Rockland startet ein Pilotprojekt DAB+: Als diese Nachricht auf dem Medientreffpunkt Mitteldeutschland 2008 die Runde machte, bekam Michael Richter vom Projektbüro Digitaler Rundfunk der Medienanstalt Sachsen-Anhalt viel positives Feedback. Spekulationen zu den Inhalten des Projektes gab es seitdem viele, nun ist es Zeit für ein erstes Resümee. Fast ein Jahr lang haben die Projektverantwortlichen in Halle Empfangsgeräte und Encoder ausgiebig getestet. Sie fanden heraus, welche Datenraten und Formate funktionieren.
„Es gab ja viele Mutmaßungen zu unseren Projektinhalten“, kommentiert Michael Richter. „In erster Linie haben wir technische Vorzugsvarianten für Musikprogramme gefunden und Spielarten für Wort- und Serviceprogramme. Die Gerätehersteller erhielten Hinweise, wenn erforderliche Softwarekonfigurationen nicht berücksichtigt waren.“ Ob sich die Übertragungskosten pro Programm reduzieren lassen, könne mit dem Pilotprojekt allerdings nicht genau beziffert werden. Die Diskussion um Sparpotenziale gleiche ohnehin einer Gratwanderung, urteilt Michael Richter. Einerseits könnten viel mehr Programme übertragen werden, was die technischen Übertragungskosten für einzelne Programme sicherlich begünstigen könnte. „Aber gleichzeitig werden sich mit dem Einzug digitaler Programme noch mehr Anbieter die zu erwirtschaftenden Erlöse im Verbreitungsgebiet teilen müssen“, schätzt Richter ein. Das könne vor allem auf lokaler und regionaler Ebene problematisch werden.
Im Frühjahr wurde im Magdeburger Funkhaus die technische Ausrüstung installiert, mit der die Radiomacher nun DAB+ auch im laufenden Programm testen können. Inhaltliche Spielräume seien im bisherigen Testbetrieb noch nicht ausgelotet worden, weil das Augenmerk zuerst auf der technischen Seite lag, erklärt Jens Kerner, Unternehmenssprecher der VMG Mediengruppe radio SAW/Rockland. „Uns interessiert vor allem, welche Leistungsfähigkeit DAB+ hat und ob wir auf diese Übertragungstechnologie als Hörfunkveranstalter setzen können. Unsere Ergebnisse hierzu sind ermutigend“, so Kerner. „Wenn der Regelbetrieb läuft, soll auch das Programm erweitert werden. Dafür liegen schon viele gute Ideen in der Schublade bereit.“ Zum Beispiel könne bei Rock-Events das Programm gesplittet werden: Über DAB+ kann der Nutzer das Konzert live mit verfolgen oder er bleibt beim normalen Tages-Programm, das weiter über DAB eingespeist wird.
Im Laufe des Pilotprojektes wird noch ein weiterer Programmveranstalter - entweder 89.0 RTL oder Radio Brocken - die Möglichkeit bekommen, sein Programm im DAB+-Format zu versenden.
Und in Sachsen startet im Mai ein ähnliches Pilotprojekt, das die Sächsische Landesanstalt für privaten Rundfunk und Neue Medien (SLM) mit dem Mitteldeutschen Rundfunk initiiert. Hier will Rockland Sachsen-Anhalt die gesammelten Erfahrungen einfließen lassen, kündigt Michael Richter an. Neben den technischen und inhaltlichen müssten die Veranstalter noch einige organisatorische Fragen klären, um den Siegeszug von Digital Radio vorzubereiten, ist Richter überzeugt: „Neben der Durchdringung des Marktes mit Geräten in möglichst kurzer Zeit ist die Kommunikation eine der Hauptaufgaben für die kommenden Monate.“ Unabhängig von diesen „Hausaufgaben“, die noch zu erledigen seien, hätten sich die Mühen des Testbetriebes bei Rockland Sachsen-Anhalt aber bislang gelohnt.