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Nutzer kann Kontrolle durch Kleingedrucktes verlieren

Was Datenschützer an Amazon Echo bedenklich finden

Barbara Thiel, Die Landesbeauftragte für den Datenschutz Niedersachsen Quelle: LFD Niedersachsen Barbara Thiel Landesbeauftragte für den Datenschutz Niedersachsen Die Landesbeauftragte für den Datenschutz Niedersachsen 06.03.2017
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Alexander Hiller
Redakteur
Meinungsbarometer.info
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Da die von Amazon Echo oder dessen Amazon Echo dot erfassten Sprachdaten automatisch an die jeweiligen Server weitergeleitet werden, sieht Barbara Thiel, Landesbeauftragte für den Datenschutz Niedersachsen, die Geräte kritisch. Doch das sind nicht ihre einzigen Sorgen.







Ab sofort ist Amazons Sprachlautsprecher Echo auch in Deutschland erhältlich. Das Produkt löst große Diskussion in Bezug auf die Privatsphäre und Datensicherheit aus. Wie ist Ihre Meinung dazu?
Amazon Echo oder dessen kleiner Bruder Amazon Echo dot sind Audio-Geräte, die über mehrere Mikrofone verfügen, mit denen eine Spracherkennung durchgeführt wird. Im Unterschied zu den bisherigen Sprachassistenten können die neuen Geräte ohne einen aktivierenden Tastendruck ständig mithören und Daten weiterleiten. Die Geräte sind im Regelfall immer im Stand-by und „warten“ auf die Aktivierung mittels Codewort. Nach der Aktivierung werden sämtliche Gespräche im Raum und in der näheren Umgebung erfasst. Selbst Gespräche, die bei lauter Musik oder anderen Fremdgeräuschen geführt werden, können noch herausgefiltert werden. Die erfassten Sprachdaten werden automatisch an die jeweiligen Server weitergeleitet. Bekanntlich sind Wohnungen Räume der privatesten Gespräche zwischen oft mehreren Personen. Aus der datenschutzrechtlichen Perspektive sind die Geräte daher kritisch zu bewerten.

Hinzu kommt aus meiner Sicht noch Folgendes: Es ist nicht ausgeschlossen, dass auch ohne Aktivierung Gesprächsdaten übermittelt werden; der Anbieter behält sich dies „zur Verbesserung der Spracherkennung“ vor. Die Nutzer hätten in diesem Fall keine Kontrolle, ob und gegebenenfalls welche Informationen in welchem Umfang aufgenommen und wo diese gespeichert werden. Letztlich könnten damit auch sensible Gespräche ohne Steuerung durch die Nutzer und damit auch gegen deren Willen an den Anbieter übertragen werden. Auch das sehe ich äußerst kritisch. Im Übrigen kann auch eine missbräuchliche Bedienung dieser Geräte durch Dritte zu Abhörzwecken oder anderen Zwecken (wie z. B. Bestellungen) nicht völlig ausgeschlossen werden.

Der neue Sprachassistent in Boxenform ist nicht nur zum Musikhören, sondern ist als Einstieg ins Smart Home gedacht. Wird das Gerät die Heimelektronik für den Verbraucher revolutionieren?
Neben weiteren elektronischen Neuerungen stellen diese Geräte nur einen Teil der Smart Home-Welt dar. Insofern würde ich nicht von einer Revolution sprechen wollen. Allerdings stehen Audio-Geräte wie Amazon Echo für einen weiteren wichtigen Schritt hin zu einem vollständig vernetzten Zuhause.

Wie viel Macht sollten Verbraucher grundsätzlich neuen Tools, wie Amazons Echo geben?
Letztlich müssen Verbraucher selbst entscheiden, ob und in welchem Umfang sie diese Geräte nutzen wollen. Wichtig ist allerdings, dass die Risiken erkannt werden: Den Nutzern muss klar sein, dass sie bei der Verwendung dieser Geräte Daten übermitteln, auf die dann nicht nur sie selbst Zugriff haben.

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