Mobilfunk wird als der erwartete mobile Zukunftskanal der Rundfunkbranche wohl ausfallen. „Pläne, Rundfunk über LTE anzubieten, gibt es derzeit keine“, bestätigt Zoltan Bickel, Direktor LTE Kommerzialisierung bei Vodafone Deutschland. „Als Telekommunikations- und Mobilfunknetzbetreiber hat Vodafone die Frequenzen der Digitalen Dividende zur Nutzung für Telekommunikations-Dienste erworben und wird sie auch entsprechend nutzen“, begründet Bickel. Bereits im September hatte ein Verantwortlicher der Deutschen Telekom geäußert, man wolle sich nicht die Datenkanäle mit Rundfunksignalen verstopfen.
Bestätigt fühlen sich nun die Branchen-Experten, die vor zu großen Hoffnungen in die neue Technologie gewarnt hatten. „LTE ist sicher eine gute Möglichkeit, einige tausend joggende Zuhörer weltweit mit einem Radioprogramm zu versorgen“, schätzt Professor Albrecht Mugler, Vorstand der Mugler AG, ein. Auch Podcast-Anwendungen ohne anspruchsvolle Echtzeit-Anforderungen seien mit LTE denkbar. „Haben Sie jedoch die Absicht, interessante Fußballspiele live oder Inhalte mit hochauflösenden Bildern an sehr viele Nutzer in einem Empfangsgebiet gleichzeitig zu übertragen, benötigen Sie Rundfunktechnologien.“ Daran werde aufgrund der physikalischen Grenzen der Funkausbreitung absehbar kein Weg vorbeiführen. Auch die störungsfreie Übergabe zwischen LTE-Zellen und anderen Netzen sei technisch anspruchsvoll. „Darin liegt ein weiterer Vorteil von Rundfunknetzen: Einen Abbruch durch Überlastung einer Basisstation, also durch zu viele Zuhörer oder Zuschauer, gibt es dort nicht“, erläutert Mugler.
Auf die Vorteile des terrestrischen Rundfunks setzt auch Regiocast. Doch neben seinen Planungen zum nationalen Digital Radio will sich das Unternehmen offenbar alle Ausspielwege offen halten. So bezeichnet Geschäftsführer Erwin Linnenbach LTE weiterhin als geeignet, um Radio zu verbreiten. Er sehe keinerlei Bandbreitenprobleme, da Radio nur einen Bruchteil der Kapazitäten von LTE benötige. Die neue Mobilfunktechnologie sei eine weitere Distributionsform, „über die wir selbstverständlich in Zukunft auch Radio verbreiten werden“. Eine Gefahr, dass Programmveranstalter für „Radio per LTE“ an die Mobilfunker zahlen müssen, sieht der Regiocast-Chef nicht: „Warum auch? Erst die Inhalte machen ein Netz – in diesem Falle LTE – wertvoll.“ Bisher zahle vor allem der Kunde, der sich für ein Mobilfunkangebot mit einem entsprechenden Datentarif entscheidet. „Insofern ist jeder Mobilfunker gut beraten, Radio im Angebot zu haben.“
Auch der Pay-TV-Sender Sky hat seine Pläne für Fernsehen per LTE noch nicht begraben. Mit der Sport-App habe Sky ein Live-Angebot – zunächst noch über W-LAN – auf das iPad gebracht. Mobilfunk der dritten und vierten Generation sei da eine natürliche Weiterentwicklung, betont Dr. Armin Sieber. „Zusätzliche Bandbreite, wie sie LTE-Technologien versprechen, bieten auch zusätzliche Potenziale. Aus diesem Grund verfolgen wir die Entwicklungen im Bereich LTE mit Interesse und begrüßen den weiteren Ausbau“, erklärt der Leiter Unternehmenskommunikation.