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Interview

„Schwarze Bildschirme muss niemand befürchten“

MDR-Intendantin Karola Wille fordert Kabelnetzbetreiber auf, die Kunden aus dem Konfl ikt herauszuhalten

Quelle: MDR Alexander Hiller Redakteur Meinungsbarometer.info 30.11.2012

Gibt es nach der Kündigung der Einspeiseverträge schon eine Lösung mit den Kabelnetzbetreibern oder drohen ab Januar schwarze Bildschirme beim Aufrufen derProgramme von ARD und ZDF?

Wille: „Schwarze Bildschirme“ muss niemand befürchten und zwar aus mehreren Gründen. Zum einen bezahlen die Kunden dieser Unternehmen ja für den Kabelanschluss und können folglich erwarten, dass dort die versprochene Leistung auch ankommt. Zum anderen darf man unterstellen, dass die Kabelnetzbetreiber selbst ein Interesse daran haben, dass Ihre Kunden zufrieden sind. Sie haben die „Kabelweitersenderechte“ erworben und verdienen Geld mit der Vermarktung der von uns angereicherten Programmangebote. Dass dies auch ohne Einspeiseverträge funktioniert, beweisen seit Jahren die vielen kleineren Kabelnetzbetreiber in Deutschland. Und schließlich hat der Gesetzgeber mit den sogenannten Must Carry-Regeln dafür gesorgt, dass die für die Meinungsvielfalt in Deutschland wichtigen Programme von Kabelnetzbetreibern weiterverbreitet werden müssen. Dazu gehören auch die gebührenfinanzierten Programme des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, die in ihren jeweiligen Sendegebieten geschützt sind. Um die Einhaltung der Must Carry-Regeln kümmern sind die Landesmedienanstalten. Falls Kabelnetzbetreiber tatsächlich bestimmte Programme künftig nicht mehr verbreiten, sollten sich die Zuschauer informieren, welche Alternativen für sie infrage kommen. Sämtliche öffentlichrechtlichen Programme sind in digitaler und vielfach auch in hochauflösender Qualität z. B. über Satellit (ASTRA), IPTV (Deutsche Telekom, O2, Vodafone) oder das Internet (Zattoo) verfügbar.

Fallen die Einspeiseentgelte weg, drohen den Verbrauchern jedoch höhere Kabelgebühren. Wie kann der Fernsehzuschauer aus dem Konfl ikt herausgehalten werden?

Eine solche Wechselwirkung zwischen Einspeiseentgelten und Kabelgebühren kann ich nicht erkennen. Unsere Programme machen die Produkte der Kabelnetzbetreiber doch erst interessant. Wer würde einen Kabelanschluss bestellen, bei dem die Hälfte der deutschen Programme nicht verfügbar ist? Wir machen die Vermarktung der Kabelnetzbetreiber mit unseren Programmen attraktiv. Kabel Deutschland hat z. B. gerade erst Halbjahreszahlen vorgelegt und dabei in einem Halbjahr (!) einen Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen (EBITDA) von 423 Mio Euro und einen Gewinn nach Steuern von 127 Mio. Euro. ausgewiesen. Ein Blick auf die Märkte im Ausland und auch auf die kleineren Kabelnetzbetreiber in Deutschland belegt: Dort werden von Programmveranstaltern keine Einspeiseentgelte gezahlt, die Unternehmen verdienen gutes Geld und dennoch sind die Kabelgebühren nicht höher als bei KDG, Unitymedia und KabelBW. Es liegt also an den Kabelnetzbetreibern, ihre Kunden aus dem Konfl ikt herauszuhalten.

Wie kann der Prozess der Digitalisierung im Kabel weiter beschleunigt werden?

Mit der Beendigung der analogen Satellitenausstrahlung am 30. April 2012 endete für die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten die Ära des analogen Fernsehens. Die Programmsignale werden seitdem nur noch digital bereit gestellt. Kabelnetzbetreiber müssen  für die analoge Kabelverbreitung die Signale zuvor von digital nach analog wandeln. Die exzellente Bild- und Tonqualität sowie die zahlreichen Zusatzdienste gehen dabei verloren. Die ARD hat deshalb ein Interesse daran, dass in nicht allzu ferner Zukunft alle Kabelkunden auf digitalen Empfang umstellen. Die Netze gehören aber den Kabelnetzbetreibern; sie müssen das also auch wollen und vorangehen.

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