Noch ist das Projekt gar nicht offiziell gestartet - bei den meisten deutschen Privatradios stößt der neue Radioplayer aber bereits jetzt auf breite Zustimmung. Das hat eine redaktionelle Umfrage des Meinungsbarometer Digitaler Rundfunk ergeben. Demnach begrüßen über 90 Prozent der Radiomacher die neue Radioplattform im Internet.
So ist für Mike Bröhl, Geschäftsführer Funkhaus Halle, der Radioplayer, im Unterschied zu den bereits etablierten Radioplattformen, wie radio.de oder TuneIn, die erste wirklich offene Plattform für alle in Deutschland lizenzierten Radioprogramme. „Gerade die Kombination aus Senderindividualität im Auftritt und auch Inhalt einerseits und der ersten wirklichen Homebase für Radio insgesamt auf allen digitalen Endgeräten scheint mir der richtige Schritt zu sein“, so Bröhl. Nach Einschätzung des Radiomachers aus Sachsen-Anhalt ist der Ansatz der Plattform auch deshalb erfolgversprechend, da er nicht wie bei den bestehenden Radioplattformen üblich, nur eine Vielzahl von Radioprogrammen mit vorgeschalteter Werbung verbreitet, sondern die Nutzung aus der Perspektive des jeweils genutzten Programms erfolgt und eben nicht auf der Beliebigkeit eines unübersichtlichen Programmangebotes.
Kritik am neuen Radioplayer kommt lediglich von Kultradio.fm aus Bayreuth. Nach Einschätzung von Andreas Enders, Geschäftsleitung von Kultradio.fm, wird es der Radioplayer sehr schwer haben, da er für seinen Geschmack wenig Neues bietet. Kritik äußert Enders in erster Linie an der Programmauswahl, die sich auf die von den Landesmedienanstalten lizenzierte Programme beschränkt. „Aus Sicht der beteiligten Hörfunkveranstalter und Vermarkter mag das ja Sinn machen - aus Sicht des Nutzers/Hörers ist die Herangehensweise eher zweifelhaft. Findet der Hörer seinen Lieblingssender nicht, wird für ihn der neue Radioplayer schnell uninteressant!“ Beanstandet werden von Kultradio.fm auch der generelle Zwang der Player-Einbindung auf der Sender-Homepage und die Kosten für eine Beteiligung. So gäbe es inzwischen erste Überlegungen für eine eigene Plattform mit echten Innovationen.
Wie es aus ARD-Kreisen heißt, wollen nun auch die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten beim Radioplayer mitmachen – erstmal für ein Jahr. Das bestätigte ein Sprecher dem Meinungsbarometer Digitaler Rundfunk. Doch zu welchem Preis?
Die Bedingungen hatten die ARD-Intendanten in ihrem Positionspapier zu Digitalradio Ende letzten Jahres festgelegt. So hatten die Senderchefs für die Teilnahme am Radioplayer als Voraussetzung genannt, dass sich die privaten Radioveranstalter stärker als bisher am Ausbau von DAB+ beteiligen. Konnte sich die ARD hier durchsetzen? Beim federführenden WDR hüllt man sich dazu trotz wiederholter Nachfrage in Schweigen.
Weiter bleibt so auch offen, wie die weiteren Modalitäten einer Beteiligung aussehen. Was kostet die Beteiligung und werden alle ARD-Programme künftig im Radioplayer zu finden sein? Ab wann? In welcher Art und Weise werden die Öffentlich-Rechtlichen den Radioplayer auf ihren Seiten einbinden, wenn überhaupt? Denn immerhin wird mit Gebührengeldern dann Werbung für kommerzielle Sender gemacht. Ist das erlaubt? Und was passiert, wenn die ARD das Projekt nicht verlängert? Wie wird dann der jetzt schon zu vermutende Reichweitengewinn mit den privaten Sendern abgerechnet?