
Die Verbreitung kostenpflichtiger VOD-Services hat sich in Deutschland rapide entwickelt. Man darf nicht vergessen, wie jung der Markt noch ist: Die heutigen Marktführer Amazon und Netflix sind mit ihren Angeboten erst seit 2014 in Deutschland aktiv. VOD-Abos bereits in jedem fünften Haushalt sind daher schon allein sehr bemerkenswert. Was jedoch noch hinzukommt: Jeder dieser Haushalte hat heute im Durchschnitt bereits zwei VOD-Dienste parallel abonniert. Das heißt, VOD-Nutzer entscheiden sich i.d.R. nicht für einen einzelnen Service, sondern wollen sich aus mehreren Angeboten die Highlights heraussuchen können und immer die derzeit angesagteste Serie ansehen. Es gibt zwischen den Diensten keine Entweder-oder-Entscheidung.
Der Löwenanteil des Umsatzes wird mit Abos erwirtschaftet. Was ist der Vorteil an diesem Bezahlmodell?
Für Anbieter liegt der Vorteil auf der Hand: Abonnements garantieren einen konstanten Einnahmenfluss, ohne dass der Nutzer immer wieder Kaufentscheidungen treffen muss. Aus Nutzersicht passt das Bezahlmodell zum Konsumverhalten: Bingewatchen zum Flatrate-Tarif. Die Schwelle, ein Abo abzuschließen, ist jedoch viel niedriger als bspw. bei Zeitschriften oder auch im klassischen Pay-TV. Zum einen bewegt sich der Preis i.d.R. nur um die zehn Euro monatlich, zum anderen sind die Abos – außer bei Amazon, die mit Prime ja ein besonderes Modell fahren, das viele weitere Services umfasst – monatlich kündbar. Damit die Kunden das nicht tun, schieben die Anbieter jeden Monat neuen attraktiven Content nach, wovon wiederum die Nutzer profitieren.
Neben den Platzhirschen wie Netflix, Amazon, Maxdome oder Sky gibt es auch immer mehr Nischenangebote. Welche Inhalte abseits des Film- und Serien-Mainstreams könnten künftig Marktreiber werden?
Bereits jetzt existieren spezielle Angebote bspw. für Kinder oder für Independent-Filme. Das derzeit größte Thema für VOD ist aber Sport. Hier wird der Markt durch Services wie dem Eurosport Player und DAZN, die sich u.a. ab der aktuellen Saison 2018/19 einen großen Teil der Champions League-Lizenzen gesichert haben, aktuell deutlich wettbewerbsintensiver und vielfältiger. Aber auch Dokumentationen oder Late Night Shows haben bereits ihren Platz im Video-on-Demand und ergänzen die Angebote immer weiter.
Eine Bremse für den Markt stellt der schlechte Breitband-Ausbau insbesondere in ländlichen Regionen dar. Welchen Handlungsbedarf sehen Sie bei der Politik?
Videos sind die Anwendungen im Internet mit dem höchsten Bandbreitenbedarf – und in der Tat darf man nicht vergessen, dass viele Haushalte insbesondere in den ländlichen Regionen nach wie vor bei der Nutzung außen vor bleiben. Gerade weil die VOD-Angebote immer vielfältiger und bedeutsamer werden, sind sie ein wichtiger Grund für den flächendeckenden Ausbau mit hochbitratigen Anschlüssen. Dieser wird seit jeher von der Frage begleitet, wofür man die superschnellen Leitungen eigentlich braucht. Diese Henne-Ei-Problematik wird durch Video-on-Demand gelöst. Denn Netflix in UHD ist schlichtweg die Killer-Anwendung für sehr schnelles Internet – und damit nicht zuletzt auch für die Telekommunikationsanbieter ein schlagkräftiges Argument bei der Vermarktung ihrer teureren Glasfaseranschlüsse.
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