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Seilbahnen sind kein Allheilmittel

Wo die Stärken der Transportlösung liegen

Maike Puhe - Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) Quelle: ITAS Maike Puhe Wissenschaftliche MA Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) 14.06.2019
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Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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"Seilbahnen können für manche Einsatzzwecke im urbanen Raum eine interessante Option darstellen", sagt Maike Puhe vom Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS). Sie betont, dass bei der Planung die Problemlagen und Bedürfnisse vor Ort berücksichtigt werden sollten.







Eine ganze Reihe von Städten prüft die Errichtung von Seilbahn-Linien für den Personennahverkehr. Welche Vorteile bieten Seilbahnen im innerstädtischen Verkehr?
Seilbahnen können für manche Einsatzzwecke im urbanen Raum eine interessante Option darstellen, dazu zählt insbesondere die Überwindung von topographischen und baulichen Hindernissen, die Erschließung von Einrichtungen mit punktuell hohem Verkehrsaufkommen oder die Schließung von Lücken im ÖV-Netz. Seilbahnen sind platzsparend und je nach Situation günstig in Bau und Betrieb und versprechen dabei eine hohe Beförderungsleistung. In Bezug auf die Nutzung versprechen Seilbahnen als schwebendes Verkehrsmittel einen vergleichsweise hohen Erlebnisfaktor. Da sie aber in aller Regel nicht kurvengängig sind und Stationen aufwändig sind, können sie die Netzwirksamkeit von Bussen und Bahnen nicht ersetzen, das bestehende Angebot aber durchaus effektiv ergänzen oder verdichten.

Seilbahnen legen i.d.R. nur begrenzte Strecken zurück und machen dann ein Umsteigen in andere Verkehrsmittel erforderlich. Wie lassen sich Seilbahn-Konzepte sinnvoll in ein modernes Verkehrsnetz einfügen?
Um Seilbahnen sinnvoll in ein bestehendes Verkehrsnetz zu integrieren, sollte ein Einsatz von Anfang an als öffentliches Verkehrsmittel geplant werden. In unserer Studie haben wir festgestellt, dass dies bei früheren Planungen nicht immer gegeben war. Eine intelligente Verknüpfung mit anderen Verkehrsmitteln und komfortable Umsteigepunkte sind aber keine rein seilbahnspezifische Herausforderung, sondern bei allen anderen Verkehrsmitteln ebenfalls nötig. Bei der Planung sollten die Problemlagen und Bedürfnisse vor Ort berücksichtigt werden und im Vergleich mit Alternativen von Anfang an mit der weiteren Nahverkehrsplanung abgestimmt werden. Seilbahnen sind kein Allheilmittel, sondern brauchen Einsatzzwecke, bei der sie ihre spezifischen Vorteile auch ausspielen können.

Kritiker wenden zudem ein, dass die Zugänge zu den Kabinen für ältere Menschen oder Menschen mit Handicaps Probleme bereiten könnten. Was sagen Sie dazu?
Seilbahnen gelten als eines der barriereärmsten Verkehrsmittel. Anders als beispielweise beim Busverkehr ist die Ein- und Ausgangssituation genau definiert. So ist zwischen Bahnsteig und Kabine nur ein geringer Spalt und kein Höhenunterschied. Das Verlangsamen oder Anhalten der Kabinen ist im Bedarfsfall problemlos möglich. Die Barrierefreiheit hängt aber natürlich auch, wie bei anderen Verkehrsmitteln, an der Gestaltung der Stationszugänge und der Innenraumgröße der Kabinen.

Seilbahnen gelten nicht zuletzt als Attraktion für Besucher – inwieweit könnte der innerstädtische Verkehr dadurch zusätzlich ansteigen?
Es gibt die Sorge, dass Seilbahnen eine Attraktion darstellen und daher in der Summe mehr Verkehr entsteht. Ob und in welchem Umfang dies geschieht ist aber in der Planung steuerbar und sicherlich auch vom Einsatz der Seilbahn abhängig. So kann man bei einer Seilbahn, die als Anbindung touristisch attraktiver Gebiete mit großem Zubringerparkplatz geplant ist, von anderen Verkehrsströmen ausgehen als beispielweise bei der Anbindung einer Universität. Hier gilt wieder, dass eine Seilbahn nicht als isoliertes Projekt vorangetrieben werden sollte, sondern in Abstimmung mit der übrigen Nahverkehrsplanung.

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