Wenn es nach den Wünschen der Mobilfunkanbieter geht, haben UMTS und andere Vertreter der dritten Generation von Mobilfunkstandards schon bald ausgedient. Denn in aller Munde ist derzeit LTE (Long Term Evolution), die neue Zauberformel aus den Technikabteilungen von Telekom, Vodafone und ab 1. Juli auch von o2. So gilt die neue Technik als zukünftiger Standard für mobiles, breitbandiges Internet auf dem flachen Land. Mit ihrer Hilfe soll endlich Schluss sein mit der Zweiklassengesellschaft von Stadt und Land beim Surfen. Kaum gestartet, gab es jedoch reichlich Gezänk um den neuen Standard. Quelle des Unmuts war das vermeintliche Störpotential von LTE. Doch durch Endgeräte verursachte Störungen gibt es derzeit noch nicht, denn für das neue mobile Internet werden kaum Geräte auf dem deutschen Markt angeboten. Zwar hat LG im März sein erstes LTE-Handy vorgestellt und auch die Deutsche Telekom zeigte Anfang März ihren ersten WLAN-Router, der Daten per LTE-Mobilfunkverbindung empfängt, doch Ingrid Pilgram vom ZVEI (Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e.V.) bestätigt, dass „nach unserem Kenntnisstand noch kein Hersteller in Deutschland ein LTE-fähiges Mobiltelefon zum Verkauf anbietet“. Eigentlich paradox, denn die ersten LTE-Basisstationen laufen bereits im Regelbetrieb – und die Anbieter Vodafone und Telekom werben bereits damit, in diesem Jahr 2,6 Millionen LTE-Kunden versorgen zu können.
Selbst o2, das sein LTE-Netz am 1. Juli an den kommerziellen Start schickt, äußert sich kurz vor dem Start wenig offensiv. So ist für Markus-Oliver Göbel, Pressesprecher von Telefónica Germany, LTE derzeit lediglich eine stationäre DSL-Alternative. Denn die Kunden bei o2 können lediglich via LTE-Router mit bis zu 7,2 Mbit/s im Internet surfen. Ein LTE-Handy für den deutschen Markt hat dagegen auch bei o2 noch kein Hersteller angekündigt.
Auch der ZVEI rechnet mit entsprechenden Mobiltelefonen voraussichtlich erst gegen Ende 2011, Anfang 2012. „Wir wissen, dass derzeit Samsung und HTC bereits LTE-fähige Handys anbieten, allerdings nur für den amerikanischen Markt“, so Pilgram vom ZVEI. Solange muss sich der Endverbraucher wohl noch gedulden oder auf die kleine Auswahl an Routern und Surf-Sticks zurückgreifen. Immerhin kann man mit den kleinen Datensticks dann per Laptop mobil, mit Breitband-Geschwindigkeit surfen. Letztlich scheinen jedoch bei der Einführung des neuen LTE-Standards Anspruch und Wirklichkeit noch nicht so recht zusammenzupassen. Denn derzeit können die Geräteindustrie und die Mobilfunkanbieter kaum mit attraktiven Paketen auf dem neuen Markt punkten. Bis es soweit ist, bleibt LTE ein Mobilfunkstandard mit eher trüben Erfolgsaussichten.