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Seilbahnen können Lücken in Verkehrssystemen schließen

Wie sich die Gondeln in moderne Netze integrieren lassen

Günter Troy, Marktverantwortlicher Deutschland bei der Doppelmayr Seilbahnen GmbH Quelle: Doppelmayr Seilbahnen GmbH Günter Troy Marktverantwortlicher Deutschland Doppelmayr Seilbahnen GmbH 19.06.2019
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Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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"Für ein sinnvolles und modernes Verkehrskonzept ist es wichtig, die verschiedenen Verkehrsträger intelligent miteinander zu vernetzen", betont Günter Troy von der Doppelmayr Seilbahnen GmbH. Abgestimmte Fahrpläne und Förderleistungen, ein einheitliches Ticketsystem und kurze Umsteigewege sind aus seiner Sicht ausschlaggebend für die sinnvolle Integration von Seilbahnen in moderne Verkehrsnetze.







Eine ganze Reihe von Städten prüft die Errichtung von Seilbahn-Linien für den Personennahverkehr. Welche Vorteile bieten Seilbahnen im innerstädtischen Verkehr?
Seilbahnen sind sehr komfortable, leistungsfähige und flexible Verkehrsmittel. Sie eröffnen eine neue Verkehrsebene, wodurch sie vom restlichen Verkehr unabhängig sind. Sie ermöglichen direkte Verbindungen auch in dicht bebauten Gebieten und überwinden verschiedenste Hindernisse, wie Flüsse, Hügel oder Gebäude mit Leichtigkeit. Für die Fahrgäste stehen in den Stationen ständig Fahrzeuge zum Einsteigen bereit, daher ist ein Fahrplan nicht erforderlich und die Anbindung an andere Verkehrsträger leicht umsetzbar. Seilbahnfahrzeuge bieten ein hohes Maß an Komfort: Bis zu 35 Personen finden Platz in einer Kabine – aber auch Fahrräder, Kinderwagen, (Elektro-)Rollstühle können dank des barrierefreien Einstiegs komfortabel mitgenommen werden. W-LAN, Fahrgastinformationen, Klimatisierung, Heizung, ergonomische Sitzplatzkonzepte, etc. ergänzen das Angebot in urbanen Seilbahnkabinen.

Auch in der Umsetzung eröffnen sich entscheidende Vorteile: Seilbahnen sind rasch geplant und realisiert und beanspruchen nur punktuelle Baufelder für die Stationen und Stützen, an denen gleichzeitig gearbeitet werden kann. Die Verkehrsbehinderung während der Bauphase ist daher sehr gering. Stationen und Stützen brauchen nur wenig Platz und können je nach Standortbedingungen flexibel positioniert werden. Bei einer Seilbahn kommt ein Elektromotor zum Einsatz, wodurch sie als Verkehrsmittel sehr umweltfreundlich und energieeffizient ist. Der Antrieb wird im Vergleich zu anderen Verkehrsmitteln nicht mitgeführt, was zum einen Vorteile hinsichtlich des Energiebedarfs bringt und zum anderen den vergleichbar leisen Betrieb begünstigt.

Seilbahnen legen i.d.R. nur begrenzte Strecken zurück und machen dann ein Umsteigen in andere Verkehrsmittel erforderlich. Wie lassen sich Seilbahn-Konzepte sinnvoll in ein modernes Verkehrsnetz einfügen?
Die Einsatzmöglichkeiten von Seilbahnen sind sehr vielseitig und können ganz individuell geplant und umgesetzt werden. In Europa gibt es im urbanen Raum in der Regel einen funktionierenden öffentlichen Verkehr. Es müssen daher nicht komplette Verkehrsnetze neu aufgebaut werden, wie das in Südamerika der Fall ist, sondern punktuell Schwachstellen verbessert werden. Das Schließen von Lücken in Verkehrssystemen, das Verlängern von bestehender Infrastruktur oder das Verbinden von wichtigen Punkten in einer Stadt sind wichtige Funktionen, die eine Seilbahn übernehmen kann. Für ein sinnvolles und modernes Verkehrskonzept ist es wichtig, die verschiedenen Verkehrsträger intelligent miteinander zu vernetzen: Abgestimmte Fahrpläne und Förderleistungen, ein einheitliches Ticketsystem und kurze Umsteigewege zwischen verschiedenen Linien und Stationen sind dafür ausschlaggebend.

Kritiker wenden zudem ein, dass die Zugänge zu den Kabinen für ältere Menschen oder Menschen mit Handicaps Probleme bereiten könnten. Was sagen Sie dazu?
Seilbahnkabinen sind absolut barrierefrei. Mobilität für alle ist insbesondere für Verkehrsbetriebe ein zentrales Thema, das wir als Seilbahnhersteller selbstverständlich erfüllen. Ältere Menschen, Kinder, Passagiere mit Kinderwagen, Fahrrad oder Rollstuhl sind insbesondere im urbanen Kontext alltäglich. Der niveaugleiche Einstieg, die breite Türöffnung und die sehr langsame Fahrgeschwindigkeit im Einstiegsbereich ermöglichen es allen Fahrgästen, die Seilbahn komfortabel zu nutzen.

Auch bei der Gestaltung der Stationen wird auf Barrierefreiheit für mobilitätseingeschränkte Fahrgäste Rücksicht genommen. Viele positive Beispiele und Erfahrungen bestätigen die Barrierefreiheit der Seilbahn. Eines davon ist die Seilbahn Koblenz. Sie trägt nach den Kriterien der bundesweiten Kennzeichnung die Auszeichnung „Barrierefreiheit geprüft“.

Seilbahnen gelten nicht zuletzt als Attraktion für Besucher – inwieweit könnte der innerstädtische Verkehr dadurch zusätzlich ansteigen?
Durch die neue Ebene, die eine Seilbahn eröffnet, erleben die Fahrgäste eine Stadt ganz neu. Aus der Vogelperspektive bekommen sie besondere Blickbeziehungen zu ihrer Stadt – das ist sowohl für Einheimische, als auch für Touristen attraktiv. Öffentliche Verkehrsmittel werden generell von beiden Gruppen in Anspruch genommen – jedoch nutzen Pendler die Seilbahn zu anderen Zeiten als Touristen. Die Attraktivität für Touristen hängt sicherlich von der Strecke ab. Urbane Referenzprojekte, wie beispielsweise in London oder Koblenz haben gezeigt, dass Touristen sehr gerne Seilbahn fahren.

Die schwebende Fahrt über die Stadt als kontinuierliche und sanfte Fortbewegung entschleunigt die Fahrgäste – auf dem Weg zur Arbeit, in der Freizeit oder bei einem Städtetrip.

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