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Olympiaberichterstattung vor Paradigmenwechsel

Wieso das Sportprogramm auf Tablets, Smartphones und Co. auswandert

Dr. Christoph E. Palmer, Geschäftsführer der Allianz Deutscher Produzenten – Film & Fernsehen e.V. Quelle: Allianz Deutscher Produzenten - Film & Fernsehen e.V. Dr. Christoph E. Palmer Geschäftsführer Produzentenallianz 22.07.2015
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Alexander Hiller
Redakteur
Meinungsbarometer.info
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Die neuen Olympia-Fernsehrechte ab 2018 sind ein "Paradigmenwechsel, der in seinen Auswirkungen noch gar nicht eingeschätzt werden kann". So sieht es der Geschäftsführer des maßgeblichen Verbandes der deutschen TV-Produzenten. Eines sei allerdings schon sicher, künftig spielt Olympia immer mehr auf mobilen Endgeräten, wie Tablets oder Smartphones.







Wie bewerten Sie das vorläufige Olympia-Aus von ARD und ZDF?
Im Moment sieht es so aus, als hätten die öffentlich-rechtlichen Sender 1,3 Mrd. Euro für den Zeitraum 2018–2024 gespart – immerhin knapp 200 Mio. Euro pro Jahr – allein für die Übertragungsrechte. Dazu kommen nicht ganz unerhebliche Kosten für Personal und Technik: 2012 sollen ARD und ZDF knapp 500 Leute nach London geschickt haben, 2008 in Peking sollen es sogar knapp 700 gewesen sein. Man kann aber davon ausgehen, dass die Sender Sub-Lizenzen erwerben werden, und die wird sich Dicovery bestimmt teuer bezahlen lassen. Eine Abschätzung der eingesparten Kosten ist daher seriös nicht möglich.

Was bedeutet das für die Zuschauer?
Die Zuschauer werden Olympia nicht mehr hauptsächlich bei ARD und ZDF sehen, sondern bei Eurosport, einem werbefinanzierten Spartensender, der in ganz Deutschland frei empfangbar ist, in manchen Regionen auch über DVB-T. Olympische Spiele, die nicht schwerpunktmäßig im öffentlich-rechtlichen Rundfunk gesehen werden, markieren einen Paradigmenwechsel, der in seinen Auswirkungen noch gar nicht eingeschätzt werden kann.

Welche Auswirkungen hat das Aus für die Medienwirtschaft und die deutschen TV-Produktionsfirmen?
Für klassische Fernsehproduzenten, wie sie die Produzentenallianz vertritt, kann ich keine Nachteile erkennen. Immerhin müssen Sendeplätze, die ansonsten für Olympia benutzt würden, anderweitig belegt werden.

Gerät der Fokus künftig stärker auf den Bereich Online-Bewegtbild, gerade was die Zweit- und Drittverwertungen betrifft?
Schon 2012 haben ARD und ZDF von den 900 Stunden olympischem Sportprogramm insgesamt lediglich 260 Stunden in den beiden Hauptprogrammen gebracht. Mit der fortschreitenden technischen Entwicklung bei mobilen Endgeräten wie Tablets und Smartphones wird der Online-Anteil sicher weiter steigen. Die Menschen gewöhnen sich daran, auch bei der Sport-Berichterstattung vom immobilen Fernsehempfänger immer unabhängiger zu sein. Zweit- und Drittverwertungen spielen bei Olympia keine so große Rolle, weil es bei derartigen Sportereignissen immer auch um das Live-Erlebnis geht, das Gefühl, direkt dabei zu sein.

Mit welchem Maßnahmenpaket kann die Allianz Deutscher Produzenten ggf. betroffenen Produktionsfirmen helfen, die vom Rechteverlust mittelbar betroffen sind?
Wie gesagt: Produktionsfirmen, wie sie die Produzentenallianz vertritt, entstehen keine direkten Nachteile daraus, dass ARD und ZDF bei den Olympia-Übertragungsrechten 2018–2024 diesmal nicht zum Zuge gekommen sind. Wie sich die Situation für Dienstleister-Produzenten darstellt, die für die Sender Sportübertragungen durchführen, kann ich nicht verlässlich abschätzen. Ich vermute aber, dass diese bei den kommenden Olympischen Spielen, die ja, soweit bereits vergeben – 2016 in Rio de Janeiro/Brasilien, 2018 in Pyeongchang/Südkorea und 2020 in Tokio/Japan – alle in Übersee stattfinden, eher nicht in größerem Umfang beauftragt würden.

 

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