Menue-Button
Kolumne

“Radio wird die Killerapplikation”

Kolumne von Bernhard Hermann, SWR-Hörfunkdirektor

Bernhard Hermann, SWR-Hörfunkdirektor Quelle: SWR/Krause-Burberg Alexander Hiller Redakteur Meinungsbarometer.info 30.06.2005

Ist Radio die letzte analoge Insel in einer digitalen Medienwelt? Diese Frage höre ich in den letzten Monaten immer häufiger. Aber diese Frage geht von einer falschen Voraussetzung aus. Radio ist keine Insel, sondern ein Kontinent unserer Medienwelt. Wenn Sie so wollen´das “alte Europa“, das mit sich mit gutem Grund der analogen FM Technik bedient. Solange es keine digitale Technologie gibt, die nicht mindestens die Empfangsmöglichkeiten von FM bietet, gibt es keinen Umstieg. Wir sprechen dabei von scheinbar so selbstverständlichen Dingen wie mobilem oder portablem inhouse Empfang. DAB muss man wegen der bis zur Wellenkonferenz 2006 festgeschriebenen Begrenzung der Feldstärke und des damit verbundenen eingeschränkten Empfangs in geschlossenen Räumen leider vergessen. Nach der Wellenkonferenz stellt sich die Situation hoffentlich anders dar. Aber selbst dann werden Sie sich schwer tun, Millionen von Radiohörern, die mit der traditionellen Form von Radio sozialisiert wurden und an der Qualität von UKW nur wenig auszusetzen haben, sich ein neues Gerät zu kaufen (und wir reden über ca. 200 Mio. Radios in Deutschland). Einen harten Umstieg auf digitale Technik, wie jetzt beim analog terrestrischen Fernsehen zu DVB-T, kann es deshalb nicht geben.

Trotz allem beobachten wir mit großer Aufmerksamkeit eine Änderung des Mediennutzerverhaltens bei heute unter 20-Jährigen. 90% dieser Generation besitzen ein Handy. MP3 Player, iPods oder PDAs verzeichnen enorme Zuwachsraten. Alle diese Geräte wachsen zu einem zusammen und dieses Handheld wird natürlich auch Radio- und TV-Signale empfangen. Über welchen Verbreitungsweg das geschieht ist zunächst zweitrangig. In einem bin ich mir aber sicher: Radio wird die “Killerapplikation“ dieses Gerätes sein. Ein Radio, das dann neben Audio auch eine visuelle Seite haben wird. Ein Radio, mit dem der Hörer direkt per Rückkanal kommunizieren kann, das seine live gesendeten Beiträge, Nachrichten, Wetter oder Verkehrsservice auf Abruf wiederholt und dabei grafisch unterstützt. Solche Programme existieren bereits. Beim SWR Jugendradio DASDING wird in einer Redaktion ein Audioprogramm (DAB,FM), ein Online- Angebot und eine Fernsehsendung hergestellt. Alle diese Angebote sind inhaltlich verknüpft und werden auf getrennten Übertragungswegen angeboten.

Für viele lautet dabei die Schicksalsfrage: Gibt es noch einen genuinen Radioverbreitungsweg oder wird Radio zum Mehrwertdienst eines Mobilfunknetzbetreibers? Natürlich ist mir ein eigener Verbreitungsweg für Radio das Liebste. Wenn sich aber eine andere Lösung abzeichnet, dann sollten wir gelassen auf die Qualität unserer Programme bauen. Radio sollte in der Welt spielen in der sein Hörer zu Hause ist. Und wenn das Abspielgerät aussieht wie ein Handy mit TVMonitor wird es trotzdem die Funktion “Radio“ sein, die dem Gerät (s)eine spezifische Qualität verleiht.

Voraussetzung ist, dass wir unsere Programme multimedial weiter entwickeln können. Eine Beschränkung auf Audio würde bedeuten, sein Schicksal an UKW zu koppeln. Das wäre aber gleichbedeutend mit einem schleichenden Tod.

UNSER NEWSLETTER

Newsletter bestellen JETZT BESTELLEN

■■■ DIESE FACHDEBATTEN KÖNNTEN SIE AUCH INTERESSIEREN

Uwe Rempe

INITIATOR
Uwe Rempe
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info

Dipl.- Journ. Thomas Barthel

INITIATOR
Dipl.- Journ. Thomas Barthel
Founder & Herausgeber
Meinungsbarometer.info

Simone Ulrich

INITIATORIN
Simone Ulrich
Freie Journalistin
Meinungsbarometer.info

ÜBER UNSERE FACHDEBATTEN

Meinungsbarometer.info ist die Plattform für Fachdebatten in der digitalen Welt. Unsere Fachdebatten vernetzen Meinungen, Wissen & Köpfe und richten sich an Entscheider auf allen Fach- und Führungsebenen. Unsere Fachdebatten vereinen die hellsten Köpfe, die sich in herausragender Weise mit den drängendsten Fragen unserer Zeit auseinandersetzen.

überparteilich, branchenübergreifend, interdisziplinär

Unsere Fachdebatten fördern Wissensaustausch, Meinungsbildung sowie Entscheidungsfindung in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Medien und Gesellschaft. Sie stehen für neue Erkenntnisse aus unterschiedlichen Perspektiven. Mit unseren Fachdebatten wollen wir den respektvollen Austausch von Argumenten auf Augenhöhe ermöglichen - faktenbasiert, in gegenseitiger Wertschätzung und ohne Ausklammerung kontroverser Meinungen.

kompetent, konstruktiv, reichweitenstark

Bei uns debattieren Spitzenpolitiker aus ganz Europa, Führungskräfte der Wirtschaft, namhafte Wissenschaftler, Top-Entscheider der Medienbranche, Vordenker aus allen gesellschaftlichen Bereichen sowie internationale und nationale Fachjournalisten. Wir haben bereits mehr als 600 Fachdebatten mit über 20 Millionen Teilnahmen online abgewickelt.

nachhaltig und budgetschonend

Mit unseren Fachdebatten setzen wir auf Nachhaltigkeit. Unsere Fachdebatten schonen nicht nur Umwelt und Klima, sondern auch das eigene Budget. Sie helfen, aufwendige Veranstaltungen und überflüssige Geschäftsreisen zu reduzieren – und trotzdem die angestrebten Kommunikationsziele zu erreichen.

mehr als nur ein Tweet

Unsere Fachdebatten sind mehr als nur ein flüchtiger Tweet, ein oberflächlicher Post oder ein eifriger Klick auf den Gefällt-mir-Button. Im Zeitalter von X (ehemals Twitter), Facebook & Co. und der zunehmenden Verkürzung, Verkümmerung und Verrohung von Sprache wollen wir ein Zeichen setzen für die Entwicklung einer neuen Debattenkultur im Internet. Wir wollen das gesamte Potential von Sprache nutzen, verständlich und respektvoll miteinander zu kommunizieren.