Mit der Digitalisierung des Fernsehens verringert sich der Frequenzbedarf für die TV-Programmverteilung. Die frei werdenden Frequenzen kann man – so die vorherrschende Meinung – anderen Funkanwendungen zur Verfügung stellen oder gar versteigern. In Anbetracht der Milliarden Euro, die bereits bei der Versteigerung der UHF-Frequenzen erzielt wurden, wird weltweit das politische Interesse auch zukünftig entsprechend groß sein.
Doch wer ist – neben regierenden Politikern – eigentlich noch daran interessiert, dass die Rundfunkfrequenzen an neue Nutzer vergeben werden? Die Mobilfunkunternehmen verweisen auf einen deutlich gestiegenen Bedarf an Funkfrequenzen und prognostizieren als Trend einen erheblichen Anstieg. Ist es nicht ein enormer Zugewinn, überall erreichbar zu sein und an möglichst jedem Ort dieser Welt mit jedem kommunizieren zu können? Die Mobilfunker werden uns also auch in Zukunft diese neue Welt schmackhaft machen und zugleich die Befriedigung eines erheblichen „Frequenzhungers“ einfordern.
Dann gibt es noch eine andere Gruppe, deren Dominanz nicht zu unterschätzen ist. Die Giganten der Computer- und Internetwelt haben ebenfalls einen erheblichen Frequenzbedarf, der nicht immer deckungsgleich mit dem des Mobilfunks ist, sondern oft genug mit diesem konkurriert. Mit den Mobilfunkern gemein haben Google, Microsoft & Co. allerding das Interesse am UHF-TV-Spektrum.
Die Umsetzung der Digitalen Dividende, die wir gerade erleben, wird also – trotz anders klingender politischer Statements – nur der Anfang einer weiteren Verlagerung von Funkspektrum sein.
Denn der Blick über unsere Landesgrenzen hinaus zeigt, dass die Umverteilung von UHF-Funkspektrum ein internationales Geschehen ist. So hat die Weltfunkkonferenz bereits 2007 in der Region 3 (Asien) den gesamten UHF-TV-Fernsehbereich für Mobilfunkanwendungen geöffnet. Dieses Beispiel soll spätestens 2012 zur nächsten Weltfunkkonferenz auf weitere Regionen, möglichst auch Europa, übertragen werden – befürchten wir.
Was würde aber eine „Digitale Dividende 2“ für Rundfunk und Drahtlosanwender bedeuten? Zunächst werden der technische Aufwand zur hochqualitativen Nutzung des Spektrums und damit die Kosten der Produktion gesteigert. Später wird nicht mehr jede professionelle Produktion im gewünschten Umfang auf drahtlose Technik zugreifen können. Letztlich kann sich für eine Reihe von Anwendern die Grundsatzfrage nach dem Sinn weiterer unternehmerischer Tätigkeit mit drahtlosen Werkzeugen stellen. Das könnte existenzbedrohenden Charakter bekommen.
Die Anwender der drahtlosen Mikrofone sollten deshalb keinesfalls freiwillig das UHF-Spektrum aufgeben, sondern mit zunehmender Intensität auf den Bestand der bisherigen Frequenzzuweisung dringen. Bei stetig knapper werdendem Funkspektrum gewinnt die Darstellung und Interessenvertretung der Drahtlos-Anwender dabei signifikant an Bedeutung. Wir bitten deshalb alle Anwender dieser Technologie, unsere Sacharbeit zu unterstützen und unser Angebot zur weiteren Interessenvernetzung anzunehmen.