Menue-Button
← FACHDEBATTE Interview

Sennheiser fordert langfristiges Ersatzspektrum für Funkmikros

Was das Gedränge in den Funknetzen für Folgen hat

Norbert Hilbich, Director Spectrum Affairs bei Sennheiser electronic Quelle: Sennheiser Norbert Hilbich Director Spectrum Affairs bei Sennheiser electronic GmbH & Co. KG Sennheiser 20.07.2016
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Alexander Hiller
Redakteur
Meinungsbarometer.info
ZUR FACHDEBATTE

"Mit der Versteigerung des 800 MHz- und des 700 MHz-Bandes haben der Rundfunk und die Nutzer drahtloser Produktionsmittel rund 46 Prozent ihres bisherigen Funkspektrums verloren", konstatiert Norbert Hilbich, Director Spectrum Affairs bei Sennheiser electronic. Deshalb müsse es Ersatz geben und nicht etwa noch weniger Platz.







Die Sommerfestspielsaison hat gerade begonnen. Wie störungsfrei können die Kulturschaffenden in Bezug auf die Drahtlostechnik in diesem Jahr arbeiten?
Die Beantwortung der Frage hängt davon ab, in welchem Frequenzbereich die Drahtlostechnik eingesetzt werden soll. Das 700 MHz-Band muss erst geräumt werden, wenn der Mobilfunk seine Sender in Betrieb nimmt. Das wirkt sich in dieser Festspielsaison noch nicht aus. Anders ist das im Bereich 470 -694 MHz. Nach dem Start des digitalen Antennenfernsehens DVB-T2 wurden im Mai in diesem Bereich zusätzliche TV-Kanäle in Betrieb genommen. Diese können damit nicht mehr für den Einsatz von Funkmikrofonen genutzt werden.

Welche Störpotentiale gibt es derzeit und wie lassen sich diese ggf. beheben?
Im Bereich 470 -694 MHz stehen seit Mai weniger freie Kanäle für drahtlose Produktionsmittel zur Verfügung. Dies ist jedoch von Ort zu Ort unterschiedlich und hängt davon ab, wie weit der nächste terrestrische TV-Sender strahlt. Dabei ist zu beachten, dass die Störstrahlung weiter reicht als das Fernsehbild empfangen werden kann. Deshalb können auch weit entfernte TV-Sender den Einsatz von Funkmikrofonen gefährden. Die Tontechniker sollten deshalb anders als in den Vorjahren jetzt sehr sorgfältig testen, welche TV- Kanäle genutzt werden können. Dies gilt insbesondere für Veranstaltungen im Freien.

Welche technischen Lösungen empfiehlt Sennheiser den Kulturschaffenden und Drahtlosanwendern, damit Theater und Musik störungsfrei arbeiten können?
Stellt ein Nutzer fest, dass die geplanten Frequenzen gestört sind, kann er versuchen, auf benachbarte Frequenzen auszuweichen, wenn diese noch in der Bandbreite seines Gerätes liegen. Ist dies nicht der Fall, muss er sein Equipment austauschen oder umbauen lassen. Da in den kommenden Jahren noch viele neue DVB-T2-Sender den Betrieb aufnehmen werden, ist es sinnvoll, in Geräte mit einer großen Schaltbandbreite zu investieren, wie die Sennheiser 3000/5000er Serie mit einer Schaltbandbreite bis zu 184 MHz oder das Digital 9000-System mit 328 MHz.

Welche Forderungen haben Sie als Hersteller an die Europa- und Bundespolitik, damit die Drahtlosanwender ihr Funkspektrum dauerhaft behalten? Würde bzw. ein Bundesgesetz zum Schutz der Drahtlosanwender im Bereich des Kulturbetriebs helfen? Um ggf. weitere Dig. Dividenden zu verhindern?
Mit der Versteigerung des 800 MHz- und des 700 MHz-Bandes haben der Rundfunk und die Nutzer drahtloser Produktionsmittel rund 46 Prozent ihres bisherigen Funkspektrums verloren. Beide Anwendungen müssen sich künftig in den Bereich 470 -694 MHz drängen. Gleichzeitig gibt es jährlich immer mehr Funkmikrofone und bei Veranstaltungen wird immer mehr Drahtlostechnik eingesetzt. Die Bundesregierung ist gefordert, schnellstmöglich Ersatzspektrum auszuweisen, das langfristig zur Verfügung steht – mit einem Zeithorizont von etwa 15 Jahren. Dazu braucht sie die Unterstützung anderer europäischer Staaten, weil internationale Verabredungen notwendig sind. Alle Hersteller erwarten, dass schnellstens europaweit zusätzliche Frequenzbereiche für drahtlose Produktionstechnik ausgewiesen werden und dann kurzfristig nationales Recht die Nutzung langfristig regelt. Dies ist die Voraussetzung, dass die Hersteller für diese Bereiche Geräte produzieren und Nutzer in diese Geräte investieren.

Das Spektrum von 470 -694 MHz muss für die Telekommunikationsunternehmen tabu sein. Die EU-Kommission hat die Absicht, dieses auch noch für die Mobilfunkanwender zu öffnen. Obwohl die Bundesländer dieser Öffnung widersprochen haben, hat die Bundesregierung im Europäischen Rat dem zugestimmt. Jetzt ist es Sache des Europäischen Parlamentes, dies zu verhindern. In diesem Fall helfen keine Lippenbekenntnisse, dass man in Deutschland von der Regelung keinen Gebrauch machen wolle. Die Erfahrungen mit den Digitalen Dividenden 1 und 2 haben gezeigt, dass deren Halbwertszeit gering war.

Sennheiser ist weltweit in Sachen Mikrofon- und Drahtlostechnik unterwegs. Welche Projekte möchten Sie aktuell hervorheben?
Unser digitales Drahtlossystem Digital 9000 war beispielsweise bei Adeles Tour durch Europa und Nordamerika im Einsatz. Diese könnte die größte Tour des Jahres 2016 werden – den Rekord beim Produktionsbudget hält sie zurzeit auf jeden Fall. Bei internationalen Musik-Events, wie den GRAMMYs und Billboard Music Awards und dem Echo ist Sennheiser mit drahtlosen Mikrofonsystemen vertreten, wie auch bei den bekannten großen Sport-Veranstaltungen.

UNSER NEWSLETTER

Newsletter bestellen JETZT BESTELLEN

■■■ WEITERE BEITRÄGE DIESER FACHDEBATTE

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Heribert Knecht
Präsident
Verband Deutscher Freilichtbühnen

Heribert Knecht, Präsident Verband Deutscher Freilichtbühnen und Mitglied im BDAT-Präsidium
Digitale Dividende | Politik

DVB-T2 stört Freilichtbühnen

Warum ein Bundesgesetz zum Schutz der ■ ■ ■

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Heribert Knecht
Präsident
Verband Deutscher Freilichtbühnen

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Matthias Fehr
Präsident
Association of Professional Wireless Production Technologies e. V. (APWPT)

Matthias Fehr, Präsident Association of Professional Wireless Production Technologies e.V. (APWPT)
Digitale Dividende | Politik

Verband fordert langfristige ■ ■ ■

Wo es noch Platz bei den Funk-Frequenzen gibt

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Matthias Fehr
Präsident
Association of Professional Wireless Production Technologies e. V. (APWPT)

ZUR FACHDEBATTE

ÜBER UNSERE FACHDEBATTEN

Meinungsbarometer.info ist die Plattform für Fachdebatten in der digitalen Welt. Unsere Fachdebatten vernetzen Meinungen, Wissen & Köpfe und richten sich an Entscheider auf allen Fach- und Führungsebenen. Unsere Fachdebatten vereinen die hellsten Köpfe, die sich in herausragender Weise mit den drängendsten Fragen unserer Zeit auseinandersetzen.

überparteilich, branchenübergreifend, interdisziplinär

Unsere Fachdebatten fördern Wissensaustausch, Meinungsbildung sowie Entscheidungsfindung in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Medien und Gesellschaft. Sie stehen für neue Erkenntnisse aus unterschiedlichen Perspektiven. Mit unseren Fachdebatten wollen wir den respektvollen Austausch von Argumenten auf Augenhöhe ermöglichen - faktenbasiert, in gegenseitiger Wertschätzung und ohne Ausklammerung kontroverser Meinungen.

kompetent, konstruktiv, reichweitenstark

Bei uns debattieren Spitzenpolitiker aus ganz Europa, Führungskräfte der Wirtschaft, namhafte Wissenschaftler, Top-Entscheider der Medienbranche, Vordenker aus allen gesellschaftlichen Bereichen sowie internationale und nationale Fachjournalisten. Wir haben bereits mehr als 600 Fachdebatten mit über 20 Millionen Teilnahmen online abgewickelt.

nachhaltig und budgetschonend

Mit unseren Fachdebatten setzen wir auf Nachhaltigkeit. Unsere Fachdebatten schonen nicht nur Umwelt und Klima, sondern auch das eigene Budget. Sie helfen, aufwendige Veranstaltungen und überflüssige Geschäftsreisen zu reduzieren – und trotzdem die angestrebten Kommunikationsziele zu erreichen.

mehr als nur ein Tweet

Unsere Fachdebatten sind mehr als nur ein flüchtiger Tweet, ein oberflächlicher Post oder ein eifriger Klick auf den Gefällt-mir-Button. Im Zeitalter von X (ehemals Twitter), Facebook & Co. und der zunehmenden Verkürzung, Verkümmerung und Verrohung von Sprache wollen wir ein Zeichen setzen für die Entwicklung einer neuen Debattenkultur im Internet. Wir wollen das gesamte Potential von Sprache nutzen, verständlich und respektvoll miteinander zu kommunizieren.