In heller Aufregung sind derzeit die gut 60 lokalen Rundfunksender in Sachsen. Grund ist die Ankündigung der ProSiebenSat.1-Mediengruppe noch im Jahr 2012 im Kabelfernsehenzusätzlich zur nationalen Werbung, regionale Werbung zu schalten. Der Verbandsvorsitzende Sächsischen Lokalrundfunk (VSL) und Geschäftsführer der BCS Broadcast Sachsen GmbH & Co. KG, Tino Utassy, erklärt dem Meinungsbarometer Digitaler Rundfunk, „dass der Medienkonzern für seine Pläne, Deutschland infünf Regionen aufgeteilt hat.“ Geplant sei dann in den Hauptprogrammen des Senders jeweils regionalisierte Werbung auszustrahlen. Nach Einschätzung des sächsischen Lokalrundfunk-Chefs wird die Mediengruppe gezielt Werbekunden, wie Autohäuser, Brauereien und Möbelhäuser ansprechen, die bisher Werbespots aus Kosten- oder sonstigen Gründen nicht bundesweit gebucht haben. Das ärgert Utassy, schließlich bewege sich der große Mitbewerber dann genau in dem Marktumfeld, das bisher ausschließlich zur Kernzielgruppe des sächsischen Lokalrundfunks gehört habe.
Utassy, der selbst für 11 lokale Rundfunkanstalten, wie beispielsweise Radio Leipzig, die Verantwortung trägt, ist sich sicher,dass bei Umsetzung der Pläne eine regionale Werbemacht entstehen würde, „der wir fast nichts entgegenzusetzen hätten“. Sorgen macht dem Verbandsvorsitzenden vor allem aber die Tatsache, dass der große Mitbewerber um die Werbebudgets die Preise kaputt machen könnte. Denn Utassy ist sich ziemlich sicher, dass ProSieben günstigere Werbepreise, als die lokalen Rundfunkveranstalter aufrufen kann. Schon zum jetzigen Zeitpunkt rechnet der Verbandsvorsitzende daher mit einem Umsatzeinbruch für die lokalen Veranstalter von bis zu 20 Prozent. Außerdem sei zu bedenken, so der Radiomann, „dass Werbung wiederum Werbung zieht, so dass sich schlussendlich für den großen Konkurrenten der Werbemarkt aufgrund seines attraktiven Programmumfeldes eher potenzieren wird. Zudem müssen wir befürchten, dass schon bald andere Anbieter folgen könnten“.
Doch medienrechtlich ist den Plänen der ProSiebenSat.1-Mediengruppe im Freistaat Sachsen derzeit kaum zu begegnen. Das weiß auch Utassy, der derzeit „keinen erfolgversprechenden Weg aus der Misere sieht“. Außerdem sei der Zug wohl abgefahren, gegen die Pläne des Mediengigantenzu opponieren. Was Utassy nicht versteht, ist die Tatsachse, dass es kaum einen Widerstand aus den Reihen der öffentlich-rechtlichen Sender gäbe. „Schließlich könnte es denen ja auch nicht egals ein, wenn der regionale Werbemarkt in die Hände eines großen privaten Senders fällt.“ Für den sächsischen Lokalrundfunk lautet Utassys Parole, „ein attraktives Fernsehumfeld für die Werbekunden zu schaffen und sich noch stärker über bestimmte Zielgruppen zu definieren“.